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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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Teufels hatte gerade Besuch. Zwei gut gekleidete Männer redeten abwechselnd auf Katar ein und versicherten ihm, dass die Sturmgewehre, die sie ihm beim letzten Mal beschafft hatten, von erstklassiger Qualität gewesen seien. Katar behauptete das Gegenteil. Er drohte, die Geschäftsbeziehungen abzubrechen und ihnen nie wieder auch nur einen Liter Diesel zu liefern.
    Hier wurde also um den schnöden Mammon gefeilscht. Es ging weder um Rituale mit schwarzen Kerzen noch darum, einem Standbild des Höllenfürsten den Hintern zu küssen. Katars Gäste boten Nahrungsmittel, Patronen und Waffen im Tausch gegen Dieselöl an.
    Tolik schaute sich die beiden Abgesandten genauer an. Die teure Kleidung war schon ein gutes Indiz für ihre Herkunft, letzte Gewissheit gaben die Dollarzeichen in ihren Augen. Der gierige Blick war typisch für die Krämerseelen aus der Gemeinschaft der Ringstationen, die alles verhökerten, was nicht niet- und nagelfest war. Geschäft ist Geschäft, wie man in der Hanse zu sagen pflegte. Solange der Profit stimmte, konnte man auch mit dem Teufel persönlich verhandeln.
    Luzifers Statthalter handelte also mit Dieselkraftstoff. Dass er ihn selbst produzierte, war unwahrscheinlich. Sicher hatte er in irgendwelchen versiegelten Tunneln alt e Vorräte aufgetan und machte jetzt gute Geschäfte damit. Diesel wurde in der Metro mit Gold aufgewogen. Mit dem Weltuntergang hatte die Ölförderung ein abruptes Ende gefunden, die Raffinerien lagen in Trümmern. Schon seit über zwanzig Jahren schlugen sich die Menschen mit den verbliebenen Reserven durch – mehr schlecht als recht, denn der Kraftstoff war inzwischen überlagert und musste mühsam aufbereitet werden.
    Zum Abschluss der Verhandlungen ergingen sich die Geschäftspartner in gegenseitigen Freundschaftsbekundungen und brachten ihre Hoffnung auf eine fruchtbare Zusammenarbeit zum Ausdruck. Katar drückte den Abgesandten der Hanse die Hand und versprach, schon am nächsten Tag eine mit vollen Kanistern beladene Motordraisine loszuschicken.
    Die Kaufleute gingen an Tolik und Krabbe vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Als sie draußen waren, entbot der Aufseher Katar ein e Verbeugung und machte Meldung über die Gefangenen und ihr garstiges Benehmen. Katar entließ den Wachmann mit einem Wink und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Gute Nacht«, sagte er steif. »Wo kommt ihr her?«
    »Von der Majakowskaja «, log Tolik für alle Fälle.
    »Hübsche Station«, erwiderte Katar gelangweilt. »Dort herrscht totale Anarchie. Sehr praktisch, um neue Mitarbeiter zu werben.«
    »Soll heißen, um Leute zu entführen und hier zu versklaven?«, präzisierte Tolik provokant.
    »Solch drastische Wortwahl ist völlig fehl am Platz.« Katar trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Und auch euer Benehmen ist ziemlich ungehobelt. Ihr kommt in ein fremdes Kloster …« – er grinste – »… und bringt eure eigene Ordensregel mit. Ihr prügelt euch mit dem Sicherheitsper sonal und gebt ein schlechtes Beispiel für die Mitarbeiter ab.«
    »Mitarbeiter – dass ich nicht lache!«, ereiferte sich Tolik. »Wir haben doch gesehen, wie diese Elenden gequält werden. Warum?!«
    »Was heißt hier warum? Diese Leute graben das Tor zur Hölle.«
    »Meine Güte, ja! Aber wozu?«
    »Lassen Sie doch bitte dieses politisch unkorrekte Lamento«, sagte Katar streng. »Der Hintergrund des Schachtbaus ist ganz einfach. Dieses Projekt gibt der Existenz der Mitarbeiter einen Sinn und wahrt gleichzeitig den Anschein, dass Fortschritte erzielt werden. Wie beim Aufbau des Kommunismus, verstehen Sie?«
    »Sie glauben also selbst nicht daran, dass Sie jemals bis zur Hölle vordringen werden«, schlussfolgerte Tolik.
    »Selbstverständlich glaube ich daran«, entgegnete Katar kühl. »Mehr noch, ich bin davon überzeugt, dass die ganze Metro das Tor zur Unterwelt ist.«
    Tolik ließ den Blick über das gemütlich eingerichtete Büro des Satanisten schweifen. »Hier sieht’s aber nicht gerade wie in der Hölle aus.«
    »Ich brauche keinen spätpubertären Kulissenzauber, um an den Leibhaftigen zu glauben«, sagte Katar achselzuckend. »Der Teufel wohnt in unseren Herzen und nimmt unmittelbar Kontakt zu uns auf. Was die Lebensbedingungen in der Hölle betrifft, so glaube ich nicht, dass sich dort viel für mich ändern wird. Wissen Sie, Topmanager bekommen immer eine Sonderbehandlung. Satan ist allmächtig. Er wird bestimmt ein nettes Büro mit Klimaanlage und Panoramablick für

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