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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens
Autoren: Courtney Milan
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wie mir vertrauen kann, sie morgen rechtzeitig zu Prozessbeginn in den Gerichtssaal zu begleiten.“ Er blickte dem Richter direkt in die Augen, um ihm seine unausgesprochene Drohung deutlich zu machen. Wenn ein Duke und ein Marquess einen unbedeutenden Bezirksrichter ins Visier nahmen, wäre er im Handumdrehen seinen ehrenwerten Posten los.
    „Ähm … ja.“ Unstet flog der Blick des Richters zwischen Ned und Harcroft hin und her. Dann räusperte er sich.
    Auch ein Earl konnte ihn um seinen einträglichen Posten bringen. Ned hätte Mitleid mit Richter Fang gehabt, hätte der sich nicht auf diese Farce eingelassen.
    „Ich entlasse die Angeklagte in die Obhut ihres Ehemanns bis zur morgigen Verhandlung“, verkündete er schließlich. „Beginn elf Uhr. Pünktlich.“
    Auf der Fahrt fühlte Ned sich hohl und ausgelaugt. Er hatte gewusst, dass Harcroft etwas im Schilde führte, ohne zu ahnen, was er plante. Trotzdem hätte er etwas dagegen unternehmen müssen, wie auch immer. Aber nun war Kate persönlich bedroht, und all seine hochfliegenden Pläne, sich ihr zu beweisen, wirbelten ihm konfus im Kopf herum.
    „Meinst du nicht“, fragte Kate trocken, die ihm gegenübersaß, „wir sollten eine Ausnahme machen und wenigstens diesenDrachen töten?“
    „Hmm.“ Ned wiegte den Kopf bedächtig hin und her. „In Gareths Haus gibt es mindestens ein Dutzend Schwerter. Wahrscheinlich in einer Kiste auf dem Speicher.“
    Ein spannender Gedanke – sich im Dunkel der Nacht in Harcrofts Haus zu schleichen, eingehüllt in einen schwarzen Umhang mit einem blitzenden Schwert in der Faust. Ohne Anklagevertreter würde Kate augenblicklich freigelassen.
    Eine verlockende Vorstellung, bis zu dem Augenblick, wenn Harcrofts blutüberströmte Leiche in seinem Haus aufgefunden wurde. Die Ermittlungsbeamten würden nicht lange suchen müssen, um einen Verdächtigen ausfindig zu machen, der ein Interesse an seinem vorzeitigen Ableben hatte, sowie den stichhaltigen Beweis in Form eines blutigen Schwertes, eingewickelt in einen schwarzen Umhang.
    Als kenne Kate den Weg, den seine Gedanken genommen hatten, als sei sie lautlos der Spur seiner Fantasie mit dem Schwert in der Hand gefolgt, seufzte sie tief. „Der Teufel soll ihn holen!“ Die Kutsche hielt vor dem Haus. Der Wagenschlag wurde geöffnet.
    Sie tauchte in die Nacht ein, und Ned starrte ihr nach. Ihre Bemerkung darüber, den Drachen zu töten, war natürlich als Scherz gedacht, um die beklemmende Stimmung zwischen ihnen zu vertreiben. Aber für ihn stand viel mehr auf dem Spiel. Drache hin oder her, Kate brauchte einen Helden. Und ihr vermeintlicher Held saß immer noch in der Kutsche und spielte mit dem Gedanken, sich ein scharfes Messer aus der Küche zu holen und in die Nacht hinauszustürmen. Wahrlich ein Ritter von der traurigen Gestalt!
    Verdammter Mist.
    Der Name Harcroft passte eigentlich nicht zu einem durchtriebenen Bösewicht. Er klang eher seriös, langweilig und pedantisch. Und die Bedrohung in Form eines Gefängnisses war nicht etwas, das man erschlagen konnte. Jedenfalls nicht mit typisch heroischen Taten. Die Helden in den Romanen hattenes leicht. Noch vor einer Woche hatte Ned sich darüber Gedanken gemacht, wie er sich für Louisas Freiheit einsetzen könnte. Nun musste er um die Freiheit seiner Frau kämpfen. Seine Bemühungen hatten ihn von Anfang an in die Irre geleitet, und nun wusste er sich keinen Rat mehr.
    Ned zwang sich, aus der Kutsche zu springen. „Weißt du“, erklärte er, als er Kate am Portal eingeholt hatte, „wenn ich Gareth töte, könnten wir der leidigen Angelegenheit gleichfalls ein Ende bereiten. Damit wäre ich der Marquess of Blakely. Und gegen dich als meine Gemahlin könnte nur im House of Lords Anklage erhoben werden.“
    „Aha. Fabelhafte Idee. Und so praktisch, da die Schwerter in Gareths Haus herumliegen.“ Ihre Mundwinkel zogen sich hoch.
    Und dieser Anflug eines Lächelns war genau das, was Ned brauchte. Schluss mit Mordfantasien. Schluss mit lähmender Verzweiflung. Kate brauchte keinen Helden, der ihre Feinde erschlug. Das war die einfache Form des Heldentums, die nur in Mantel-und-Degen-Romanen existierte. Jeder Idiot mit einem Schwert oder einem Küchenmesser konnte solche Taten vollbringen. Nein. Was Kate jetzt brauchte, war ein wahrer Held. Ein Held, der heute ein Lächeln auf ihre Lippen zaubern und ihr morgen den Sieg bringen würde.
    Und er selbst wollte dieser Held sein.
    Kate betrat den Salon und nahm auf dem
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