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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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den ihr die Kontrolle mehr und mehr entglitt. Sie ließ es zu, sogar mit einer gewissen Erleichterung. Auch wenn sie sich Thessas rotes, verweintes Gesicht vorstellte und daran dachte, dass ihres nicht gerade besser aussehen dürfte. Sicherlich würde Kay auf sie einreden, sagen, sie solle sich beruhigen und ihm erklären, was passiert sei, und endlich aufhören zu heulen.
    Aber er sagte nichts. Ließ sie weinen.
    Sie wusste nicht, wie lange er sie ertragen musste, bis ihre Weinkrämpfe verebbten, bis sie von ihm abließ und sich mit den Händen über die Wangen fuhr.
    »Wieder stark?« Auf seinem Hals glänzten ihre Tränen.
    Sie strich das Nass von seiner Haut fort, riss sich zusammen und brachte die drei furchtbaren Worte über die Lippen: »Nathalie wurde ermordet.«
    Er beugte sich über das Lenkrad, drückte die Stirn gegen die Fäuste. »Wann? Wie?«
    »Ich habe sie vor einigen Stunden gefunden. Und das hier.« Sie zögerte. Holte das Foto hervor, das sie vom Tatort entwendet hatte, dieses zerknüllte Etwas, das sich inzwischen so gut ihrer Hand angepasst hatte mit all seinen Ecken. »Ich habe der Polizei nichts davon gesagt.«
    »Das denkst du also?« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich schlafe nicht nur mit den Models, die mir vor die Linse geraten, sondern töte sie obendrein?«
    »Nein. Ich denke … dass es etwas mit dir zu tun hat. Und falls du wissen möchtest, was ich glaube: Jemand hat es auf dich abgesehen. Ganz eindeutig. Und jetzt sag du mir, wer dafür infrage kommt.«
    Er startete den Motor. »Du hast versprochen, dich von der Gefahr fernzuhalten. Keine Detektivambitionen mehr, schon vergessen?«
    »Die Wahrheit, Kay. Weich mir nicht aus.«
    Durch die Heckscheibe fiel das Licht der Scheinwerfer eines ankommenden Busses. Kay manövrierte den Mustang aus der Bucht der Haltestelle und ließ den Wagen die Fahrbahn entlang ausrollen. »Du wurdest entführt und bist entkommen. Wie weit willst du dein Glück noch strapazieren?«
    »Ich will es endlich wissen. Was ist Hate me ?«
    »Du weißt davon. Ich hätte es mir denken können.«
    »Du hast es selbst auf der Trauerfeier erwähnt. Ich weiß nur, dass Hate me etwas mit Fotos zu tun hat. Vielleicht auch mit denen auf dem Rollfilm? Dem, den du verloren hast?« Sie ließ eine Hand auf seine Schulter sinken. »Kay?«
    Er entzog sich ihr nicht. Sie traute sich weiter, berührte mit den Fingern seinen Hals, strich ihm ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr zurück. Bis er den Kopf senkte und sie ins Leere griff.
    » Hate me sollte der Titel meines Bildbandes werden. Ausgewählte Fotos sollten bei der bevorstehenden Vernissage präsentiert werden. Ich wollte der Gewalt ein Gesicht geben und den Hilferufen eine Stimme verleihen. Vor allem der häuslichen Gewalt. Frauen, die verstummen, sobald ihr Partner nach Hause kommt. Kinder … « Seine Stimme brach. »Kinder, die aus ihren Träumen hochschrecken, um sich unter dem Bett zu verkriechen. Und das Schweigen, das keiner bricht. Aber anscheinend habe ich damit einen Mörder inspiriert.«
    Sie betrachtete sein Profil, das vom Licht der Straßenlaternen beleuchtet wurde. Als müsste sie sich jede Linie seines Gesichts einprägen. »Wer kannte die Hate me -Motive noch außer dir?«
    Er griff nach dem Schalthebel. »Wollten wir das nicht … auf sich beruhen lassen?«
    »Dann hilf mir, bitte hilf mir, loszulassen. Indem du mir endlich alles erzählst. Wer wusste von den Hate me -Fotos?«
    »Ich.« Fast rabiat legte er den Gang ein. »Die Models. Mein Team – Elinor und die Assistenten. In das Projekt wurden nur eine Handvoll Leute eingeweiht.«
    Auf ihrem Handy suchte sie nach den Schnappschüssen, die sie am Tatort gemacht hatte, bevor die Polizei gekommen war. Ein paar von den Polaroidfotos waren gut zu sehen. »Ist das auch ein nachgestelltes Motiv aus deinem Projekt?«
    Er sah kurz hin, um seine Aufmerksamkeit sogleich wieder der Straße zu schenken. »Könnte sein.« Dann betrachtete er die Bilder genauer. »Nur … Céline wurde entführt. Der Mörder hatte genug Zeit, sie zu zwingen, bei den Fotos mitzumachen. Er hat sich Mühe gegeben, auf jedes Detail geachtet. Licht, Posen, Blickwinkel – alles stimmte. Und jetzt – bloß Polaroids? Warum so überstürzt?«
    »Vielleicht wollte er, dass sie schnell gefunden wird.« In der einen Faust das Handy, in der anderen das Foto mit den Kinderaugen. »Vielleicht hat er jemand anderen an ihrer Stelle entführt.« Was wohl bedeutete, der Täter hatte bei

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