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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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genommen hatte. Warum sie nichts über das Motiv, Kay und Dream Impressions gesagt hatte.
    Ihr wurde übel von all den Fragen. Sie verzettelte sich endgültig und wusste nicht einmal mehr, was sie gesagt hatte und was nicht.
    »Danke schön. Sie können gehen.«
    Erst jetzt schaffte sie es, den Mann anzuschauen. »Das war’s?«
    »Ja.« In ein paar Tagen, meinte er, sollte sie für eine formelle Zeugenvernehmung aufs Revier kommen. Fürs Erste wären sie fertig.
    Er ging.
    »Warten Sie!« Sie quälte sich auf die Beine. »Die Polaroidfotos,die bei Nathalie lagen … Meinen Sie, das hängt mit dem Mord an meiner Schwester zusammen? Ist es derselbe Täter?«
    Wieder folgten Fragen.
    Zum Schluss meinte er, er sei vom Kriminaldauerdienst und wäre mit dem Fall nicht vertraut, aber morgen früh würde er die Mordkommission über eventuelle Parallelen informieren.
    »War es denn der gleiche Täter?«, rief sie, als er in der Wohnung verschwinden wollte.
    Er betrachtete sie eine Weile mit einem fast väterlichen Blick. Vielleicht war er auch nur müde. »Wie bereits erwähnt, das kann ich Ihnen nicht sagen. Gehen Sie nach Hause.«
    »Okay«, versprach sie. Ganz das brave Mädchen. Denn wo böse Mädchen landeten, wusste sie nur zu gut.
    Leah verließ das Treppenhaus, eilte davon, bis sie die Polizeiautos nicht mehr sehen, das zuckende Blaulicht nicht mehr spüren konnte. Die Straßen waren leer, als würden die Bewohner sie meiden. Ihre Turnschuhe hinterließen weder Geräusche noch Spuren, sie ging dicht an den Hauswänden entlang, winzig, unbedeutend. Aus einer Gasse erscholl Gelächter. Vielleicht ein paar Jugendliche, die eine neue Woche herbeitrinken wollten. Leah beschleunigte ihre Schritte. Ihr Fuß stieß gegen eine Bierflasche, die über den Bürgersteig schepperte. Das Gelächter brach ab. Sie rannte los bis zu einer Haltestelle, und erst als sie sich vergewissert hatte, dass niemand ihr folgte, beruhigte sie sich. Mit der Ruhe kamen erneut die Taubheit, ein Hauch von Nathalie, die Gedanken an das Foto mit den Kinderaugen in ihrer Tasche. Sie hatte es die ganze Zeit in der geballten Faust gehalten, davon überzeugt, dass einer der Polizisten sie danach fragen, das entwendete Beweisstück vermissen würde.
    Sie ließ sich auf der Bank nieder und holte das Handy hervor. Ihr Daumen lag auf der Wahltaste. Kay – in der spärlichen Liste der gespeicherten Nummern. Wählen.
    Er konnte unglaublich gut schweigen, fiel ihr ein. So gut, dass nichts mehr irgendeine Bedeutung hatte. Nur noch er und sie, ohne all jene Zweifel, die erst später über sie herfielen. »Können wir uns sehen?«
    »Ja. Natürlich«, sagte er. So einfach. »Wo bist du?«
    Sie sollte weglaufen. Sich von ihm fernhalten. Auf ihren gesunden Menschenverstand hören.
    »Weiß ich nicht so genau.« Sie sah sich um. Auf einem Stadtplan entzifferte sie den Straßennamen. Sagte ihn Kay.
    »Ich komme, so schnell ich kann.«
    Sie legte auf, steckte das Handy in die Tasche. Ihre Finger streiften die harten Ecken des verknickten Fotopapiers. Hate me. Ausweglos .
    Eine Gruppe Jugendlicher kam auf sie zu. Rasch senkte sie den Blick und starrte auf ihre Füße. Das bereits bekannte Gelächter, gemischt mit vulgären Albernheiten, rollte über sie hinweg. Sie zog den Kopf zwischen die Schultern, machte sich klein, als könnte sie nicht nur unbedeutend, sondern unsichtbar werden. Die Gruppe zog vorüber.
    Etwa eine Stunde später ließ Kay seinen Mustang direkt vor ihr halten. Er wartete. Sie betrachtete seine dunkle Silhouette hinter der Scheibe, dachte an ihre Mutter, die bei seinem Anblick so entsetzlich aufgeschrien hatte und geflüchtet war. Flüchten sollte sie eigentlich auch, keine Fragen mehr stellen, vor allem nicht: Wer bist du, Kay? Warum mussten die zwei Mädchen sterben? Was will der Mörder von dir?
    Sie sollte nach Hause zurückkehren, zu ihrer Mutter, und alles vergessen. Ihr geregeltes Leben führen, ohne sich stets über die Schulter schauen zu müssen. Sie war doch zufrieden gewesen. Ihr hatte nichts gefehlt.
    Plötzlich dachte sie an die Töpfe voller Hühnerfrikassee. An den Geruch der Route 66. Und stieg ein, entgegen aller Vernunft.
    »Nach Hause?«
    Sie nickte und wischte sich über die Wangen. Sie hatte noch nie schön weinen können. Nicht wie du, kleine Schwester.
    Sie vergrub das Gesicht an seiner Schulter, schlang die Arme um seinen Hals und erstickte ihn fast mit ihren Tränen.
    Er streichelte ihren Kopf, ihren zuckenden Körper, über

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