Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
geliebt habe? … Ich weiß nichts von meiner Vergangenheit, deshalb …“
Allein die Möglichkeit brachte ihn um den Verstand. Erins Herz, das einem anderen gehörte. Das durfte nicht sein. „Aber … Hast du diese intime Nähe schon einmal mit einem Mann geteilt?“
Nachdem er diese Worte ausgestoßen hatte, herrschte drückendes Schweigen zwischen ihnen. Eine Sekunde lang wünschte er, die Frage rückgängig zu machen. Doch in seinem Herzen lauerte die Angst, sie zu verlieren. Ohne dieses Wissen konnte er nicht glücklich weiterleben.
Entsetzt stöhnte Erin schließlich auf. „Wie kannst du dich nur nach so etwas Unschicklichem erkundigen?“
„Ich muss es einfach wissen“, antwortete Liam. „Es ist wichtig für mich.“
„Liam!“ rief Erin. Nebel stieg aus dem Boden und schwebte von der nahen Baumreihe auf die beiden Menschen am Ufer zu. Die Berührung des Nebels fühlte sich klamm an, aber die Kälte in Erins Herzen erschreckte sie mehr.
Er packte sie bei den Schultern und hätte sie beinahe geschüttelt. „Warum antwortest du denn nicht?“ verlangte er zu wissen. Falls ein anderer Mann sie jemals berührt hätte, dann würde er den Kerl töten.
„Auch davon habe ich keine Kenntnis mehr. Ich weiß nicht, welche Art von Frau ich vor meinem Gedächtnisverlust war.“
Enttäuscht wurde ihm klar, dass er die Wahrheit erst erfahren würde, wenn Erin und er das Bett miteinander teilen würden. Falls sie das überhaupt jemals tun sollten, nachdem er sich neuerlich schändlich ihr gegenüber verhalten hatte.
In diese düsteren Gedanken drangen Erins nächste Worte. „Als du mich … so stürmisch geküsst und … und so intim gestreichelt hast, war das Gefühl neu für mich. Mehr kann ich dazu nicht sagen. … Aber … es sollte nicht wichtig sein.“
„Sollte es das wirklich nicht?“ murmelte er bedrückt.
„Du machst mir Angst, Liam.“
Überrascht blickte Liam in ihre wunderschönen, traurigen Augen. Er entdeckte ihre Seelenqual. Wer war er, um ihr das anzutun und sie beurteilen zu wollen? Mit betretenem Gesichtsausdruck nahm er sie in die Arme. „Was bin ich nur für ein unsensibler Mensch!“
Erin konnte nicht verstehen, warum ihm dieses Thema so klärungsbedürftig schien. Dass sie eine leichtlebige Frau war, befürchtete sie nach ihrer Reaktion auf die anderen Frauen im Lager nicht. Natürlich wäre es unangenehm, wenn in ihrem alten Leben ein Mann auf die warten sollte, den sie geliebt hatte. Würde sie ein Herz brechen, wenn sie ihres an Liam verschenkte? Doch in seiner Umarmung verschwand die düstere Vorahnung eines Unheils. Dennoch rührte ihr Zittern nicht ausschließlich von der kühlen Luft her, die über ihr nasses Hemd strich. Ihre Vergangenheit wirkte mit einem Mal wie eine dunkle, Ungeheuer beherbergende Höhle. Sie wollte zurück ins Zelt, um eine Zeit alleine mit Nachdenken verbringen zu können.
„Könnten wir zurückreiten? Mir ist kalt“, meinte sie. Sie schlang die Arme um ihren Körper, nachdem sie aufgestanden und einen Schritt zurückgetreten war.
„Wie dumm von mir. … Zieh dich schnell um, dann können wir los.“
Erin verschwand neuerlich hinter einem Busch. Sie schämte sich, und hätte nicht genau erklären können wieso. Hastig schlüpfte sie in ihre Kleidung. Und als sie fertig war, wartete Liam bereits auf dem Pferd auf sie. Während des Rittes lastete drückendes Schweigen zwischen ihnen.
„Wir müssen uns unterhalten.“
Liam hob überrascht den Kopf. Er hatte nicht bemerkt, dass Erin sich ihm und Garrick genähert hatte. „Können wir das nicht auf später verschieben?“ murmelte er mürrisch.
„Das kann nicht länger warten“, widersprach sie. Erin hatte das Gefühl, als ginge er ihr seit dem gestrigen Ausflug aus dem Weg. Bei ihrer Unterhaltung am See hatte es sich um keinen Streit gehandelt. Trotzdem hatten sich nach der neu entstandenen Nähe Liams Fragen wie das Ende von etwas Wunderbarem angefühlt.
Mit einem Seufzen führte Liam Erin von Garrick weg, zu einer ruhigen Stelle knapp außerhalb des Lagers. „Was ist so wichtig, dass ich meine Arbeit unterbrechen musste?“ erkundigte er sich mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Womit habe ich dich so schrecklich verletzt, dass du nicht mehr mit mir sprichst?“ stellte Erin eine Gegenfrage.
In Liams Augen lag Traurigkeit. „Da du anscheinend kein Interesse an mir als Mann hegst, halte ich mich besser von dir fern.“
„Nur weil ich nicht mehr weiß, ob ich in meinem alten
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