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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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Drogen vollgepumpt, um sie wie hilflose Welpen überwältigen zu können.
    Sein Argwohn war also doch berechtigt gewesen. Der angebliche Referent hatte sie nur eingelullt und Zeit geschunden, damit das Rauschgift rechtzeitig seine Wirkung entfaltete.
    Tolik wurde von Zorn gepackt. Es war alles nur seine Schuld. Er hatte nicht auf seine Intuition gehört. Wegen eines Mädels mit einem roten Kopftuch hatte er sich gehen lassen. Durch seine Nachlässigkeit war der gesamte Sabotagetrupp blindlings in die Falle getappt. Sieben erstklassige Kämpfer hatten nicht den geringsten Widerstand geleistet. Ein Desaster.
    Was nun?
    In seiner ohnmächtigen Wut hätte Tolik am liebsten laut geschrien. Bis die Tunneldecke einstürzt . A ber nein. Gerade jetzt musste er kühlen Kopf bewahren. Seine Männer waren zwar ausgetickt, aber er hatte seine fünf Sinne noch beisammen.
    Wie ein in die Enge getriebener Wolf blickte sich Tolik im Tunnel um. Und erspähte Nikita. Der stand mit verschränkten Armen da, grinste diabolisch und lobte seine Kämpfer. Er befand es nicht einmal für nötig, einen gewissen Abstand zu halten.
    Tolik tastete nach dem Messer an seinem Gürtel. Er zog die Klinge aus der Scheide und stürzte sich auf Nikita. Die Attacke kam aus heiterem Himmel. Nichts auf der Welt konnte den Verräter vor dem verdienten Tod bewahren. Die durch die Luft sausende Klinge beschrieb einen funkelnden Bogen, dessen Endpunkt sich auf Nikitas Brust befand.
    Doch dann geschah das Unglaubliche: Der Verräter wich blitzartig zur Seite, wehrte mit dem Handrücken der Linken den Messerstich ab und rammte Tolik die gestreckten Finger der Rechten in den Hals. Ein kurz aufflammender, heftiger Schmerz mündete in totaler Gefühllosigkeit. Tolik spürte seinen Körper nicht mehr. Das Messer fiel ihm aus der Hand, und er stürzte rücklings aufs Gleis.
    Zuerst sah er nur die Kabelstränge und Rohre an der Decke über sich. Dann schob sich Nikitas rundes Gesicht ins Bild.
    »Der erste Eindruck ist oft trügerisch, nicht wahr?«
    Die grinsend e Visage des Verräters verschwand. Mit groben Tritten wurde Tolik mit dem Gesicht nach unten gedreht. Wie ein Leichnam. Wie ein Sack getrockneter Pilze. Er spürte, wie man ihm den Rucksack mit dem Sprengstoff vom Leib riss.
    Er sah Gleise, Schwellen und grauen, schimmligen Schotter. Rostige Bolzen. Dann wurde das Bild plötzlich schwarz, als hätte jemand Pech hineingeschüttet. Tolik spürte noch, wie sein Bewusstsein in diesem schwarzen Loch versank und hörte im selben Moment zu existieren auf.

ZWEITER TEIL
    DAS REVIER DER BESTIE

7
    PROFESSOR KORBUT
    Mamotschka hatte recht gehabt. Die Bestie existierte. Nur ihre Dimensionen lagen außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft. Begriffe wie Größe, Gewicht oder Form gingen ins Leere, da sie konkret und endlich waren, die Bestie dagegen allumfassend. Sie war ein Teil der Dunkelheit . A usgeburt und Kulminationspunkt der Finsternis. Wer hätte zu sagen gewusst, wie schwer und wie groß die Finsternis war? Andererseits: Konnte die Dunkelheit würgen, Gelenke ausrenken und wie Hunderte spitzer Nadeln die Haut durchbohren? Wohl kaum.
    Die Schmerzen vernebelten Tolik die Sinne, doch selbst in der furchtbaren Umarmung unzähliger Tentakel bekam er noch mit, dass er nicht auf der Stelle verharrte. Er bewegte sich. Genauer gesagt: Er wurde langsam – Stück für Stück – in Richtung eines weit aufgerissenen, speicheltriefenden Mauls gezerrt. Erst wenn er dort ankam, würde er begreifen, dass alle vorhergehenden Qualen eine Wohltat waren im Vergleich zu dem, was noch bevorstand.
    Die Bestie verstand sich darauf, das Leiden in die Länge zu ziehen, es auf die Spitze zu treiben und seinem Opfer immer neue Dimensionen der Folter zu eröffnen.
    Toliks Kräfte schwanden rasch – wie Wasser, das aus einem leckgeschlagenen Fass auf den Boden rinnt. Doch er wollte nicht sterben, ohne dem unterirdischen Monster ins Auge geblickt zu haben. Diesen Weg musste er um jeden Preis bis zu Ende gehen.
    Tolik nahm seine ganze Willenskraft zusammen und schaute auf. Das Auge der Bestie befand sich nur zehn Meter von ihm entfernt. Es war feuerrot und pulsierte. Mal zog es sich auf die Größe eines Fußballs zusammen, mal blähte es sich zu einer riesigen Kugel auf.
    Während Tolik schaute, wurde ihm plötzlich klar, dass es angenehm war, sich in dieses Licht zu versenken. Der wilde Tanz der roten, ineinander verschlungenen Linien betäubte den Schmerz. Die Hitze, die von der Kugel

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