Im Todesnebel
lächelnd.
Ihre Wangen hatten sich vor Verlegenheit gerötet, und unbewußt strich sie sich über den Rock, während ihre Augen sittsam auf den Boden gerichtet waren. »Ich habe Sie nicht wecken wollen. Ich dachte, Sie wären schon auf, und wollte Ihnen etwas Kaffee bringen.«
Das Lächeln ihrer Augen war wunderschön. »Aber jetzt sehe ich, daß Sie keinen Kaffee mehr brauchen.«
Pitts Augen folgten versonnen ihren schwungvollen Hüftbewegungen, als sie aus dem Zimmer schritt. Dann setzte er sich auf der Ledercouch auf und ließ seinen Blick durch das holzgetäfelte Arbeitszimmer Admiral Hunters wandern.
Es ließ sich nicht übersehen, daß Hunter ein vielbeschäftigter und pflichtversessener Mann war. Schreibtisch und Fußboden waren bedeckt mit einer Unmenge von Karten und Papieren, und ein großer, reichverzierter Aschenbecher war bis zum äußersten Rand mit Zigarettenstummeln gefüllt. Der Anblick brachte Pitt auf einen Gedanken. Er suchte seine Taschen nach seinen eigenen Zigaretten ab, aber er konnte sie nicht finden.
Schließlich fand er sich damit ab und griff nach der Tasse, die ihm gerade gebracht worden war. Der Kaffee war heiß, aber der bittere Geschmack klärte Pitts Sinne von den letzten Spuren des Schlafs. In diesem Moment stürmte Hunter in den Raum.
»Bitte entschuldigen Sie, daß ich Ihnen keinen längeren Schlaf gönnen kann, aber wir haben ein paar entscheidende Fortschritte erzielt.«
»Ich nehme an, Sie haben Delphis Sender gefunden.«
Hunters Augenbrauen hoben sich um ein paar Millimeter.
»Für einen Mann, der gerade erst aus tiefem Schlaf erwacht ist, sind Sie ziemlich scharfsichtig.«
Pitt zuckte die Schultern. »Der Schluß war doch naheliegend.«
»Wir haben einen Aufklärer aufsteigen lassen, und der hat keine zwei Stunden gebraucht, um ihn zu finden«, sagte Hunter.
»Aber man muß zugeben, daß sich ein neunzig Meter hoher Antennenmast auch schlecht verbergen läßt.«
»Und wo steht er?«
»Auf dem Gelände einer verlassenen Militäranlage, die während des Zweiten Weltkriegs in einem abgelegenen Winkel der Insel Maui zum Artillerieschutz der Küste eingerichtet worden war. Wir haben inzwischen auch die alten Akten überprüft. Das Gelände ist schon vor Jahren an eine Forschungsgesellschaft verkauft worden. Sie heißt…«
»Pisces Metal Company«, vollendete Pitt den Satz.
Hunter sah Pitt mit gespielt finsterer Miene an. »Wieder ein naheliegender Schluß?«
Pitt nickte.
Hunter lächelte ihn gut gelaunt an. »Und wissen Sie auch bereits, daß die
Martha Ann
morgen um diese Zeit in Honolulu festmachen wird?«
Pitt war ehrlich überrascht. »Wie ist das möglich?«
»Nur wenige Minuten, nachdem Sie die Besatzung ausgeflogen hatten, haben wir über unseren Zentralcomputer einen neuen Kurs programmiert, der das Schiff zurück nach Hawaii bringt«, antwortete Hunter.
»Man hätte doch nur ein paar Instrumente zerstören und ein paar Kabel zerschneiden brauchen«, erwiderte Pitt. »Irgendwie hätte es Delphis Männern doch gelingen müssen, die Maschinen zu stoppen oder die automatische Ruderanlage auszuschalten.«
»Dieser Gedanke mag einem im ersten Moment zwar kommen«, sagte Hunter, »aber das System zur Fernsteuerung der
Martha Ann
ist unter genau diesem Gesichtspunkt entworfen worden. Bei den, sagen wir, etwas geheimeren Bergungsoperationen der 101. Flotte arbeiten wir ständig mit der Bedrohung im Nacken, von einer fremden Macht aufgebracht und in Beschlag genommen zu werden.
Der Maschinenraum und die Ruderanlage werden daher, sobald der Notfall eingetreten ist, automatisch von schweren Stahltüren abgeschottet, die jedem Versuch, sie gewaltsam zu öffnen, wenigstens zehn Stunden standhalten. Und das reicht aus, um das Schiff wieder in internationale Gewässer zu bringen, von denen aus es zu gegebener Zeit eine neue Bergungsoperation beginnen kann.«
»Läuft das Schiff im Moment ohne Besatzung?«
»Nein, wir haben bei Sonnenaufgang eine neue Crew herangeflogen«, erwiderte Hunter. »Und das war auch noch aus einem zweiten Grund sehr klug. Der Hubschrauber kam gerade noch rechtzeitig, um beobachten zu können, wie die
Martha Ann
ein kleines Fischerboot überlief. Sie haben den Fischer noch aus dem Wasser ziehen können, kurz bevor sich die Haie ihn geholt hätten.«
»Aber wenn die
Martha Ann
Kurs auf Honolulu genommen hat, was wird dann aus der
Starbuck
?«
»Wir geben sie auf«, sagte Hunter mit tonloser Stimme. »So lautet jedenfalls die Verfügung
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