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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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erwiderte Pitt mit ruhiger Stimme.
    »Ich weigere mich, untätig zuzusehen, wie ein schrecklicher Fehler begangen wird.«
    Noch nie war es Hunter in seiner dreißigjährigen Dienstzeit bei der Navy passiert, daß ein Untergebener den Gehorsam verweigerte. Und jetzt wußte er nicht, wie er reagieren sollte.
    »Ich kann Sie einsperren lassen, bis Sie sich wieder abgekühlt haben« war die einzige Antwort, die ihm einfiel.
    »Sie können es ja mal versuchen«, antwortete Pitt mit eisiger Stimme. »Ich habe recht, und Sie haben nicht ein einziges stichhaltiges Argument. Wenn wir Moran oder Delphi, oder wie er sich vielleicht sonst noch nennen mag, morgen töten, und übermorgen verschwindet wieder ein Schiff in dem Seegebiet, dann werden unsere Fragen nie eine Antwort finden. Und wenn im Laufe der nächsten Jahre weitere Schiffe verschwinden, dann werden wir unsere Suche nach einer Erklärung wieder ganz von vorn beginnen können. Nichts wird uns bleiben, außer der nagenden Gewißheit, daß wir im entscheidenden Moment versagt haben.«
    Hunter starrte Pitt stumm an. Wäre dieselbe Situation zwanzig Jahre früher eingetreten, dann hätte zweifellos er selbst auf der anderen Seite des Schreibtischs gesessen und seine Karriere, ohne zu zögern, für etwas, von dem er zutiefst überzeugt war, aufs Spiel gesetzt. Ein Schiff endgültig aufzugeben, wie jetzt die
Starbuck,
lief allen Traditionen zuwider, denen er sich seit seinem ersten Tag auf der Marineakademie verpflichtet gefühlt hatte. Und trotzdem, noch nie in seinem Leben hatte er einen Befehl
nicht
befolgt. Obwohl es Situationen gegeben hatte, in denen er sich den Mut dazu gewünscht hätte. Vielleicht gab es wirklich noch eine Chance, eine winzig kleine, so gut wie aussichtslose Chance. Ein Satz von Admiral Sandecker über Pitt fiel ihm wieder ein: Mit diesem Mann ist so gut wie alles möglich.
    Er traf seine Entscheidung. »Also schön, ich gebe Ihnen freie Hand. Wie wir das Washington erklären, darüber sorgen wir uns später. Aber wie Ihr Plan auch aussehen mag, ich hoffe nur, er erweist sich als gut.«
    Pitt entspannte sich. »Kurz gesagt, denke ich mir folgendes: Wir bringen eine U-Boot-Besatzung in die
Starbuck
und schicken eine Kampfeinheit Marines mit dem Befehl los, Delphis Sender vor fünf Uhr morgen früh auszuschalten.«
    »Das ist leichter gesagt als getan«, murmelte Hunter. »Uns bleiben dafür nicht einmal mehr fünfzehn Stunden.«
    Pitt ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er antwortete.
    Als er wieder sprach, war seine Stimme kalt und voll grimmiger Wut. »Es gibt eine Möglichkeit, es noch rechtzeitig zu schaffen.
    Sie wird den Steuerzahler eine Kleinigkeit kosten. Aber die Chancen auf einen Erfolg stehen dafür auch besser als fünfzig zu fünfzig.«
    Hunter begann unruhig in seinem Schreibtischsessel hin und her zu rutschen, als Pitt ihm seinen Plan auseinandersetzte. Nur zögernd gab Hunter seine Einwilligung. Entweder war der Plan heller Wahnsinn, dachte er, oder Pitt hatte ihn nicht in alles, was er vorhatte, eingeweiht.
    Hunter nahm eher das letztere an.

14
    Die alte Douglas C-54 stand wie ein riesiger Urzeitvogel am Ende der Startbahn, ihre Radarnase zeigte den schwarzen Asphaltstreifen zwischen dem Lichterspalier der Bahnbefeuerung hinunter. Der Rumpf und die Tragflächen bebten unter den Vibrationen der vier Motoren, deren Propeller Staub und Papierfetzen in die nachtkühle Luft aufwirbelten.
    Dann rollte das Flugzeug langsam an und gewann kaum merklich an Geschwindigkeit, die Startbahnlichter ließen den Aluminiumrumpf regelmäßig aufblitzen und reflektierten sich in den Seitenfenstern wie Blitze. Nur wenige Meter vor dem Ende der schwarzen Bahn hob die Maschine endlich ab und zog in einem weiten Bogen über die Lichter von Honolulu und den Diamond Head hinweg, um schließlich mit nördlichem Kurs den Passatwinden entgegenzufliegen. Schon bald zog Pitt die vier Gashebel leicht zurück und lauschte auf die dröhnenden Motoren, während seine Augen aufmerksam die tanzenden Nadeln der Drehzahlmesser beobachteten. Beruhigt, daß das lärmende und bebende Museumsstück ihn sicher an seinen Bestimmungsort tragen würde, lehnte er sich schließlich zurück.
    »Was ich dich eigentlich schon die ganze Zeit fragen wollte, hast du eigentlich schon früher einmal eine Maschine in den Bach gesetzt?« Die Frage kam von einem untersetzten breitschultrigen Mann auf dem Sitz des Copiloten.
    »Nicht, daß ich mich erinnern könnte«, antwortete

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