Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
hatten.
Nun mussten sie das Tal selbst durchqueren. Liam erklärte ihr, dass sie diese Strecke in einer halben Stunde geschafft haben müssten. Danach stand noch der Aufstieg zur Festung an, doch dann dürfte sie endlich vom Pferd steigen. Die Sonne war zwischen zur Hälfte hinter den Bergen verschwunden und tauchte die Umgebung in orangerotes Licht. Es verbreitete eine romantische Stimmung, die Erin die Angst nahm.
Als sie sich dem Dorf näherten, hörte Erin Stimmen. Ihre Ankunft schien bemerkt worden zu sein. Eine Menschenmenge strömte herbei, um ihren Herrn zu begrüßen. Sie waren offensichtlich neugierig auf die Frau, die Liam MacNeal als neue Herrin von Sigleß mit nach Hause brachte.
Liam deutete seinen Soldaten zurück zu bleiben und ritt mit Erin neben sich den Menschen entgegen. „Es ist mir eine Ehre, Euch Erin McCharles vorzustellen, meine zukünftige Frau!“ schrie er laut über das unruhige Gemurmel hinweg. Sofort senkte sich Stille über die Dorfbewohner. „Wir werden so bald wie möglich heiraten!“
Die Menge begann zu klatschen und bildete eine Gasse, durch die die Heimkehrer Richtung Festung zogen. „Hoch lebe das Brautpaar!“-Rufe und Sprechchöre hießen Liam und Erin willkommen.
Erin fühlte sich von den Sympathiebekundungen überwältigt. Diese Leute kannten sie nicht und freuten sich doch für sie. Erin hatte den Eindruck, als wären die Menschen erleichtert, dass Liam sich binden wollte. Es würde seine Position stärken, wenn er ihnen einen Nachkommen präsentieren könnte. Sie würden die ersten Wochen wohl damit verbringen, diesen Sprössling zu produzieren. Allein beim Gedanken daran stieg ihr Röte ins Gesicht und ihr Herz begann voller Vorfreude schneller zu schlagen.
Liam hingegen ritt weiter Richtung Festung, und Erin folgte ihm durch die Menschen. Kurz darauf langten sie auf der Festung an. Beim Eingang des Gebäudes angekommen, sprang Liam vom Pferd. Er war mit zwei Schritten bei ihr und hob sie von ihrem Tier. Mit einem beruhigenden Lächeln zog er sie näher und küsste sie auf den Mund. Bevor sie darauf reagieren konnte, zog er sie mit sich.
„Ich werde dich gleich in dein Zimmer bringen und dir etwas zu Essen kommen lassen“, bestimmte er. „Leider muss ich noch einige dringende Angelegenheiten erledigen. Ich verspreche dir, dass ich dir morgen alles zeigen werde.“
Erin nickte benommen. Ständig war Liam beschäftigt. Er wirkte unruhig und wie unter Druck, fast als liefen ihm die Stunden davon. Gab es irgendeinen Termin, von dem sie nichts wusste und den er einhalten musste? Sie hoffte, er hatte nicht vor, diese Geschäftigkeit in der nächsten Zeit fortzuführen. Wenn sie erst verheiratete waren, würde alles anders werden, schwor sie sich. Sie würde ihm schon zeigen, dass es angenehmere Dinge gab, mit denen er seine Zeit verbringen konnte – in ihrer Gesellschaft.
Schließlich öffnete Liam die Tür zu einem Zimmer. „Hier kannst du dich ausruhen“, meinte Liam. „Es handelt sich um das Schlafzimmer der Hausherrin.“
Erin nickte neuerlich. Mehr schien zu ihrer Erleichterung von ihr nicht erwartet zu werden. Das Gebäude war furchteinflößend groß. Und das traf auch auf den Raum zu, der ihr zugedacht war.
„So, meine Liebste. Du bekommst gleich etwas zu essen. Ruh dich aus. … Wir sehen uns morgen.“ Wieder küsste er sie nur flüchtig.
Doch dieses Mal war Erin vorbereitet und zog seinen Kopf zu sich, um sich einen richtigen Kuss zu stehlen. Sie schwelgte in dem berauschenden Gefühl des Drucks seiner Lippen auf ihren. Um ihn zu locken strich sie mit der Zungenspitze über seine Oberlippe. Liams Stöhnen belohnte ihren frechen Vorstoß.
„Führ mich nicht in Versuchung, Erin“, bat Liam. „Sonst erlebst du unsere Hochzeitsnacht nicht so unschuldig wie du im Moment noch bist.“
„Das ist mir egal. Wir sind ohnehin bald Mann und Frau.“
Liam schüttelte den Kopf. „Lass uns alles richtig machen.“
Sie seufzte. „Wie du wünscht, mein zukünftiger Gemahl. Dann ziehe ich mich besser zurück.“
Er lächelte sie an. „Gute Nacht. Und träum etwas Schönes von mir.“ Dann verschwand er.
Erst jetzt nutzte Erin die Gelegenheit, um sich umzusehen. Auch wenn sie ihr Zimmer nur im Kerzenschein betrachten konnte, gefiel ihr, was sie sah. Die Einrichtung und die Wandgestaltung waren in Pastellfarben und zarten, floralen Mustern gehalten. Auf drei im Raum verteilten Tischchen stand jeweils eine Vase mit Blumen. Eine gewebte, weich
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