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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Der schnellste Weg dorthin führt durch Garden City. Der Fahrer wollte erst anders fahren, doch schliesslich stimmte er widerwillig meiner Route zu.
    Â»Was haben Sie denn gegen Garden City?«, fragte ich ihn. »Sind Sie etwa für Samâlik?«
    Â»Nein, ich bin für gar keine Mannschaft, Fussball interessiert mich nicht. Ich fahre dort einfach nicht gern durch.«
    Â»Warum denn nicht?«
    Â»Letzten Monat wurde ich dort übers Ohr gehauen.«
    Â»Was ist denn passiert?«
    Â»Ein eleganter Mann stieg bei mir ein. Der sah aus wie aus einer reichen Familie, sehr gut angezogen. Er stieg in Samâlik ein und wollte nach Maâdi. Ich sagte: ›Geht klar‹, und wir fuhren los. Plötzlich meinte er: ›Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern über Garden City fahren, um dort für meine Schwester ein Medikament zu kaufen. Dann können wir weiter nach Maâdi fahren.‹ – ›Kein Problem‹, sagte ich. In Garden City hielten wir vor einer Apotheke, er stieg aus, kam aber gleich zurück. ›Wir müssen zurück nach Samâlik oder schnell nach Maâdi fahren. Ich habe mein Portemonnaievergessen.‹ – ›Kein Problem, Sie wohnen doch in Maâdi?‹, fragte ich. ›Ja‹, antwortete er. ›Dann bezahle ich Ihnen jetzt die Medizin, und wenn wir in Maâdi ankommen, geben Sie mir das Geld zurück.‹ Das Medikament kostete zweiundvierzig Pfund, also gab ich ihm fünfzig. Er kaufte es und kam mit einer Tüte aus der Apotheke. Schon nach ein paar Metern sollte ich abermals vor einem Gebäude anhalten. ›Ich komme gleich wieder‹, sagte er. Ich wartete dort eine halbe Stunde. Nichts. Ich ging in das Gebäude, um ihn zu suchen. Nichts. Ich ging zurück zur Apotheke und beschrieb den Mann. Der Apotheker erinnerte sich. ›Ja, er hat für fünfzig Piaster Aspirin gekauft und eine Tüte verlangt, damit er sich den Namen der Apotheke merken könne.‹
    Seither hasse ich es, durch diese Strasse zu fahren, denn sie erinnert mich daran, was für ein Idiot ich bin.«
    Die zweite Geschichte ist ein Klassiker. Unzähligen bedauernswerten Fahrern dürfte genau das Gleiche widerfahren sein. Der Chauffeur, der sie mir erzählte, verfügt über langjährige Erfahrungen – er fährt seit 1966 Taxi –, aber mit Betrügern kennt er sich offenbar nicht aus. In aller Kürze: Ein Kunde wollte das Taxi einen halben Tag lang für einhundert Pfund mieten. Der Fahrer akzeptierte, da das allemal besser war, als den ganzen Tag nach Kunden Ausschau zu halten. Er fuhr ihn in ganz Kairo herum. Schliesslich bat ihn der Mann, vor einem bestimmten Gebäudeanzuhalten und fünf Minuten auf ihn zu warten. Natürlich entdeckte der Fahrer später, dass das Gebäude einen zweiten Ausgang hatte.
    An diesem Tag, zum ersten Mal seit vielen Jahren, weinte der Fahrer über seine Dummheit und vergebliche Mühe. Den Rest des Tages verbrachte er damit, einen Verwandten zu finden, der ihm die fünfzig Pfund leihen würde, die er dem Besitzer des Taxis als Tagesmiete schuldete. »Schliesslich kann der ja nichts dafür, dass ich ein Idiot bin«, meinte er. Und fügte hinzu: »Die Welt von heute besteht aus grossen und kleinen Fischen, und alle fressen sich gegenseitig.«
    Bedürftigkeit und Not haben die Menschen in gefrässige Fische verwandelt. Wo auch immer ich mich in Kairo aufhalte, steigt mir ein Gestank nach verdorbenem Fisch in die Nase. Inzwischen sehe ich sogar in Pfützen und in den Abflussrinnen der Strassen Piranhas, bereit, mich jeden Moment anzufallen.

38
    Ich war auf dem Safîrplatz in Heliopolis. Ich liess ein Taxi und ein zweites vorbeifahren, bis ich schliesslich das dritte anhielt. Kaum hatte ich mich neben den Fahrer gesetzt, fragte er mich, warum ich nicht eines der Taxis vor ihm genommen hätte. Ich sagte zu ihm, dass ich neue Autos wie Suzuki oder Hyundai nicht besonders mochte, weil sie zu klein für mich seien, und dass ich alte Wagen vorzöge, wie seinen Fiat 1400 oder den Peugeot 504.
    Der Fahrer wurde nostalgisch und begann von den guten alten Zeiten zu reden. Damals seien Taxis eine Seltenheit gewesen, heute dagegen müsse er Dutzende Runden drehen, bevor er überhaupt einen Kunden finde.
    Â»Alles begann mit dem Erlass, dass jeder alte Wagen in ein Taxi umgewandelt werden kann. Daraufhin machte Krethi und Plethi aus

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