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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Ständig ließ er kleine Spitzen gegen seine Frau fallen. Und dann bricht er in Tränen aus.“
    „Und du?“
    „Ich kenne weder Louisa noch ihren Ehemann gut genug, um zu weinen. Wenn diese Information aus Chelsea zu nichts führt … müssen wir einfach abwarten und hoffen, dass Louisa nichts zugestoßen ist.“ Sie legte den Kopf wieder schräg und fixierte ihn scharf. „Oder was meinst du?“
    Jenny war es stets gelungen, ihm Geheimnisse zu entlocken. Aber jetzt …
    Ned begegnete ihrem Blick und schüttelte bedächtig den Kopf. „Vertrau mir.“
    Sie seufzte. „Ned, ich weiß, dass du helfen willst. Aber diese Sache ist zu wichtig, um alleine damit fertig zu werden.“
    Er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog, fühlte sich wieder wie der vierzehnjährige Knabe, der von seinem Großvater in verächtlichen Worten abgekanzelt wurde. Dass ausgerechnet Jenny sich nun ebenso verhielt …
    „Wie bitte?“, fragte er scharf. „Willst du damit sagen, ich könne keine Verantwortung übernehmen?“
    „Nein, natürlich nicht. Aber die Situation ist so verfahren. Gareth und ich stehen in Harcrofts Schuld. Uns liegt daran, diese Schuld zu begleichen und …“
    „Ja. Genau das ist der Punkt. Wieso behauptest du, du vertraust meinen Worten, um mir letztlich doch nicht zu vertrauen. Genauso gut könntest du sagen: ‚Vielen Dank, Ned, dass du eine Situation bewältigen willst, mit der du nicht fertig wirst. Nun mach nicht alles noch schlimmer, halte den Mund und lasse die Erwachsenen sich darum kümmern.‘“
    Jenny fuhr sich mit der Hand über die Stirn und seufzte.
    „Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, Jenny, ich bin ein erwachsener Mann. Ich weiß genau, wie schwierig und gefährlich diese Situation ist. Und es ist mir nicht entgangen, dass du dich Harcroft gegenüber verpflichtet fühlst. Ich will auch kein Exempel statuieren, um mir etwas zu beweisen. Diese Situation ist wesentlich heikler, als du dir vermutlich vorstellen kannst. Und wenn du ständig darin herumstocherst, bist du es, die eine komplizierte Situation nur noch schlimmer macht.“ Seine Hände zitterten.
    Jenny bekam große Augen bei seinem Wutausbruch, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Und wenn ich dich bitte, mir zu vertrauen“, fuhr Ned gefasster fort, „verlange ich nicht von dir, eine Augenbinde anzulegen und einem dummen Jungen blinden Glauben zu schenken. Wann habe ich in den letzten Jahren übertrieben? Wann habe ich dir ein Versprechen gegeben und es nicht gehalten? Wann habe ich dein Vertrauen missbraucht?“
    „Das hast du nie getan.“ Ihre Stimme klang belegt. „Es tut mir leid, Ned. Ich will dir nur Kummer ersparen, weil ich dich gern habe.“
    „Spar dir deine Gefühlsduselei. Diesmal, Jenny, werde ich dich retten. Und du bist still und lässt mich machen.“ Ned beugte sich über den Tisch und blickte ihr wütend in die Augen.
    Unwillkürlich wich Jenny zurück.
    Sofort bereute er seinen schroffen Ton. Jenny hatte ihn gern wie eine Schwester. Aber ihre geschwisterliche Fürsorge gab ihm das Gefühl, ein verwöhntes, in Watte gepacktes Kind zu sein.
    Sie schlug reumütig die Augen nieder. „Ich glaube“, sagte sie mit dünner Stimme, „ich will jetzt nach Hause zu meiner kleinen Rosa. Ich habe sie seit einer Woche nicht gesehen, und wir beide haben Sehnsucht nach ihr.“
    Hörbar stieß Ned den Atem aus.
    „Einverstanden, Ned. Rette mich.“ Sie seufzte tief. „Aber wenn du diese Sache in den Sand setzt, nur weil du zu stolz bist, um unsere Hilfe anzunehmen, versohle ich dir den Hintern.“
    Eine Welle der Erleichterung stieg in ihm hoch. „Sei unbesorgt“, sagte er leise. „Das wird nicht nötig sein.“ Er lächelte siegesgewiss. „Ich werde mein Bestes geben.“

11. KAPITEL
    I ch habe dir etwas zu sagen.“
    Kate, die den Blick gedankenverloren aus dem Fenster des Salons in die herbstliche Landschaft gerichtet hatte, drehte sich um. Ihre Finger krümmten sich um die Stickerei, mit der sie vorgab, beschäftigt zu sein. Ned stand lässig an den Türrahmen gelehnt da und lächelte.
    Offenbar wollte er sie davon unterrichten, was in der Besprechung beschlossen worden war. Sie wusste nicht, ob sie froh darüber sein sollte, dass man sie ausgeschlossen hatte, oder gekränkt, weil man sie für nutzlos hielt. Sie war sich außerdem nicht sicher, ob Neds Gegenwart ihr Gefühl der Isolation verstärkte oder verringerte. Sein Lächeln schien allerdings wie ein Sonnenstrahl die dunklen

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