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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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Gleis gelegen hatte, konnte durchaus der Fangarm einer Bestie gewesen sein. Mit dieser Annahme fügte sich das Bild zu einem schlüssigen Ganzen. Das Monster hatte es nicht nötig gehabt, sich vollständig zu zeigen. Es war aus der Erde gekrochen, hatte sich einen geeigneten Lauerplatz gesucht und sich dort in seine Höhle verzogen. Nur die Tentakel, die in der Dunkelheit nicht auffällig waren, hatte es herausragen lassen.
    Tolik wies mit dem Kinn auf seine Leute, zwinkerte dem Fähnrich verstohlen zu und erklärte übertrieben kategorisch: »Keine Spur von irgendwelchen Tentakeln.«
    Arschinow hatte ihn verstanden.
    In der Dunkelheit tauchten die züngelnden Flammen eines Lagerfeuers auf, von dem sich kurz darauf eine menschliche Silhouette erhob. Das barsche Kommando »Halt, wer da?!« quittierte Arschinow mit Gelächter, nannte den Wachposten beim Namen und empfahl ihm, sich nicht in die Hose zu machen.
    Als der Trupp den Kontrollposten passierte, blieb der Fähnrich stehen, um mit den Wachen zu plaudern. Er schlug ihnen eine Rauchpause vor und schüttete ihnen großzügig Pilzmachorka in die Hände.
    Durch das kleine Ablenkungsmanöver schlüpften die Saboteure zur Belorusskaja durch, ohne lästige Fragen beantworten zu müssen. Der Kommandeur und Nikita erklommen als Letzte den Bahnsteig.
    Während Tolik über das Schachbrettmuster der Bodenplatten schlenderte, fiel ihm auf, dass sich die Belorusskaja seit seinem letzten Besuch ziemlich verändert hatte, und zwar nicht zum Besseren. In den Kronleuchtern brannten nur noch wenige Lampen. Früher war das stuckverzierte Deckengewölbe von den edlen Kristalllüstern hell erleuchtet worden. Jetzt wirkte es düster und bedrückend. Die Einheimischen unterhielten sich nur leise. Niemand lachte.
    Der Sabotagetrupp blieb an einer Säule stehen . A ls Tolik sich umsah, fiel sein Blick zufällig auf Nikitas Mopsgesicht. Der Überläufer wirkte auf einmal viel besser gelaunt. Aus irgendeinem Grund grinste er.

4
    DER ZERBERUS
    Der Sabotagetrupp verließ die Belorusskaja . Am Kontrollposten, der den Tunnel in Richtung Majakowskaja bewachte, verabschiedete sich Arschinow. Er schüttelte Tolik ausdauernd die Hand, wünschte viel Glück und bedauerte zutiefst, nicht mitkommen zu können, da Nestor ihn als wertvollen Spezialisten übertrieben pfleglich behandelte.
    Ob der Fähnrich das ernst gemeint hatte, war nicht so ganz klar. Für die bevorstehende Mission wäre er jedenfalls sehr nützlich gewesen. Solange der alternde Kraftprotz nüchtern war, konnte man auf sein e Vielseitigkeit und Er fahrung bauen. Auch seine soldatischen Fertigkeiten waren immer noch beachtlich, wie Toliks peinliche Begegnung mit seinem Pistolenlauf bewiesen hatte.
    Vor allem als Sprengstoffexperten hätten sie ihn gut brauchen können. Knallquecksilber! Arschinow sprach von dieser chemischen Verbindung, als handelte es sich um gewöhnliches Wasser. Oder um Wodka, was in seinem Fall passender gewesen wäre. Wenn er auch noch politisch au f Toliks Linie gelegen hätte – von wegen Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit …
    Nein, Arschinow war da anderer Auffassung. Er wusste, dass Typen wie Nikita, Kommunisten, Faschisten und überhaupt gut die Hälfte der Metro nur die Sprache von Quecksilberfulminat und TNT verstanden. Mit Ammenmärchen über Gerechtigkeit konnte man die nicht beeindrucken. Da hätte man genauso gut gegen eine Wand reden können …
    Andererseits, wenn man so denkt, ist man dann auch nur einen Deut besser als diejenigen, die man hasst und verachtet?, fragte sich Tolik.
    Verflucht, da beißt sich die Katze in den Schwanz!
    Appelle an die Moral sind ja schön und gut, aber manchmal bedarf es eben eines chirurgischen Eingriffs – in vernünftigem Maße. In gewissen Fällen kommt man ohne Gewalt nicht aus. In der aktuellen Situation zum Beispiel. Wenn man Leuten wie Korbut gestattet, die Gesellschaft zu verbessern, dann ist der Tag nicht mehr fern, an dem es niemanden mehr gibt, mit dem man über Solidarität und Gerechtigkeit diskutieren könnte.
    Jedenfalls sollte man immer dazulernen und aufgeschlossen für alles Neue sein. Wer weiß schon, wozu man es im Leben noch brauchen kann?
    Sergej gab ein gutes Beispiel dafür ab. Für seinen Freund war Tolik so eine Art Guru. Er hatte ihm seine Lieblingsstellen von Kropotkin vorgelesen und ihm von der Mystik in Bulgakows »Der Meister und Margarita« vorgeschwärmt . A nfangs hatte Sergej nicht viel damit anfangen können, doch nach

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