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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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Früher, als du denkst. Übrigens, eure Mordinstrumente solltet ihr lieber hierlassen.«
    Gehorsam legten Tolik und Krabbe die Rohrzangen in den Sand. Womöglich konnte der Blinde tatsächlich vorausschauen? Wer weiß?
    Hundert Meter weiter fiel der Lichtkegel der Lampe auf eine Ziegelmauer, auf der abermals der Mensch mit dem Rattenkopf abgebildet war. Das schaurige Bild, das Tolik zum ersten Mal in einem Albtraum gesehen hatte, verfolgte ihn nun hartnäckig in der Realität.
    Der rätselhafte Tunnel schien an der bemalten Mauer zu enden. Der Alte ging jedoch zielsicher darauf zu, und Tolik bemerkte, dass sich eine Tür darin befand. Diese führte in einen leeren Dienstraum. Charon durchquerte ihn und öffnete eine weitere Tür. Dahinter schimmerte ein Gleis.
    Das Gleis eines normalen Metrotunnels. Tolik atmete auf. Er war es nämlich leid, mit diesem blinden Psilocybinguru durch mysteriöse Tunnel zu irren. Und ein Gleis gab immerhin die Gewissheit, früher oder später irgendeine Station zu erreichen.
    Tolik und Krabbe folgten Charon durch den Tunnel. Nach kurzer Zeit tauchte in der Ferne ein Lichtfleck auf. Der tanzende Widerschein eines Lagerfeuers . A uf Sandsäcken kauerten die Silhouetten mehrerer Männer.
    Als Charon und seine Begleiter näher kamen, sprang einer von ihnen aufs Gleis hinunter. Er nahm sein Sturmgewehr von der Schulter und kam langsam näher.
    »Bist du das, du blinder Halunke?«
    »Ja, ich bin’s!«, rief der Alte und schlug mit seinem Rohrstock aufs Gleis. »Und nicht allein, sondern mit Gästen. Bei den Hörnern von Baphomet! Katar wird zufrieden sein.«
    Eigentlich war noch nichts Außergewöhnliches passiert, doch Tolik schwante Übles. Der Wachposten, der die Ankömmlinge in Augenschein nahm, war ein kahlköpfiger Zweimeter-Hüne mit nacktem Oberkörper. Die lange Kette, die um seinen mächtigen Hals hing, war viel länger als die von Charon und bestand eindeutig nicht aus Rattenzähnen. In seinem Gürtel, der aus kleinen, grauen Fellen zusammengenäht war, steckte eine Peitsche.
    Ungeniert stieß der Hüne Tolik mit der Faust gegen die Brust.
    »Was willst du hier? Unsere Geheimnisse ausspionieren?«
    »Keineswegs. Wir haben uns verirrt und wären dankbar …«
    »Ich pfeif auf deine Dankbarkeit. Du bist hier an der Timirjasewskaja , auf Katars Territorium! Gute Manieren gelten hier nichts.«
    An der Timirjasewskaja ? Tolik war so überrascht, dass es ihm die Sprache verschlug. Sein Traum hatte sich als prophetisch erwiesen. Der Richtungspfeil hatte ihn letztlich zu der Station geführt, über der sich sein Elternhaus befand. Nur dass hier inzwischen andere Leute das Sagen hatten. Ziemlich zwielichtige Leute – vorsichtig formuliert.
    Auch Krabbe hatte inzwischen realisiert, dass Unheil drohte. Kurz entschlossen fuhr er herum und wandte sich zur Flucht. Dabei kam ihm unvermittelt Charons Stock in die Quere. Der Bandit stolperte darüber und schlug der Länge nach aufs Gleis.
    Der Alte kicherte schadenfroh.
    »Netter Versuch, mein Freund . A ber dem blinden Charon entkommt man nicht so leicht. Beim nächsten Mal bekommst du den Stock zwischen die Rippen.«
    Nun trat der kahlköpfige Koloss auf den Plan. Während er Tolik mit dem Gewehr in Schach hielt, packte er Krabbe am Kragen, zog ihn hoch und stieß ihn in den Rücken.
    »Vorwärts jetzt, alle beide!«
    Schon nach wenigen Schritten stieg Tolik ein widerwärtiger Gestank in die Nase. Er wollte gar nicht wissen, was an der Station vor sich ging.

13
    SATANISCHES THEATER
    Die Timirjasewskaja war für Tolik eine Art Museum der eigenen Kindheit – ein unantastbarer, heiliger Ort. Wohl diese nostalgisch e Verklärung veranlasste ihn zu der irrigen Annahme, bei seiner Rückkehr würde hier alles noch genauso sein wie damals, als er die Station verlassen hatte. Für ihn war undenkbar, dass die Bewohner ihre Station, die ihnen selbstverständlich lieb und teuer war, in irgendeiner Weise verändert hatten.
    Der furchtbare Ort, an den es ihn gerade verschlagen hatte, konnte demnach unmöglich die Timirjasewskaja sein.
    Dass sie es trotzdem war, bewies der Stationsname an der Wand über dem Gleis. Der plastische Schriftzug über einem schmalen Band aus schwarzen Kacheln war ihm für immer im Gedächtnis geblieben.
    Allerdings stand der Stationsname mittlerweile im Schatten eines weiteren Schriftzugs, der sich direkt darüber, am Ansatz der Tunnelwölbung befand. »In nomine Dei nostri Satanas Luciferi excelsi«, stand dort in krakeligen,

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