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Im Winter der Löwen

Titel: Im Winter der Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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Sender. Um elf Pressekonferenz. Nurmela besteht darauf, dass ich dieses Mal auf dem Podium sitze. Danach ist der Termin im kriminaltechnischen Institut, unter anderem wegen des Reifenprofils. Aber der Kollege meinte schon, dass wir uns da keine zu großen Hoffnungen machen sollen. Mit etwas Glück schränken wir den Kreis der Verdächtigen auf wenige tausend ein. Schlaf gut. Und besauf dich nicht.« Sundström wendete sich ab. »Lass es dir zumindest morgen nicht anmerken«, murmelte er im Gehen.
    »Schlaf gut«, sagte Joentaa, aber Sundström war schon außer Hörweite. Joentaa sah, wie er in den Lift stieg. Die Türen schlossen sich, und Joentaa saß in der gedämpft beleuchteten Stille. Ab und zu liefen Bedienstete des Hotels vorüber. An der Rezeption stand eine junge Frau über Unterlagen gebeugt. Er dachte an die DVD in seinem Rucksack.
    »Entschuldigung«, rief er der Frau zu.
    Sie hob den Blick. »Ja, bitte?«
    »Haben Sie ein DVD-Abspielgerät? Oder einen Laptop, das würde reichen.«
    »Ist das Fernsehprogramm so schlecht?«, fragte sie.
    »Äh … nein. Ich müsste mir einfach eine DVD ansehen.«
    »Wir haben auch PAY-TV. Falls Sie …«
    »Ich müsste mir eine bestimmte DVD ansehen«, sagte Joentaa. »Jetzt gleich.«
    Die Frau schüttelte den Kopf, und Joentaa stand auf, trat an die Rezeption heran und zog seinen Ausweis aus seiner Hosentasche.
    »Ich bin Polizist, und Sie würden mir sehr helfen«, sagte er.
    Die Frau betrachtete den Ausweis zunächst mit einem schiefen Lächeln, dann mit gerunzelter Stirn. »Natürlich ist es kein Problem«, sagte sie. »Neben dem Frühstücksraum ist ein Internet-Terminal, da sind auch CD-Laufwerke dabei. Ich müsste Ihnen aufschließen, das ist nachts abgeschlossen.«
    »Das wäre nett«, sagte Joentaa.
    Die Frau ging voran und schloss die Tür auf, und Joentaa bedankte sich. Die Flachbildschirme und Computer standen in Reihen vor unpassenden, hohen Barhockern. Joentaa setzte sich an einen etwas abseits stehenden Rechner, fuhr ihn hoch und legte die DVD ins Laufwerk ein. Die Titelmusik begann, und eine dynamische Frauenstimme kündigte die Gäste des Abends an. Joentaa hörte zum ersten Mal bewusst, was sie über Patrik Laukkanen und Harri Mäkelä sagte. Die Herren des Todes. Dann saß Kai-Petteri Hämäläinen an seinem Schreibtisch. Und unter freundlichem Beifall kam Patrik Laukkanen auf die Bühne. Laukkanen, der von seiner Arbeit berichtete. Unterhaltsam, schlagfertig, hatten Heinonen und Grönholm gesagt, und sie hatten Recht.
    Es war ein anderer Laukkanen. Ein Laukkanen, der sich der Bedeutung des Moments und der Öffentlichkeit seines Auftretens vollkommen bewusst war. Es war eine kaum merkliche und unvermeidliche Veränderung, und sie war nicht von Bedeutung. Eine banale Erkenntnis. Wer öffentlich auftrat, veränderte sich, um später zu sich selbst zurückzukehren.
    Joentaa hörte Laukkanens Stimme, diese kaum merklich veränderte Stimme. Die Bilder flimmerten, die Stimmen verschwammen zu einer breiigen Masse, und Joentaa stoppte und spulte zurück und ließ sie immer wieder ablaufen.
    In den Augenwinkeln sah er die junge Frau von der Rezeption, die von Zeit zu Zeit in der Tür stand und ihn etwas zu fragen schien. Er reagierte nicht. Er hörte gar nicht, was sie sagte. Sie verschwand und kehrte nach einer Weile zurück. Dann verschwand sie wieder.
    Laukkanen redete. Mäkelä redete. Hämäläinen moderierte. Tücher wurden angehoben und niedergelegt. Das Publikum klatschte. Ein Komiker betrat die Bühne. Joentaa spulte zurück und ließ die Bilder noch einmal ablaufen. Ein Gedanke war da, den er nicht zu fassen bekam.
    Die Frau von der Rezeption stand neben ihm und redete auf ihn ein. Ein Tuch wurde angehoben und senkte sich wieder hinab.
    »Stopp«, sagte Joentaa.
    Die Frau wich zurück.
    Joentaa drückte die Pause-Taste.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir …«, begann die Frau.
    »Stopp«, sagte Joentaa und betrachtete das reglose flimmernde Bild.
36
    Kai-Petteri Hämäläinen lag auf dem Rücken. Um ihn herum versickerte erst der Tag und dann die Nacht.
    Der junge Arzt oder Schwestern kamen herein und kontrollierten sein Befinden. Sie lächelten sanft und mild und sahen ihn an wie ein Kind.
    Irene saß an seinem Bett und hielt seine Hand und schwieg lange und richtete Grüße von den Zwillingen aus.
    »Das klingt irgendwie förmlich«, sagte er.
    »Du weißt, wie ich es meine«, antwortete sie.
    Eine der lächelnden Schwestern befüllte von Zeit

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