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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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mich finden.«
    Tolik fiel nichts ein, was er diesem komischen Kauz hätte erwidern können. Katar stand seufzend auf, nahm ein dickes Inventarbuch aus dem Regal und schlug es auf dem Schreibtisch auf.
    »Es gibt prinzipiell zwei Optionen für euch«, sagte der Satanist, während er nachdenklich umblätterte. »Die eine ist gemeinnützige Arbeit in der Grube. Die andere eure Opferung. Die gemeinnützige Arbeit ist wohl eher nichts für euch. Ihr sagt ja selbst, dass ihr keinen rechten Sinn darin seht. Die Opferung halte ich für eine hervorragende Alternative. Sie hätte einerseits einen nützlichen pädagogischen Effekt: Die anderen Mitarbeiter werden es sich zweimal überlegen, den Gemeinsinn derart mit Füßen zu treten . A ndererseits ist so eine Opferung ein willkommenes Spektakel für die Bürger.«
    »Sie können uns nicht einschüchtern«, sagte Tolik halbherzig und warf einen Seitenblick auf Krabbe.
    »Das habe ich auch gar nicht vor«, erwiderte Katar lächelnd. »Dafür gibt es speziell ausgebildete Leute. Lassen Sie uns mal nachsehen, wann wir das letzte Mal ein Opfer zu Baphomets Ehren gebracht haben …« Er bespeichelte den Zeigefinger und blätterte in seinem Bordbuch, bis er die richtige Rubrik fand. »Da haben wir’s. In der jetzigen Mondphase empfiehlt es sich … Und was steht da im Bericht … Aha . A usgezeichnet.«
    »Was ist ausgezeichnet?«, fragte Tolik ungeduldig.
    »Wir werden euch opfern.« Katar nickte zufrieden. »Wache!«
    Krabbe, der bislang nur aufmerksam zugehört hatte, putzte sich plötzlich den Rachen durch und spuckte Katar aus zwei Metern Entfernung zielgenau ins Gesicht. Der wischte sich ab, als wenn nichts gewesen wäre, pflanzte sich vor Krabbe auf, grinste breit und schnitt ihm mit einer blitzartigen Bewegung das Ohr ab. Das Skalpell, das er dazu benutzte, hatte er gleichsam aus dem Ärmel geschüttelt.
    »Das behalte ich als Andenken«, sagte er mit einem verbindlichen Lächeln und steckte sich das Ohr in die Tasche.
    Krabbe brüllte und ging buchstäblich in die Luft vor Schmerz. Dann wollte er sich auf Katar stürzen, doch die Wache kam ihm zuvor.
    Die Gefangenen wurden in die Bahnsteighalle geführt. Zehn Meter vor dem Kruzifix mussten sie stehen bleiben. Um sie herum bildete sich sofort eine Menschentraube. Katar, der sich inzwischen die Kapuze über den Kopf gezogen hatte, begrüßte seine Untergebenen mit förmlichem Kopfnicken. Tolik wurde die Fessel abgenommen.
    Die Gesichter der Satanisten umspielte ein dümmliches Dauergrinsen, und ihre Augen waren glasig – sicher die Folge halluzinogener Drogen. Tolik fand sie einfach nur widerlich. Man hätte in der Tat meinen können, diese abgerissenen Gestalten seien gerade der Hölle entstiegen. Mit diabolischer Vorfreude füllten sie die Mulden unter den Kreuzen mit Maschinenöl auf.
    Die Spuckattacke hatte Katar anscheinend veranlasst, keine Zeit für Folterungen zu verschwenden, sondern die beiden Ketzer kurzerhand abzufackeln – zum Gaudium der Teufelsverehrer. Doch vorläufig machte niemand Anstalten, einen Scheiterhaufen zu errichten. Stattdessen bekam Tolik ein angespitztes Stück Bewehrungsstahl in die Hand gedrückt.
    Katar zeigte auf das Kruzifix.
    »Du hast eine letzte Chance. Sag dich von Christus los, indem du sein Fleisch dreimal mit dem Speer durchbohrst. Nur so erlangt ihr di e Vergebung des wahren Gottes, unseres Gebieters, des allmächtigen Satans!«
    Tolik blickte sich um und überlegte, was er mit dem Speer anstellen sollte. Das Naheliegendste war natürlich, ihn Katar in die Brust zu stoßen. Doch angesichts der Gewehrläufe, die von allen Seiten auf die Gefangenen gerichtet waren, musste er diese reizvolle Idee begraben. Er wäre garantiert von Kugeln zerfetzt worden, noch ehe er hätte zielen können.
    Plötzlich trippelte Charon auf den Richtplatz und murmelte eine Beschwörungsformel. Die Menge unterstützte ihn mit zustimmendem Geraune. Tänzelnd näherte sich Charon dem Kruzifix und spuckte darauf.
    Tolik fand den richtigen Zeitpunkt für seinen Auftritt gekommen und rammte theatralisch den Speer in den Boden.
    »Ich weigere mich, meine Zeit mit diesem lächerlichen Zirkus zu verschwenden«, verkündete er.
    Dutzende böse funkelnde Augenpaare richteten sich auf den dreisten Fremdling. Wütende Rufe gellten. Tolik dachte, die Satanisten würden ihn gleich in Stücke reißen. Doch stattdessen hob Katar den Arm und rief seine Untergebenen zur Ordnung.
    »Morgen früh findet die feierliche

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