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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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einem Mann zu See nachzulaufen, der … nun ja, den sie im Grunde gar nicht kannte. Dessen Gedanken ihr unergründlich waren.
    Aber ihm gegenüber durfte sie sich ihre Zweifel nicht anmerken lassen. Wie dumm ihre Aktion auch sein mochte, so gab es doch kein Zurück mehr. Für keinen von ihnen. Sie hatte Santo Domingo hinter sich gelassen und würde vielleicht nie mehr zurückkehren. Nun musste sie das Beste aus ihrer Lage machen.
    Sie streckte ihm ihr Kinn entgegen und saß gefasst und aufrecht auf seiner Koje. Wenn sie sich schon vor ihm zum Gespött gemacht hatte, dann wollte sie sich wenigstens mutig den Konsequenzen stellen.
    Balthazar blieb endlich hinter seinem Tisch stehen und legte die Hände auf einen Stapel Seekarten. Seine äußere Ruhe und die angespannte Linie seiner Schultern unter seinem Leinenhemd drückten besser als Worte seinen kaum verhaltenen Zorn aus.
    War er wütend auf sie? Weil sie ihm heimlich gefolgt war? Jede einigermaßen vernünftige Frau würde sich nun sicherlich unter der Koje verkriechen, aber Bianca fühlte sich seltsam unbeteiligt; als sei sie lediglich eine Zuschauerin dieser Szene. Es war, als würde sie einer Aufführung der commedia dell’arte zusehen, die vor ihr zu ihrer Belustigung gespielt würde.
    Bloß war sie nicht im Geringsten belustigt.
    „Warum, Bianca?“, fragte er schließlich, und seine Stimme klang rau und tief.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „In Santo Domingo schien es mir eine gute Idee zu sein.“
    „Ach ja? Und kommt es dir jetzt immer noch so vor?“
    Sie sah, wie er seine langen, eleganten Finger zu Fäusten ballten. „Nicht sonderlich, nein.“
    Er stieß ein trockenes Lachen aus. „Da stimme ich dir zu. Frauen an Bord bringen Unglück.“
    „Du meinst wie Diegos Frau?“
    „Zum Beispiel. Auch sie dachte, es sei eine gute Idee, sich unten im Laderaum zu verstecken.“
    „Im Gegensatz zu ihr bin ich jedoch nicht schwanger.“ Jedenfalls nicht, soweit sie wusste. „Und ich bin nicht zum ersten Mal auf hoher See. Mein verstorbener Mann war ein Seefahrer, und ich habe ihn oft begleitet, bevor wir uns in Santo Domingo niederließen. Ich kenne mich auf Schiffen aus.“
    „Und du kannst das Deck schrubben?“
    „Natürlich. Und kochen kann ich auch.“
    Er sah sie eindringlich an, und seine grünen Augen waren im schwachen Licht so dunkel wie ein Urwald. „Und kannst auch das Bett des Kapitäns wärmen?“
    Biancas Kehle war plötzlich trocken, und sie schluckte. „Das kommt drauf an.“
    „Egal, was du auch für bewundernswerte Talente hast, cara , das erklärt immer noch nicht, warum du hier bist. Warum du dein Geschäft verlässt, um als blinder Passagier auf mein Schiff zu kommen.“
    „Ich weiß es selbst nicht genau“, erwiderte sie. „Ich weiß nur, dass zwischen uns so vieles noch ungeklärt ist.“
    „Siehst du mich immer noch als deinen Feind an?“, fragte er. Er kam hinter dem Tisch hervor und stellte sich neben sie. Er berührte sie nicht, sondern beugte sich über sie und sah zu ihr hinunter. Seine Wärme, sein angenehmer Geruch und die schiere Präsenz seines Körpers waren so überwältigend, dass sie sich fühlte, als ob seine Finger sie liebkosten. Seine Nähe brachte sie fast um den Verstand.
    Bianca lehnte sich zurück. Sie konnte seinem Blick nicht länger ausweichen. Konnte sich nicht länger verstellen.
    „Ich weiß selbst nicht, als was ich dich ansehen soll“, sagte sie. „Aber deine Familie hat der meinen so viel Leid zugefügt, dass ich nicht eher ruhen kann, bis der Gerechtigkeit Genüge getan ist.“
    „Heißt das, du willst mich umbringen? Mir noch einmal mitten in der Nacht deinen Dolch an die Kehle setzen?“ Seine Stimme war so ruhig und gelassen, als spräche er übers Wetter. „Siehst du das Unrecht dann als gesühnt an?“
    Bianca zuckte mit den Schultern und fühlte sich verwirrter als je zuvor. Wie hatte sie sich nur in diese verfahrene Lage bringen können? Doch nun war es zu spät. Zu spät für so vieles.
    „Mein Vater hat vielen Menschen Leid zugefügt“, fuhr Balthazar fort. „Ich war jung und zornig. Ich wusste nicht, wie ich ihn davon abhalten konnte. Und das werde ich bis zum Ende meines Lebens bereuen.“ Er beugte sich über sie, bis sie unter ihm auf der Koje lag. Sie blickte gebannt in seine Augen, in denen eine helle Glut brannte.
    „Aber ich glaube nicht, dass du gekommen bist, um mich umzubringen“, sagte er mit sanfter Stimme.
    „Und aus welchem

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