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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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einen Tag lang ausruhen und Doms Jack-Daniels-Flasche am Lagerfeuer leermachen. Und ein paar Zigaretten rauchen. Und dann besorge ich uns eine Rückfahrmöglichkeit nach Gällivare. Wenn wir heute Nachmittag durch den Wald gehen, sind wir auch besser vor dem Regen geschützt, der ja ganz offensichtlich nicht aufhören will.« Hutch blickte in den Himmel und dann zu Dom und Phil, den beiden geduckten Gestalten in Gore-Tex-Jacken, die sich jetzt schweigend ein Stück entfernt hingesetzt hatten. »Die beiden kommen jedenfalls nicht mehr weit. Ich fürchte, unsere Expedition ist heute schon mehr oder weniger beendet.«
    Luke biss die Zähne zusammen. Sein Gesicht war total angespannt. Er senkte den Kopf, als er merkte, wie Hutch ihn prüfend anschaute.
    Hutch war erschrocken über den ungeheuren Zorn, der sich seit einiger Zeit in Luke angesammelt hatte. Die regelmäßigen Telefonate, die meistens von Luke ausgingen, hatten zuletzt immer in Wutausbrüchen geendet. Er schien Schwierigkeiten zu
haben, seine Aggressionen zu kanalisieren, und verlor ständig die Beherrschung. »He, reg dich ab!« Luke erstarrte. Hutch zwinkerte ihm zu. »Darf ich dich mal um einen großen Gefallen bitten?«
    Luke nickte, blickte dabei aber misstrauisch drein.
    »Wie gesagt, entspann dich einfach ein bisschen.«
    »Geht klar.«
    »Ich weiß, dass denen die richtige Einstellung fehlt. Vor allem Dom. Aber die spüren jetzt beide, wie anstrengend es ist. Und nicht nur das. Sie haben auch mit anderen Dingen zu kämpfen.«
    »Womit denn? Mir gegenüber haben sie nie etwas erwähnt.«
    Hutch zuckte mit den Schultern. Er spürte, wie enttäuscht Luke war, dass niemand ihn über die familiären Probleme von Dom und Phil aufgeklärt hatte. »Na ja … die Kinder und all das. Weißt du, Doms Jüngster hat ziemliche Probleme. Und Phils Frau macht sich ständig Sorgen um ihren Mann. Die haben beide eine Menge Ärger zu Hause, wenn du mich fragst. Also bleib lieber locker, das ist besser.«
    »Schon gut, mach dich nicht verrückt.«
    »Lass uns das einfach positiv sehen«, sagte Hutch, um das Thema zu wechseln. »Wenn wir diese Abkürzung nehmen, dann haben wir einen Tag länger für Stockholm, bevor wir zurückfahren. Die Stadt wird dir garantiert gefallen.«
    »Denke ich auch«, sagte Luke.
    »Aber?«
    Luke zuckte mit den Schultern und blies den Rauch durch die Nase. »Im Augenblick folgen wir einem Weg, den wir auf der Karte sehen können. Im Wald ist das was anderes. Da sind wir jenseits der ausgewiesenen Pfade, und es gibt keine Wegmarkierungen. «
    »Das wird ganz locker, glaub mir. Wart nur ab, bis wir erstmal drin sind. Das ist ein Nationalpark. Völlig unberührt. Ein jungfräulicher Wald.«

    Luke tippte mit dem Zeigefinger auf die Karte. »Mag sein … aber du weißt nicht, wie der Boden dort ist. Diese Felsen hier sind wenigstens flach und fest. Aber da sind auch Moore. Sieh mal. Hier. Und hier.«
    »Wir werden gar nicht in ihre Nähe kommen. Wir schlängeln uns einfach hier an der schmalsten Stelle zwischen den Bäumen hindurch. Das dauert ein paar Stunden und voilà … schon kommen wir auf der anderen Seite wieder raus.«
    Luke sah ihn fragend an. »Bist du sicher? Niemand weiß, dass wir diesen Weg genommen haben.«
    »Das spielt doch keine Rolle. Das Umweltamt war ja auch geschlossen, als wir losgegangen sind, und ich habe nicht in ihrem Büro in Porjus angerufen. Aber das ist doch kein Problem. Solche Vorsichtsmaßnahmen gelten vor allem für den Winter. Jetzt haben wir gerade mal Herbstanfang. Schnee oder Eis gibt es nirgendwo. Vielleicht sehen wir sogar ein paar interessante wilde Tiere da drin. Außerdem können die beiden Dicken da keine zwei Tage mehr laufen. Nicht mal auf weichem Boden halten die das durch, geschweige denn auf Felsgrund. Mit dieser Abkürzung halbieren wir die Strecke. Uns steht in jedem Fall ein anstrengender Fußmarsch am Nachmittag bevor. Und morgen bräuchten wir noch einen ganzen Tag und einen Abend, um bis Porjus zu kommen. Schau dir die zwei an. Die sind fertig, Kumpel.«
    Luke nickte und blies zwei Rauchwolken durch die Nasenlöcher. »Du bist der Boss.«

2
Vier Stunden, zwanzig Minuten später
    Abgestorbene Zweige knackten unter ihren Sohlen, Holzstücke wurden aus dem Weg gekickt. Äste, die zur Seite geschoben wurden, schnellten zurück, den Nachfolgenden ins Gesicht. Phil stolperte und fiel in die Brennnesseln, stand aber klaglos wieder auf und eilte weiter, um die anderen einzuholen, die mittlerweile

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