Im Todesnebel
erst möglich machten, weiter ausbauen zu können.
Also verfiel er auf das verbreitetste Betrugsverbrechen der Welt – er legte eine Versicherungsgesellschaft herein. Daß er das im Namen der Wissenschaft tat, erleichterte ihm den Entschluß wahrscheinlich. Und was hatte er denn auch zu verlieren? Er, Lavella und Roblemann wollten mit dem herrschenden Establishment ohnehin nichts mehr zu tun haben. So fuhr er also mit der
Explorer
zurück in die Vereinigten Staaten und belud sie mit irgendwelchem wertlosen Zeug, das er aber so hoch wie nur möglich versicherte. Das Schiff war selbstverständlich längst umbenannt worden, und auch der Eignername wurde gefälscht.
Dann brachte er das Schiff zurück nach Kanoli, wo er sämtliche Ventile öffnen ließ und somit selbst zum ersten Opfer des Pacific Vortex wurde.
Natürlich führte ihn sein nächster Weg zu der Versicherung, die die Police über die Ladung ausgestellt hatte. Der Betrug war so glatt über die Bühne gegangen, daß Sie, Delphi, nachdem die drei Wissenschaftler gestorben waren und keine Einwände mehr geltend machen konnten, das System zu einem großen Geschäft ausbauten. Nur daß Sie die Methode weiterentwickelten. Sie benutzten jetzt Schiffe, die Ihnen nicht gehörten. Ihre Beute war schon allein deshalb viel größer, weil Sie ja keine Unkosten mehr für das Schiff hatten. Sie müssen unglaublichen Profit damit gemacht haben. Dabei lief die Sache jedesmal lächerlich einfach ab. Sie ließen ein paar Leute auf einem Handelsschiff anheuern, das von den Staaten nach Asien oder nach Indien fahren sollte. Warum es ein westlicher Kurs sein mußte? Weil die westlichen Schiffahrtswege direkt durch ihren Hinterhof führen. Aber nicht nur die günstige Lage von Kanoli spielte eine Rolle, nein, die Waren trugen außerdem den schönen Stempel MADE IN USA, und der gilt auf sämtlichen asiatischen Schwarzmärkten als Gütesiegel. Das einzige, was Ihre Leute nun zu tun hatten, war, das Schiff um einige wenige Grad von seinem Kurs abzubringen, dem Maschinenraum ›Alle Maschinen stopp‹ zu signalisieren und zu warten, bis Sie und Ihre Piraten an Bord geklettert kamen, um die arme Besatzung niederzumetzeln. Das Schiff verschwand spurlos. Wie war das möglich? Die Leichen wurden mit Gewichten versehen und über Bord geworfen, das Schiff bekam einen neuen Anstrich, und ein paar auffällige Decksaufbauten wurden verändert. Schon hatten Sie ein neues Schiff. Jetzt war es eine Kleinigkeit, die Fracht auf die internationalen Schwarzmärkte zu bringen. Es sei denn, die Ware ließ sich zu leicht identifizieren und ihr Weg zurück verfolgen. In diesem Fall haben Sie einfach alles ins Meer werfen lassen. Doch das Schiff ließen Sie in jedem Fall unter einem neuen Namen neu registrieren. Es unternahm ein paar ganz gewöhnliche Handelsfahrten, bis Sie es schließlich wieder hoch versicherten und über Ihrem Unterwasserberg versenkten.
Das hatte auch den Vorteil, daß Sie die Wracks ausschlachten konnten, wenn ein neues Opfer umgebaut werden mußte. O mein Gott, wie hätten die spanischen Freibeuter Sie um Ihre Organisation beneidet, Delphi. Neben dem, was Sie sich ausgedacht haben, wirkt alle Piraterie, die die Seefahrtsgeschichte kennt, wie schlichter Taschendiebstahl. Ja, Sie haben sogar die halbe Welt dazu gebracht, zu glauben, daß hier über unseren Köpfen über dreißig Schiffe auf Grund liegen, dabei stimmt wohl eher die halbe Zahl. Denn jedes der Schiffe wurde ja zumindest zweimal als vermißt gemeldet. Das erste Mal unter seinem richtigen Namen, und dann noch einmal, wenn Sie es schließlich unter dem gefälschten versenkten.«
»Sehr eindrucksvoll, wirklich.« Der spöttische Ton seiner Stimme wurde von dem unübersehbaren Staunen in Delphis Augen Lügen gestraft.
»Doch erst die Geschichte mit der
Lillie Marlene
setzte dem Ganzen die Krone auf«, fuhr Pitt unbeirrt fort. »Die Sache wurde allmählich brenzlig für Sie. Zu viele Privatjachten tauchten in der Nähe Ihres Unterwasserbereiches auf, um auf Schatzsuche zu gehen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der erste Tiefenmesser oder das erste Sonar die Umrisse eines der Wracks erfassen würde. Nur deshalb kochten Sie die Geschichte mit der
Lillie Marlene
aus, um endlich wieder Ruhe vor der Haustür zu haben. Die Küstenwache, die Navy, die Handelsmarine, wirklich jeder ließ sich von den unheimlichen Entdeckungen an Bord der kleinen Jacht beeindrucken. Sie würden zweifellos auch einen hervorragenden
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