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Im Wald der stummen Schreie

Im Wald der stummen Schreie

Titel: Im Wald der stummen Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grange
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ein paar Wörter auf ein leeres Blatt. Jeanne klemmte die Kopien unter den Arm.
    »Ich fahre ins Landgericht. Wir unterrichten uns gegenseitig, sobald es was Neues gibt.«
    Auf der Schnellstraße fädelte sich Jeanne zwischen den Autos hindurch, die einfach nicht schneller als fünfzig fahren wollten. Auf der Höhe der Pont de l'Alma fuhr sie ab. Porte Maillot. Avenue Charles-de-Gaulle. Ringboulevard. Jeanne jagte den Motor ihres Twingo hoch. Graben. Wühlen. Gegen die Uhr spielen. Am Ende des Tages würde sie den Schlüssel gefunden haben. Die Verbindung zwischen den drei Opfern. Den Plan des Mörders.
    Tiefgarage des Landgerichts. Jeanne lief mit umgehängter Tasche, die Dokumente unter dem Arm, zum Aufzug. Sie hatte sich noch immer nicht geduscht. Sie stank nach Feuer, Schweiß und Angst. Niemand am Empfang. Umso besser. Sie fürchtete, einem Kollegen über den Weg zu laufen und die üblichen Betroffenheitsbekundungen, fatalistische Phrasen und den anderen Stuss über sich ergehen lassen zu müssen. Selbst hier, bei den Experten für Verbrechen und Gewalt, bewegten sich die Gespräche auf Stammtischniveau.
    Dicht an den Wänden entlangschleichend, begab sie sich in ihr Büro. Öffnete die Tür, erleichtert darüber, niemandem begegnet zu sein. Sie zuckte zusammen, als sie Claire erblickte. Die hatte sie ganz vergessen. Die junge Frau weinte bitterlich, das Gesicht halb verborgen hinter einem Kleenex. Sie wusste natürlich, dass Taine tot war und Jeanne lebte. Gewiss hatten sich die Neuigkeiten gleich nach Dienstbeginn im Landgericht herumgesprochen.
    Claire warf sich ihr in die Arme. Schon nach wenigen Sekunden hatte Jeanne eine durchnässte Schulter.
    Sie drückte ihre Assistentin langsam zurück und murmelte:
    »Beruhigen Sie sich ...«
    »Das ist unfassbar ... das ist ...«
    »Gehen Sie nach Hause. Ich gebe Ihnen heute frei.«
    »Aber ... die Vernehmungen?«
    »Sagen Sie alle ab. Ich muss mich über den Stand der Ermittlungen informieren.«
    »Hat man Ihnen den Fall übertragen?«
    »Noch nicht«, log Jeanne, »aber das wird nicht mehr lange dauern.«
    Claire schnäuzte sich, erledigte die notwendigen Telefonate und schlüpfte schließlich in ihre Jacke, nachdem sie Jeanne das Versprechen abgenommen hatte, ihr morgen alles zu erzählen. Jeanne drängte sie freundlich aus dem Büro. Dann nahm sie einige Kleider, die sie zum Wechseln in ihrem Büro aufbewahrte, und eilte auf die Etagen-Toilette. Wie ein Rucksack-Tourist im Klo einer Autobahnraststätte entfernte sie am Waschbecken den gröbsten Schmutz und schlüpfte dann in ihre frischen Klamotten.
    Sie kehrte in ihr Büro zurück. Verriegelte die Tür. Ließ die Jalousie herunter. Nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz, die Fotokopien vor sich. Sie würde die Akte durchforsten, bis sie alles Wesentliche in Erfahrung gebracht hatte.
    Doch zuerst ein paar Telefonate ...

 
    26
    »Dr. Langleber?«
    »Nein, sein Assistent.«
    Jeanne hatte den Arzt auf seinem Handy angerufen. Einige Telefonate hatten genügt, um herauszufinden, dass der intellektuelle Rechtsmediziner mit der Obduktion von François Taines Leiche beauftragt worden war.
    »Geben Sie ihn mir.«
    »Wir sind im Sektionsraum. Wer ist am Apparat?«
    Jeanne hörte Langleber, der leise in sein Diktaphon sprach. Welche Leiche obduzierten sie? Die von François Taine? Sie stellte sich die beiden Männer im weißen Kittel vor, wie sie um den auf einem Nirosta-Tisch liegenden schwarz verkohlten, eingeschrumpften Körper herumstanden.
    »Sagen Sie ihm, dass Richterin Korowa am Apparat ist.«
    Jeanne hörte gedämpfte Stimmen. Der Assistent hatte die Hand auf den Hörer gelegt. Dann erklang Langlebers Stimme:
    »Was wollen Sie?«
    Die Stimme war hart. Sie hallte wie im Gemäuer einer Kirche wider. Jeanne ahnte, dass der Arzt den Lautsprecher am Telefon eingeschaltet hatte.
    »Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »In welcher Eigenschaft?«
    »Der Fall wurde mir noch nicht übertragen«, räumte sie ein.
    »Welcher Fall? Wovon sprechen Sie?«
    »Ich rechne damit, dass man mir die Ermittlungen in den Kannibalen-Morden übertragen wird.«
    »Dann rufen Sie mich an, wenn es so weit ist.«
    »Dr. Langleber, wir dürfen keine Zeit verlieren. Es gibt Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen den Kannibalen-Morden und dem Brand, bei dem François Taine umkam.«
    »Was für Anhaltspunkte?«
    Obgleich Jeanne fieberhaft nachdachte, wusste sie nicht, was sie antworten sollte. Sie zog es vor, das Thema zu wechseln:
    »Haben

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