Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
sich erleichtert, dass Liam sie rechtzeitig gerettet hatte. Wozu wäre der junge Mann wohl fähig gewesen?
Liam warf ihr noch einen prüfenden Blick zu und verschwand dann, den verdutzten Garrick hinter sich herziehend.
Unsinnigerweise nagte schlechtes Gewissen an Erin. Hätte nicht vielmehr der junge Mann, den Liam Garrick genannt hatte, einen guten Grund für schuldbewusste Gefühle? Aber was, wenn sie Garricks Verhalten unabsichtlich provoziert hatte? Wenn sie ihn durch ihre idiotische Eifersucht dazu gebracht hatte, ihr zu nahe zu kommen? Der Gedanke war ihr unerträglich. Doch bevor sie die Gelegenheit erhielt, sich wegen ihrer Verantwortungslosigkeit zu geißeln, stand plötzlich ein Mann vor ihr. Ein Mann, der einen Kopf kleiner als sie und alt genug war, um ihr Vater zu sein.
„Wer seid Ihr?“ erkundigte sie sich in verunsichertem Tonfall.
„Ich heiße Scott Scrimgeour.“
Der Mann erwiderte ihren forschenden Blick nicht, als er neben ihr Aufstellung nahm. Erin fragte sich, was er von sich wollte. „Und was macht Ihr … hier?“
„Liam hat gesagt, dass ich für Eure Sicherheit zuständig bin“, verkündete er. Seine Augen waren auf einen Punkt auf dem Boden neben ihr gerichtet.
„Und wie werdet Ihr das tun?“
„Ich werde ab jetzt immer in Eurer Nähe sein.“
Mit gerunzelter Stirn senkte sie den Blick in dieselbe Richtung wie er. Befand sich etwas auf dem Boden, das seine Aufmerksamkeit erregte? Sie konnte nichts entdecken. Nach seinem faszinierenden Starren zu urteilen, hätte sie mit einem Brocken Gold in der Größe ihres Fußes gerechnet. Sie wandte sich ihm wieder zu.
„Es handelt sich dabei nicht unbedingt um eine Aufgabe, die ich einem Mann … wie Euch zugeteilt hätte.“ Sie wusste nicht, wie sie ihre Verwirrung darüber ausdrücken sollte, dass Liam sich ausgerechnet für diesen Mann entschieden hatte. Oder warum er überhaupt der Meinung war, sie würde Schutz benötigen.
„Meine Kleinwüchsigkeit bedeutet nicht, dass ich nicht in der Lage bin, im Fall der Fälle für Euch zu kämpfen. Ich habe verschiedenste Kampftechniken von weisen Männern ferner Länder erlernt“, meinte er mit beinahe trotzigem Tonfall.
„Meine Bemerkung bezog sich auf die Tatsache, dass Euer Haar nicht nur an den Schläfen ergraut ist. Aber mir steht keine Beurteilung zu. Verzeiht mir!“ Ihr wurde bewusst, dass sie sich Garrick gegenüber ähnlich provokant geäußert hatte. Schlug vielleicht das Temperament durch, für das sie in ihrem alten Leben bekannt gewesen war? Diese Vorstellung jagte ihr Angst ein. Sie wollte um ihres Seelenfriedens Willen nicht glauben, dass ihr Verhalten ihrem früheren Charakter ausgeliefert war.
Der Mann errötete tatsächlich. Dann zuckte er mit den Schultern und fixierte weiter die Stelle neben ihr.
Er würde doch nicht schüchtern sein?
„Ich sollte den beiden nachgehen“, murmelte Erin mit Beunruhigung in der Stimme. „Es scheint notwendig, dass ich die unglückliche Situation erkläre.“
Der Mann, der sie vor Schwierigkeiten bewahren sollte, bereitete ihr welche, indem er den Kopf schüttelte. „Ihr sollt hier auf den Laird warten.“
„Aber der Streit der beiden …“
„Liam hat mir strikte Anweisung gegeben, dass ich Euch nicht weggehen lassen soll.“
Erin seufzte unglücklich. Um sich zu beschäftigen, beendete sie den Abwasch. Doch ihre Gedanken rasten trotzdem.
Erin machte sich schreckliche Vorwürfe. Sie hätte Garricks Antrag gleich im Keim ersticken sollen. Auch wenn ihr nicht klar gewesen war, welchen Eindruck er von ihr erhalten hatte. Wahrscheinlich würde er Probleme bekommen. Und das nur, weil sie sich einen Augenblick unbeachtet und unattraktiv gefühlt hatte war. Noch einmal überlegte sie, zu Liam zu gehen und alles zu erzählen. Vielleicht konnte sie ein gutes Wort für Garrick einlegen. Der junge Mann würde sonst möglicherweise zurück zu seinen Eltern geschickt und hätte Folgen für seinen Stand im Clan zu befürchten.
Plötzlich wurde ihr klar, dass es sich bei Liam um Garricks Onkel handeln musste. Garrick hatte doch erwähnt, dass sein Onkel ihn herkommen lassen hatte. Bei genauerem Überlegen war die Familienähnlichkeit nicht zu übersehen. Es würde auch die wenig ehrerbietige Art erklären, mit der Garrick mit dem Clanführer umgegangen war. Ein Familienzwist! Obwohl sie keine Familie hatte, ahnte sie, dass die Blutverbindung in Gefahr geraten könnte.
Sie wollte sich sofort auf den Weg zu Liam machen, doch Scott
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