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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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was ihr nicht könnt. Ja, an das, was ihr nicht könnt. Weil es euch nicht erlaubt wird.«
    Dom schüttelte den Kopf.
    Phil sagte leise: »So ein Quatsch.«
    Dom schaute Luke erneut an und bemühte sich, seine gute Laune zu verbergen. »Und deshalb versuchst du jedes Mal, wenn wir zusammenkommen, uns unter die Nase zu reiben, was für ein toller Hecht du bist. Weil das alles ist, was du hast. Eine Entwicklungsstörung ist nicht gerade das, wovon ich in meinem Leben träume.«

    »Ach. Wenn man seinen Neigungen nachgeht, keine Kompromisse macht, dann ist das in deinen Augen nichts als Scheitern und Drückebergerei?
    »Hör ihn dir an«, sagte Phil leise, aber es schien die erste halbwegs engagierte Stellungnahme von ihm zu sein, seit er am Nachmittag vor der Kirche verzweifelt zu schreien begonnen hatte. »Dabei verdient er gerade mal zwei Pfund fünfzig und wohnt in einem Dreckloch, das man eigentlich schon im zweiten Jahr an der Uni hinter sich gelassen haben sollte.«
    »Es nervt euch«, stellte Luke fest. »Es macht euch richtig fertig. Weil ihr verbittert seid und missgünstig. Aber es ist doch nicht meine Schuld, wenn ihr euch von eueren dämlichen Ehefrauen an die Kandare nehmen lasst.«
    Dom schnaubte. »Billige Schlampen vögeln und wie ein Penner leben. Na klar, mit dir möchte ich sofort tauschen. Wohin bist du denn mit deinen Schallplatten und deinem Musikjournalismus gekommen, hm? In so ein heruntergekommenes Viertel wie Finsbury Park.«
    »Wieso sind eigentlich alle Frauen, mit denen ich mich treffe, billige Schlampen? Die aufgetakelten Nutten, mit denen ihr euch zusammengetan habt, die sind natürlich was Besseres. Aber was denn eigentlich … begehrenswert? Solide, anerkannt?«
    Hutch schüttelte den Kopf, aber in der Dunkelheit war es schwer zu sagen, ob er vor sich hingrinste oder angespannt war. »He, Jungs, ich glaube, ihr seid allesamt auf dem Holzweg.«
    Aber niemand hörte auf ihn. Sogar von ihm fühlte Luke sich jetzt angegriffen, weil er die ganze Zeit versuchte, Dom in Schutz zu nehmen. Immer verteidigte er ihn. Wussten sie denn, was das für einen Eindruck machte? »Geld«, fuhr Luke fort. »Das ist der einzige Wert, den ein Mensch vorzuweisen hat, richtig? Nur das, was er verdient, ist wichtig?«
    »Na ja, immerhin ist das schon was und auf jeden Fall besser als gar nichts.«

    »Und das einzige Kriterium, mit dem du heutzutage andere Menschen misst. Was sie besitzen und verdienen. Was für ein armseliger Trottel du doch geworden bist. Und jetzt erzähl mir nicht, dass du glücklich bist, Alter. Mach dir doch selber nichts vor, ich glaub’s dir sowieso nicht. Ich hab dich doch auf der Hochzeit von Hutch gesehen. Wie oft hast du dich da mit Gayle gestritten?« Er schaute Phil an. »Und du mit Michelle? Hm? Sie hat ein Gesicht gezogen wie eine Bulldogge, die eine Wespe verschluckt hat. Ich wäre schon vor Jahren mit den beiden fertig gewesen. Hätte sie zusammen mit den Müllsäcken vor die Tür gestellt. Anstatt sie zu heiraten. Was habt ihr euch denn bloß davon versprochen? Ich sitze lieber auf der Straße, als mir ihre dämlichen Visagen einen einzigen Abend lang anzuschauen.«
    Hutch legte eine Hand auf Lukes Wadenmuskel und drückte feste zu. »Luke, Luke, du gehst zu weit. Viel zu weit.« Dann stand Hutch hastig auf und sagte an alle gewandt: »Jungs, ich hab die Schnauze voll von euch. Erinnert mich daran, dass ich nie mehr einen Raum betrete, in dem ihr zusammensitzt. Als hätten wir hier nicht schon genug Probleme. Mensch, Leute, schaut euch doch mal um. Wir sitzen hier richtig tief in der Scheiße.« Er stapfte davon zwischen die Bäume, um zu pinkeln.
    »Und wer ist wohl daran schuld?«, rief Dom hinter ihm her. Luke hatte nicht das Gefühl, dass die Sache schon erledigt war oder dass er sich deutlich genug ausgedrückt hatte. »Wenn wir erstmal hier raus sind, geht jeder am besten seinen eigenen Weg.«
    »Tja, was dich betrifft, würde ich dem auf jeden Fall zustimmen. Mit dir will ich nichts mehr zu tun haben. Da kannst du dir ganz sicher sein«, sagte Dom hämisch mit einem triumphierenden Unterton, der Luke daran erinnerte, wie gut es getan hatte, seine Fresse mit den Fäusten zu bearbeiten.
    »Ganz meine Meinung.«
    »Wir sind doch bloß campen gefahren, weil du so pleite bist. Ich und Phil und Hutch wollten eigentlich irgendwohin, wo es
warm ist, aber du konntest dir das ja nicht leisten. Wir dachten an Ägypten und wollten im Roten Meer tauchen. Jetzt sehen wir also, was

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