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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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sein würde?«
    »Sie war nicht allein.«
    »Genau.« Sie rieb sich über die Schultern, fröstelte. »Ihr Kind war auch da. Ihre Tochter?«
    Der Täter hatte die junge Frau dazu gebracht, für die Fotos zu posieren, indem er ihr Kind bedrohte. Aber das, was er tatsächlich wollte, hatte er nicht bekommen und daher das kleine Mädchen entführt … um Kay erneut zu erpressen? War die Kleine vielleicht seine … Nein. Solche Spekulationen gingen eindeutig zu weit.
    »Sabine. Es war einer der Tage, an denen Nathalie ihre Kleine sehen konnte. Wir ließen die beiden immer allein. Wir.« Thessa schluchzte wieder, kramte ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. »Wir, Céline und ich. Jetzt nur noch ich. Ich bin in eine Bar gegangen, hab ein wenig was getrunken. Es war … so einsam … in mir.«
    »Der Mörder muss gewusst haben, dass er nicht gestört wird. Ist dir in der letzten Zeit etwas aufgefallen? Ein Auto, eine Person, die euch beobachtet hat?«
    »Wir wohnen nicht gerade in einer gut betuchten Gegend, in der jeder jeden kennt. In der man Fremde sofort bemerken würde.«
    »Nick hat gewusst, dass Nathalie bei ihm war. Was hat sie aus seiner Wohnung mitgenommen? Was war ihm so wichtig, dass er dafür vielleicht sogar … getötet hätte?«
    Thessa rieb das Taschentuch zwischen den Handflächen.
    »Du weißt es, nicht wahr? Sag es mir! Was wollte sie dort?«
    »Seine Kontakte in der Modebranche. Vor allem ging es um diesen Scout, Voronin, wenn ich mich nicht irre, den Céli für uns drei an Land ziehen sollte. Den mit der Fashion Week in St. Petersburg. Kurz vor Célis Verschwinden hat sich Nattie fürchterlich mit ihr gestritten, meinte, sie solle wenigstens seine Telefonnummer rausrücken. Céli hat alles abgeblockt, nur immerzu wiederholt: › Ich warne dich, ich warne dich! ‹ Oder so ähnlich. Als Céli getötet wurde, war Nattie wie besessen davon, diesen Scout zu finden. Sie glaubte, dass Nick diesen Kontakt hergestellt hatte. Sie hatte die beiden ein paarmal beim Telefonieren belauscht, sein Name war mehrfach dabei gefallen.«
    »Sie war so verzweifelt, dass sie für diese Kontaktdaten einen Einbruch riskiert hat? Im Ernst jetzt?«
    Langsam zerbröselte das Taschentuch in Thessas Fingern, und flockte auf den Boden. »Ihre Eltern haben das Sorgerecht für die Kleine. Am liebsten hätten sie das Mädchen ganz von ihr ferngehalten. Sie sind ein eingebildetes, selbstsüchtiges Pack. Nattie wollte auf eigenen Beinen stehen, irgendwann mit ihrer Tochter allein leben, das war ihr Traum. Dieser Scout war ihre Chance! Also ging sie zu Nick. Und fand mehr, als sie erwartet hatte.«
    »Was?«
    »Die Kontaktdaten natürlich. Aber auch eine Mappe mit Angaben zu diversen Mädchen, lauter angehenden, unbekannten Models. Richtig unheimlich. War unter eine Schublade des Schreibtisches geklebt.«
    »Woher wusste sie, wo das ganze Zeug versteckt war?«
    »Céli hatte einmal gescherzt, Nick wäre so vorsichtig, dass er überall doppelte Böden hat.« Thessa schnaubte. »Das war noch in der Zeit, als sie noch nicht so eine Angst vor ihm hatte.«
    »Wo ist die Mappe jetzt?«
    »Müsste noch in unserer Wohnung liegen. Wenn die Polizei sie nicht mitgenommen hat.«
    Oder der Mörder . Leah stand auf. »Hör zu, lass uns die Mappe suchen. Und dann … dann nehme ich dich mit zu mir nach Hause, wenn du magst.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.« Sie hoffte, dass ihr schlechtes Gewissen, das ihr vorwarf, Thessas Notlage auszunutzen und die ohnehin instabile Psyche ihrer Mutter zu gefährden, irgendwann verstummen würde. »Lass uns gehen.«

24
    Beim Anblick der Haustür mit dem aufgesprühten » Fuck « weigerte Thessa sich, mit hochzukommen, drückte Leah die Schlüssel in die Hand und ließ sich auf der Bordsteinkante nieder. Die Mappe lag, wie von Thessa beschrieben, von Nathalie einfallsreich unter der Matratze versteckt. Bei näherer Betrachtung handelte es sich um eine Kopie. Offenbar hatte Nathalie auf Nummer sicher gehen wollen. Das Leben hatte es ihr nicht gerettet, aber mit etwas Glück bedeutete es eine Spur, einen Hinweis darauf, was der Mörder tatsächlich wollte.
    Nun saß Leah in dem fast leeren Bus, der sie gemächlich ihrem trauten Heim näher brachte, und blätterte in der Mappe. Thessa döste, ihr Kopf schlug regelmäßig gegen die Scheibe, an die sie sich halb lehnte.
    Das Papier raschelte unter Leahs Fingern. Namen, Adressen, knappe Notizen in einer kaum leserlichen Schrift. Aber keine Nathalie im Dossier. Und

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