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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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bekam man solche Szenen nicht zu sehen. Wie hatte Fürst Kropotkin sich ausgedrückt? Die Evolution wird dazu führen, dass nicht die Stärksten überleben, sondern die mit der höchsten Moral. Dann schauen Sie sich doch mal das hier an, Pjotr Alexejewitsch!
    Wie konnte man Menschen derart erniedrigen? Tolik war außer sich. Ohne nachzudenken, lief er zu dem kichernden Idioten und versetzte ihm einen heftigen Stoß. Der Aufseher stürzte schreiend in die Grube . A ls er unten aufschlug, hörte man ein dumpfes Knacken – da waren wohl ein paar Wirbel zu Bruch gegangen.
    Im nächsten Moment sauste ein Gewehrschaft durch die Luft. Tolik wich im letzten Moment aus und setzte den Angreifer mit einem Faustschlag außer Gefecht. Doch schon stürzten sich weitere Aufseher auf ihn, die von allen Seiten herbeigelaufen kamen. Tolik wehrte sich nach Kräften. Die Wärter, die sonst nur mit geschwächten Sklaven zu tun hatten, waren auf erbitterten Widerstand offenbar nicht eingestellt.
    Dutzende Gefangene, die zuvor apathisch in ihren Käfigen gesessen hatten, lebten plötzlich auf, als sie Tolik kämpfen sahen . A ls gäbe er ihnen Hoffnung auf Rettung. Dabei hatte er nicht die geringste Chance.
    Die Sklaven drängten sich an die Gitterstäbe. Lautstark forderten sie Rache und Gerechtigkeit. Doch was konnte ein Einzelner gegen eine ganze Station ausrichten?
    Eine Zeit lang hielt sich Tolik wacker. Doch dann wurde er zu Boden gerissen, und die Satanisten begannen, auf ihn einzutreten. Er konnte nur noch versuchen, das Gesicht zu verbergen und irgendwie Bauch und Unterleib zu schützen.
    Ein gebrülltes Kommando beendete schließlich den ungleichen Kampf. Tolik wurde wieder auf die Beine gestellt. Sein Gesicht war aufgeschwemmt und mit blauen Flecken übersät, die Augen zugeschwollen, die Lippen aufgeplatzt. Er hatte keine Kraft mehr und knickte immer wieder ein. Man drehte ihm die Arme auf den Rücken, fesselte ihn mit einem Strick an den Handgelenken und hielt ihn mit diesem Strick wie eine Marionette auf den Beinen.
    Auch Krabbe war ordentlich verprügelt worden, obwohl er überhaupt keinen Widerstand geleistet hatte . A us Platzwunden im Gesicht rann ihm Blut übers Kinn und tropfte auf sein grünes Sakko . A uch ihm hatte man die Hände gefesselt. Er war gleichsam in Sippenhaft genommen worden.
    Am Ende des Bahnsteigs, unmittelbar hinter der bizarren Golgota-Installation, befand sich eine Stahltür in der Wand. Ein Aufseher öffnete sie und stieß die Gefangenen hinein. Offenbar handelte es sich um einen Maschinenraum: Am Boden befanden sich massive Betonsockel, aus denen abgeschnittene Bolzen ragten . A n der Decke waren Fragmente von Führungsschienen für Laufkatzen mit mechanischem Antrieb zu sehen. Hier war alles trocken und sauber, im krassen Gegensatz zu den Zuständen an der Station. Im Licht von Glühlampen glänzten frisch gestrichene Stufen.
    Der Aufseher führte die Gefangenen zu einer schmalen Eisentreppe, die zur unteren Ebene des Maschinenraums führte. Krabbe, der hinter Tolik die Stufen hinunterging, drehte sich aus heiterem Himmel um und ging dem Aufseher mit beiden Händen an die Gurgel. Der Wachmann unterband die Attacke mit einer heftigen Kopfnuss, die er dem Banditen mit seinem Betonschädel verpasste . A n die Hose des Aufsehers geklammert, sank Krabbe auf die Stufen hinunter.
    Was sollte das? Welcher Teufel hatte den Banditen geritten, dass er auf einmal den Aufstand probte? Toliks Unverständnis schlug in total e Verblüffung um, als ihm Krabbe auch noch listig zuzwinkerte, nachdem er sich mühsam wieder aufgerappelt hatte. Der gerissene Hund führte offenbar etwas im Schilde.
    Man brachte sie in ein geräumiges Zimmer. Zwischen Regalen, in denen Holz- und Blechkisten lagerten, standen ein Tisch und mehrere Hocker . A m Tisch saß ein mittelgroßer Mann mit Hakennase, der in irgendwelche Unterlagen vertieft war.
    »Schaut das Antlitz von Katar, unserem Oberhaupt und Statthalter Satans im Vorhof der Hölle!«, rief der Aufseher feierlich.
    Im ersten Moment war Tolik überhaupt nicht klar, dass damit der Mann am Schreibtisch gemeint war.
    Der konzentrierte Gesichtsausdruck von Katar hätte eher zu einem Buchhalter gepasst als zu einem Anführer von Teufelsverehrern. Dass er zu der Sekte gehörte, verriet lediglich sein schwarzer Kapuzenumhang. Erstaunlich, dass der Satan ausgerechnet einen Bürokraten dazu auserkoren hatte, seine Anhänger in der Metro auf Linie zu bringen.
    Der Statthalter des

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