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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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sich zusammen mit Nikita.
    In der Zelle kehrte Stille ein. Man hörte den Docht in der Öllampe knistern. Tolik spürte, dass seine Leute ein paar aufmunternde Worte gebrauchen konnten. Doch angesichts der Lage war es nicht leicht, Optimismus zu verbreiten.
    Er sagte ihnen, dass noch nicht aller Tage Abend sei. Dass sie immer noch die Chance hätten, sich zu befreien und ihre Mission zu erfüllen. Leider bewirkten seine Worte nicht viel . A lle schwiegen deprimiert.
    Enttäuscht legte sich Tolik auf den Boden, schob die Hände unter den Kopf und starrte an die Decke . A uf diese Weise vergingen ein oder zwei Stunden. Dann hörte man plötzlich leise Schritte.
    Tolik stutzte. Warum so früh? Der Professor hatte gesagt, dass es einige Zeit dauern würde, das Experiment vorzubereiten. Waren sie schneller als geplant damit fertig geworden?
    Jetzt hörte man ein metallisches Scheppern. Tolik setzte sich auf . A uf der anderen Seite des Gitters stand ein verbeulter Topf. Der Geruch, den er verströmte, erinnerte Tolik daran, dass er seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen hatte.
    »Guten Tag«, sagte plötzlich eine melodische Frauenstimme.
    Tolik vergaß schlagartig seinen Hunger und sah auf. Das Essen für die Häftlinge hatte sein Engel im roten Kopftuch gebracht. Das hübsche Mädchen, das er aus dem Buchladen am Prospekt Marxa kannte, hatte sich in eine Gefängniswärterin verwandelt! Tolik ging zum Gitter, fasste es mit den Händen und presste das Gesicht gegen die kalten Stäbe.
    Sie sah zauberhaft aus, nur ihr Lächeln war verschwunden.
    »Hallo Lena. Ich habe immer noch kein Buch bei Ihnen gekauft.«
    Die junge Frau musterte Tolik und erkannte ihn.
    »Sie?! Was machen Sie denn hier?«
    »Ich wollte Sie wiedersehen. Deshalb musste ich etwas anstellen, um hier reinzukommen.« Tolik grinste. »Aber es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, Sie hier in dieser Rolle zu sehen. Oder haben Sie als naive, charmant e Verkäuferin von Propagandamaterial nur eine Rolle gespielt und diese Maske jetzt abgelegt?«
    »Ich spiele niemals irgendwelche Rollen! Die Parteiführung ist auf mich aufmerksam geworden … Und hat mich zur Dserschinskaja entsandt.«
    »Die Parteiführung ist auf Sie aufmerksam geworden? Wieso? Wegen Ihrer schönen Augen?«, stichelte er.
    »Wegen meiner Verdienste um di e Verbreitung ideologisch wertvollen Wissens«, entgegnete die junge Frau entrüstet. »Di e Versetzung hierher ist eine große Ehre für mich und ein Vertrauensbeweis. Ich werde hier lernen, eine Dampflok zu bedienen!«
    »Sie haben wirklich einen sehr eigenwilligen Humor«, erwiderte Tolik mit einem gequälten Lächeln. »Aber nett von Ihnen, dass Sie versuchen, uns Todgeweihte aufzumuntern.«
    »Das ist kein Witz! Die Parteiführung hat beschlossen, den Leichnam von Wladimir Iljitsch Lenin aus dem Mausoleum am Roten Platz in die Metro zu überführen. Und dann wird er in einem Trauerzug feierlich ins Mausoleum-2 an unserer Metrolinie gebracht.«
    »Was redet denn die für ein Blech?«, warf Kolja ein. »Was für eine Dampflok? Und wie soll die hier runterkommen? Womit wollt ihr sie befeuern? Tolik, wieso hörst du ihr überhaupt zu?«
    »Die Dampflok gibt es«, beharrte die junge Frau. »Weil es sie eben gibt! Es ist eine besondere Dampflok. Kompakt und sparsam. Sie wurde vor fast hundert Jahren im Werk Krasnoje Sormowo gebaut – auf persönliche Anordnung des Genossen Stalin und speziell für die Tunnel der Metro!« Jelenas Text klang ziemlich auswendig gelernt. »Iossi f Wissarionowitsch hat vorausgesehen, dass es Probleme mit der Stromversorgung geben würde, und die Ingenieure beauftragt, eine Metrodampflok zu entwickeln.«
    »Na schön . A ber was machen Sie hier ?«, fragte Tolik. »Was haben wir damit zu tun? Und dieser Knast?«
    »Die Frage ist vielmehr, was Sie hier machen.« Die Komsomolzin wurde rot. »Ich … äh … ich versehe hier einfach meinen Dienst.«
    »Da hat man Sie ja ordentlich eingespannt.« Tolik schüttelte den Kopf. »Aber klar … So eine verantwortungsvolle Mission kann man natürlich niemandem übertragen, der nicht den Stallgeruch des KGB hat. Sie müssen sich sozusagen erst mal die Hände schmutzig machen.«
    »Ich … Ich bin doch kein Henker!«, entgegnete Jelena mit zitternder Stimme.
    »Aber Gefängniswärterin.« Tolik lächelte mitleidig. »Was soll’s. Ich kann Sie verstehen. Was tut man nicht alles für ein großes Ziel.«
    »Soll ich gehen?«
    Jelena schien völlig vergessen zu haben, weswegen sie

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