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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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hatte. Nicht weiter tragisch . A m Hinterkopf griff er allerdings in etwas Klebriges: Blut. Nikitas Abschiedskugel hatte ihn also doch gestreift. Zum Glück fühlte es sich ziemlich dickflüssig an . A ber war die Blutung bereits zum Stillstand gekommen?
    Tolik biss in seinen Ärmel, riss einen Stoffstreifen heraus und verband damit die Wunde. Ihm war immer noch schwindlig, und er kämpfte mit aufsteigender Übelkeit. In diesem Zustand war an einen Aufbruch nicht zu denken. Er ließ sich auf den Boden nieder und schaute sich um.
    Es war so dunkel, dass er seine Umgebung nur schemenhaft erkennen konnte. Direkt vor seinen Füßen lag ein Totenschädel, der mit leeren Augen an die Decke starrte. Ein Stück weit entfernt entdeckte er einen losen Knochen.
    Diese Eindrücke reichten fürs Erste. Er konnte sich denken, wo er hingeraten war: auf den Friedhof.
    Er befand sich am Friedhof der Dserschinskaja , den die Tschekisten schon in der Vorkriegszeit genutzt hatten.
    Scheiß drauf. Finsternis und Berge von Gebeinen waren immer noch wesentlich besser als das grelle Licht im Labor und die Infusionen mit dem flüssigen Feuer. Sieben Infusionsständer. Einer neben jedem Bett …
    Was war aus seinen Männern geworden? Hatte Korbut auch ihre Körper und Seelen verstümmelt? Waren sie wie Kolja zu gefühllosen Monstern mutiert?
    Stopp. Hatte Nikita nicht gesagt, dass ihn hier sein Freund erwarte? Tolik hatte keine Wahl: Er musste die Knochenhalde genauer inspizieren. Und schlimmstenfalls darin wühlen, bis er Kolja gefunden hatte.
    Ein neuer Versuch aufzustehen endete wie der erste. Tolik hatte sogar das Gefühl, dass sich sein Zustand rapide verschlechterte. Er hatte wahnsinnigen Durst. Seine Gedärme krampften sich zusammen, und er begann am ganzen Leib zu zittern. Trotzig kroch er auf allen vieren voran.
    Als er den ersten Knochenhaufen erreicht hatte, hielt er kurz inne, bevor er weiterrobbte. Seine Finger griffen in die Augenhöhlen von Totenschädeln, unter seinen Knien barsten Knochen. Doch das Grauen konnte Tolik nicht stoppen. Er war sicher, wenn er jetzt aufhörte, würde er sterben und für immer hier liegen bleiben . A n dem Ort, den Korbut ihm zugedacht hatte.
    Allein der Gedanke an seinen Peiniger trieb ihn an wie ein Peitschenhieb. Energisch erklomm er den nächsten Knochenberg.
    Kolja lag direkt an der Wand, unterhalb einer Tür, die sich in einer Höhe von vier Metern befand.
    Sei gegrüßt, mein Freund. Haben wir uns doch noch gefunden. Hattest du nicht gesagt, dass Gott demjenigen drei Sünden erlässt, der einen unbeerdigten Toten bestattet? Sergej hatte sich noch über dich lustig gemacht und an die Patro nen erinnert, die du ihm schuldest. Du kannst beruhigt sein: Sergej braucht die Patronen nicht mehr. Ruhe in Frieden.
    Tolik spürte, wie ihm heiße Tränen übers Gesicht liefen. Doch er wischte sie nicht ab, sondern streichelte mit den Fingern über die kalte Wange seines Freundes. Er war jetzt fast wieder der normale Kolja. Der Tod hatte all das Monströse von ihm abgestreift, das der Professor ihm mit seinem Gift übergestülpt hatte.
    Durch Toliks Kopf flatterten bange Gedanken wie Hühner in einem Käfig, bevor man sie herausnimmt, um ihnen den Hals umzudrehen.
    Und ich? Was wird aus mir? Verändere ich mich? Verwandle ich mich auch allmählich in ein Monster? Nein. Noch kann ich klar denken. Kann lieben und hassen. Noch gehöre ich zur alten Rasse.
    Hätte Tolik tatsächlich klar denken können, hätte er in der Nähe der Tür nicht so einen Lärm gemacht. Jeden Augenblick konnte ihn jemand hören und erschießen. Doch Tolik bewegte sich am Rande des Deliriums und war sich der Gefahr nicht bewusst.
    Er hatte sich fest vorgenommen, Kolja zu beerdigen, und schritt unverzüglich zur Tat . A ls Erstes musste er den Leichnam zur gegenüberliegenden Wand schleppen, wo genug freier Platz für ein Grab vorhanden war. Tolik hatte kein e Vorstellung, wie lange er dafür brauchen würde. Nach dem anfänglichen Schüttelfrost beutelten ihn jetzt Hitzeschübe. Die bunten Kreise vor seinen Augen gingen überhaupt nicht mehr weg.
    Er zog Kolja ein Stück, blieb stehen, um zu verschnaufen, verlor zwischendurch das Bewusstsein und quälte sich weiter voran. Die Wand, zu der er Kolja hinüberziehen wollte, blieb stets in unerreichbarer Ferne, bis er plötzlich mit der Stirn dagegen stieß.
    Nun galt es, ein Grab auszuheben. Tolik fand sogar eine Eisenstange, die für diesen Zweck taugte. Doch er war so erschöpft,

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