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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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ls Erstes fielen ihm die perfekten Schweißnähte auf. In der Metro wurde zwar hin und wieder geschweißt, doch aufgrund des Strommangels haperte es an der Qualität. Die Nähte gerieten mehr schlecht als recht und hielten in der Regel nicht viel aus.
    Das Gitter, das den Gefangenen den Weg in die Freiheit versperrte, war nicht in der postatomaren Metro gefertigt worden. Es hatte zweifellos Vorkriegsqualität und verfügte über einen Schiebemechanismus mit Führungsschienen . A uch das Schloss war äußerst solide konstruiert, wie Tolik zu seinem Entsetzen feststellen musste . A ls er die drei dicken Bolzen sah, die in der vertikalen Türführung steckten, wusste er sofort, dass dieses Schloss nicht zu knacken war.
    Das letzte Detail, das Tolik eher beiläufig registrierte, war der »Futterschlitz« – eine kleine Aussparung in Hüfthöhe, die mit einer Metallklappe verschlossen war.
    An einen Ausbruch aus einem solchen Gefängnis war überhaupt nicht zu denken . A uf Hilfe von außen durften sie auch nicht hoffen. Es blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis die Gefängniswärter die Tür selbst öffneten. Früher oder später würde das geschehen. Über alles Weitere konnte man höchstens spekulieren. Zeit dafür hatten sie mehr als genug.
    Tolik stand auf und ging am Gitter entlang, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Er vermied es, Nikita anzusehen. Warum war der NKWD ler immer noch hier? Nur, um seinen Triumph auszukosten?
    Die Ungewissheit währte kaum zehn Minuten. Dann kam forschen Schrittes ein Mann in einem weißen Kittel in den Raum. Erst auf den zweiten Blick erkannte Tolik Michail Andrejewitsch. Der musterte die Gefangenen und rieb sich zufrieden die Hände.
    »Prachtexemplare . A usgezeichnet!«
    Die nächste Überraschung. Was hatte hier der Referent verloren, der am Prospekt Marxa ein Loblied auf die Errungenschaften des Kommunismus angestimmt hatte? Warum trug er einen weißen Kittel? Und wieso sah ihn Nikita an wie ein Hund sein Herrchen?
    »Wollen Sie uns wieder ein e Vorlesung über die Annehmlichkeiten des Lebens im Kommunismus halten?«, fragte Tolik. Er gab sich alle Mühe, sein e Verwunderung zu verbergen und sarkastisch zu wirken. »Wieder so ein Geschwafel über Gleichheit und Brüderlichkeit?«
    Im ersten Moment zeigte sich Michail Andrejewitsch ehrlich erstaunt, dann lachte er und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.
    »Ach, di e Vorlesung! Jaja. Es gab mal Zeiten, da habe ich ein Doppelleben geführt. Morgens habe ich Studentinnen der MGU an der Fakultät für Biologie unterrichtet und nachmittags im fünften Untergeschoss an der Lubjanka im Labor gearbeitet. Damals hat es mir Spaß gemacht, Vorlesungen zu halten. Ich habe hoffentlich nichts verlernt?« Michail Andrejewitsch beförderte gewohnt lässig eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. »Aber di e Vorlesungen, junger Mann, die liefen so nebenher. Das hat man halt gemacht, um sympathische Menschen näher kennenzulernen. Meinen Lebensunterhalt habe ich immer mit etwas anderem verdient. Erlauben Sie mir, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Korbut. Doktor der Biologie.«
    Unwillkürlich trat Tolik einen Schritt vom Gitter zurück. Professor Korbut? Das böse Genie, wie man es aus Comicheften kannte? Der Erfinder des genetischen Modifikators? Diese Begegnung war eigentlich anders geplant gewesen!
    Tolik betrachtete Korbuts Hals und dachte darüber nach, was wohl passiert wäre, wenn er das Schwein am Prospekt Marxa erwürgt hätte. Sein Auftrag wäre damit mehr als zur Hälfte erfüllt gewesen. Diese Chance hatte er jedoch verspielt. Jetzt waren die Rollen anders verteilt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich Korbuts nächsten Vortrag anzuhören.
    »Genossen! Zum Ersten möchte ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die euch in Zusammenhang mit der zwangsweisen Überstellung zur Dserschinskaja entstanden sind. Zum Zweiten möchte ich euch gratulieren.« Der Professor lächelte so liebenswürdig, als wollte er allen eine Zuckerratte spendieren. »Ihr wurdet auserwählt, am Transgenprojekt der Kommunistischen Partei der Metro teilzunehmen! Nikita hat mir mitgeteilt, dass ihr in den Grundzügen darüber informiert seid. Ich werde nun also auf die Details eingehen. Denn wenn das Projekt erst einmal gestartet ist, werden wir leider keine Zeit mehr für Gespräche haben . A lso: Alles läuft weitgehend schmerzfrei ab. In der ersten Phase des Experiments werden wir euren Organismus gründlich

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