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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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aufzulösen. Sie standen alle noch im Portikus, als zwei prunkvolle Karossen in Sichtweite kamen. Die Gefährte hatten beide eine edle Lackierung, burgunderfarben und schwarz, ein Wappenschild an der Wagentür und wurden von je einem livrierten Lakaien gelenkt. Dem ersten entstiegen der Conde und die Condessa de Lerida, Rio und Lina, ein warmherziges Paar voller Esprit. Hinter ihnen, in der zweiten Kutsche, saßen ihre fünf Kinder, alle wie die Orgelpfeifen, vom Baby bis zum achtjährigen Jungen, begleitet von je einem Aufpasser.
    Marguerite, die sich nun zu Reine und Christien gesellt hatte, um mit ihnen auf der Eingangstreppe die Gäste zu begrüßen, war ganz außer sich vor Freude, endlich mal so viele Spielgefährten zu haben. Schon lange, bevor der Conde und die Condessa angekommen waren, hatte sie sich mit größter Begeisterung in ein wildes Spiel verwickeln lassen, einer endlosen Jagd, ohne Anfang und Ende, ohne Regeln, an dem wohl bald hundert Kinder beteiligt sein mochten. Die de Lerida Sprösslinge quollen nun aus ihrer Kutsche und rannten sofort schreiend zu dem Haufen der durcheinanderwirbelnden Kinderschar. Ihre Eltern schienen erleichtert und resigniert zugleich. Der Conde dirigierte mit diskreter Geste die männlichen und weiblichen Aufsichtspersonen in die entsprechende Richtung, um das Treiben überwachen zu lassen.
    »Ich fürchte, meine Tochter ist der Grund für dieses Chaos«, entschuldigte sich Reine. »Da sie als Einzelkind aufwuchs, ist sie an ein solch buntes Treiben nicht gewöhnt.«
    »Es wird ihnen bestimmt nicht schaden, dessen bin ich mir sicher«, erwiderte die Condessa lächelnd.
    »Vor allem, nachdem sie während der ganzen Reise im Wagen stillsitzen mussten«, fügte der Conde hinzu und ergänzte die Gedanken seiner Frau, so als ob es das Natürlichste auf der Welt wäre. »Und die Verschnaufpause wird auch den Eltern gut tun. Wir lieben sie abgöttisch, wissen Sie, aber ...«
    »Ja, aber«., Reine stimmte ihm zu und lachte dabei so verständnisvoll mitleidend, wie es nur Eltern können. Anfangs hatte sie Bedenken, dass diese so illustren Gäste aufgrund ihrer noblen Herkunft nicht nach River’s Edge passen würden, doch sie fühlten sich offensichtlich außerordentlich wohl hier.
    Tatsächlich legten die Fechtmeister mit ihren Frauen und Kindern ein ganz gewöhnliches Verhalten an den Tag und teilten ihre familiären Sorgen und Freuden miteinander. Sie hatte schon viele, scheinbar normale Familien gesehen, die weit weniger miteinander zurechtkamen. Das Schönste dabei war, dass sie alle Christien wie einen lieben Bruder oder Onkel begrüßten, ihn auf beide Wangen küssten oder ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter gaben oder aber die Knie umklammerten und darum bettelten, hochgehoben zu werden. Man erkundigte sich nach seiner Verletzung und dem Stand seiner Genesung, und zwar mit einer Aufrichtigkeit, die deutlich machte, dass ihnen wirklich etwas daran lag, ob er nun lebte oder nicht.
    In jedem Fall war er Teil dieses großen warmherzigen Freundeskreises. Reine dagegen fühlte sich als Außenseiterin.
    Das machte natürlich nichts, sie konnte schließlich nicht erwarten, nach nur ein paar Minuten des Kennenlernens miteinbezogen zu sein. Warum ihr aber trotzdem daran lag, dazuzugehören, konnte sie so nicht direkt sagen, denn eigentlich hatte sie letztendlich ja auch ihre eigene Familie.
    Nichtsdestoweniger schien es da etwas zu geben, das diesen geschlossenen Kreis durch das gemeinsam Erlebte und die Umstände, die die Einzelnen miteinander verbanden, zu einer ganz besonderen Gruppe machte, die so stark schien, fast unverwundbar. Diese Leute standen in gewisser Weise außerhalb der normalen Gesellschaftsordnung von New Orleans, doch keinesfalls am Rande, sondern eher über ihr.
    Reines Vater, der als Familienvorstand ebenfalls die Gäste mitbegrüßte, gelang es erst nach einer ganzen Weile, sich endlich Gehör zu verschaffen. Mit großer Gelassenheit und Christiens galanter Erlaubnis lud er die Herren auf die überdachte Veranda ein, wo sie sich an einem Punsch mit Rum und ein paar der kostbaren Eiswürfel laben konnten. Reine begleitete indessen die Damen hoch auf ihre Zimmer und sorgte dafür, dass sie sich wohlfühlten. River’s Edge konnte zwar mit sechs Schlafzimmern aufwarten, von denen allerdings fünf bereits belegt waren, sodass man einige Arrangements treffen musste. Reine stellte ihr eigenes Zimmer zur Verfügung, da sie sich für die Hochzeit

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