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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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öffnete die Tür des nächstbesten Betriebsraums, schlüpfte hinein und kam mit zwei riesigen Rohrzangen wieder heraus. Eine davon drückte er Tolik in die Hand. Seltsam – sie wies keinerlei Rostspuren auf . A nscheinend war sie seit der Katastrophe von niemandem mehr benutzt worden. Eine dicke Schicht Schmierfett hatte das Metall konserviert.
    Mit der Rohrzange bewaffnet fühlte sich Tolik wesentlich sicherer. Jetzt galt es, sich zu orientieren. Höchstwahrscheinlich verlief der Tunnel parallel zur Strecke Belorusskaja-Dinamo . Es schien also ratsam, in derselben Richtung wie vorher zu gehen.
    Früher oder später würden sie sicher einen Durchgang zum normalen Tunnel finden, wenn sie unterwegs sämtliche Betriebsräume und Seitengänge überprüften . V orerst war es das Wichtigste, so schnell wie möglich außer Reichweite der verdammten Würmer zu gelangen.
    Ein Aufschrei von Krabbe zerstreute diese Hoffnung . A uf den Trümmern der Ziegelmauer unter dem Lüftungsschacht wand sich ein Wurm. Die Bestie machte jedoch keine Anstalten anzugreifen, sondern versuchte, sich in den Boden zu graben. Tolik lief kurzerhand hinzu und schlug das widerlich e Vieh mit der schweren Rohrzange platt. Im Todeskampf vibrierte dessen dornenbesetzter Schwanz auf dem Beton, und das typische Rasseln hallte durch den Tunnel.
    Tolik sah auf. Ein zweiter Wurm, der sich gerade aus dem Lüftungsschacht herunterlassen wollte, zog sich blitzartig wieder zurück, als hätte er das Rasseln als Warnung verstanden. Der erste Wurm zuckte immer noch und verspritzte die schwarze Soße, in der er lag. Die roten Fühler rund um sein Maul verblassten.
    Scheißvieh! Tolik gab der Bestie mit dem Stiefel den Rest. Gott und Pjotr Alexejewitsch Kropotkin waren Zeugen: Nichts hatte Tolik in den letzten Tagen eine größere Genugtuung bereitet.
    Tut mir leid wegen des archaischen Verhaltens, wandte sich Tolik in Gedanken an sein Idol Kropotkin, aber in diesen schweren Zeiten kräht kein Hahn nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, geschweige denn nach Anarcho-Kommunismus. Bei uns hier herrschen andere Regeln, die so einfach sind wie ein Grabstock oder eine Bronzeaxt: Der Stärkere gewinnt. Das ist unsere Ideologie, Pjotr Alexejewitsch.
    Wir degenerieren nicht. Wir sind einfach … auf dem Weg zurück. Zurück zur Natur. Zurück zu den Ursprüngen.
    Die Würmer waren schnell vergessen. Neue Eindrücke verdrängten sie aus dem Bewusstsein.
    Tolik und Krabbe durchsuchten sämtliche Betriebsräume, auf die sie unterwegs stießen. Sie fanden eine Unmenge von Werkzeugen und Gerätschaften, die den Mitarbeitern der Metro einst das Leben erleichtert hatten.
    »Weißt du was, Tom?!« Mit ungläubiger Miene sah sich Krabbe nach Tolik um. »Das ist wie in einem Traum, oder? Kennst du das? Du träumst, dass du einen Schatz gefunden hast! Ein ganzes Arsenal, kistenweise Patronen … Du stehst davor, und dann denkst du plötzlich: Und wenn es nur ein Traum ist? Man müsste sichergehen! Du nimmst eine Handvoll Patronen und sagst zu dir selbst: Jetzt wache ich auf! Und du wachst auf – aber eben im Traum. Natürlich hast du immer noch die Patronen in der Hand und freust dich wie ein Idiot . A ber dann wachst du wirklich auf – mit Kopfweh und mit leeren Händen … Träumst du manchmal, Tom?«
    »Ja«, erwiderte Tolik und nickte versonnen. Er dachte an seinen letzten Traum.
    Tolik hätte die Werkzeuge und Geräte liebend gern gegen ein Paar abgetragene Schuhe getauscht. Seine eigenen waren inzwischen völlig aus dem Leim gegangen. Es blieb nichts anderes übrig, als sie wegzuwerfen. Doch leider fanden sie in den Betriebsräumen weder Schutzbekleidung noch Schuhwerk.
    Dieser Umstand deutete stark darauf hin, dass in dem geheimnisvollen Tunnel doch schon andere Metrobewohner zugange gewesen waren. Irgendjemand hatte die wertvollsten Dinge auf unauffällige Art und Weise fortgeschafft. Tolik suchte nach Fußspuren auf dem Boden, doch die Staubschicht sah völlig unberührt aus.
    Nach einem Kilometer legten die Weggefährten eine Pause ein und aßen di e Vorräte, die Klawdija Igorewna Tolik mitgegeben hatte, bis auf den letzten Krümel auf.
    Der Weitermarsch gestaltete sich ermüdend monoton. Nachdem sie wieder mal einen Betriebsraum inspiziert hatten, trat Tolik in den Tunnel hinaus und richtete wie gewohnt die Taschenlampe nach vorn. Mit Überraschungen rechnete er schon lange nicht mehr. Doch diesmal …
    In einiger Entfernung huschte ein grauer Schatten über das

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