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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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auszumachen war. Es schien so, als ob Theodore es nötig befand, ein wachsames Auge auf den Mann zu haben, dessen Tochter er auf dem Gewissen hatte. Da lag er auch gar nicht so falsch. Nicht, dass Vinot schon zu diesem Zeitpunkt einschreiten würde, dafür war er in solchen Angelegenheiten viel zu erfahren. Er würde auch nicht die geringste Abweichung von den strengen Regeln des Duells dulden.
    Jetzt im gleißenden Sonnenlicht wurde auch klar, wieso Theodore Pingre in den vergangenen Monaten und Jahren die Abgeschiedenheit gewählt hatte und die Augen der Gesellschaft scheute. Für einen Mann mit einem so übermäßigen Stolz, dieser Eitelkeit und dem Bewusstsein aufgrund seines Äußeren in hoher Gunst bei dem weiblichen Geschlecht zu stehen, war der Verlust seiner Schönheit, die Verschandelung seines Gesichts, ein herber Schlag, kaum zu verwinden. Allein die vollständige Heilung würde Monate in Anspruch nehmen, und die Narben blieben trotzdem. Theodores Bart verdeckte einen Teil der Entstellungen, da dieser jedoch ungepflegt und zerzaust war, trug er noch eher zu seinem wilden, unmenschlichen Aussehen bei, als dass er seine Züge abmilderte.
    »Gott zum Gruße«, rief Gavin.
    Christien streckte seine Klinge in die Höhe und grüßte damit respektvoll seinen Gegner in diesem rituellen Zweikampf. Theodore hingegen hob seine Waffe kaum in die Höhe und demonstrierte damit, wie wenig Achtung er allen anderen außer sich selbst entgegenbrachte.
    »En garde !«
    Die Spitzen ihrer Klingen berührten sich. Jeder war in Habachtstellung und taxierte Kraft und Stärke des jeweils anderen und versuchte, dessen nächsten Schritt vorauszuahnen.
    »Es möge beginnen!«
    Christien ließ Theodore den ersten Angriff führen und parierte diesen mit einer Quart und einer Riposte, ohne seine Deckung aufzugeben. Jetzt würde er noch keine fulminante Attacke versuchen, noch keinen schweren Schlag führen, sich aber andererseits auch nicht in Bedrängnis bringen lassen. Jeder von ihnen führte eine Reihe von wohlüberlegten Schlägen aus, um zu sehen, wie der andere sie erwidern würde.
    Theodore war ein passabler Fechter. Anscheinend hatte er die letzten zwei Jahre über intensiv geübt. Wie er das wohl angestellt hatte, ohne je die Stadt zu betreten?
    »Ich gratuliere, Sie parieren nicht schlecht«, sagte Christien beiläufig. »Wer war denn ihr matt re d 'armes ? «
    »Niemand, den Sie kennen können.«
    »Das käme auf einen Versuch an. Sie würden überrascht sein, wen ich so alles kennengelernt habe.«
    »Es ist ein Herr aus Paris, den mir meine Mutter geschickt hat, Monsieur Thibault. Er hat mich ein Jahr lang trainiert.«
    »Das hat ausgereicht, Sie in die Finessen der Fechtkunst einzuweisen, ja, und einen Trainingspartner anzulernen.«
    »So ist es.«
    Die Antwort fiel knapp aus, doch nicht so sehr, weil Theodore es nicht recht zugeben wollte, dass die Vermutung seines Feindes ins Schwarze traf, sondern weil er diesem Moment einen Vorstoß einleitete. Christien konterte geschickt. Wind kam auf, was die Angelegenheit für beide erschwerte. Theodore mochte wohl einige Übungsstunden absolviert haben, doch er kämpfte ohne Herz und Verstand, was die Voraussetzung für einen guten und ausdauernden Fechter war.
    Christien dämmerte es langsam, wer dieser Trai-ningspartner gewesen sein konnte, es gab eigentlich nur eine Möglichkeit.
    »Ihren Fechtpartner umzubringen, war womöglich etwas unbesonnen, nicht wahr? Was hat Kingsley Ihnen getan, dass er dafür büßen musste? Oh, lassen Sie mich raten. Er hat es nicht geschafft, mich umzubringen und wollte trotzdem die Belohnung dafür kassieren.«
    »Der schmierige Bastard hat es nicht anders verdient. Er hat versucht, mich zu erpressen. Mich! Wir haben es ausgefochten, und dabei stürzte er in den Fluss.«
    »Ein Unfall, nicht wahr? Ich dachte, es sei ein Duell gewesen.«
    Während Theodore einen Hieb parierte, machte er ein verächtliches Geräusch, etwas zwischen einem heiseren Lachen und einem Grunzen. »Oh ja, natürlich.«
    »Wie Sie auch Vinot und mich nicht als Ehrenmann ansahen, haben Sie auch Kingsley nicht als einen solchen betrachtet, ich verstehe. Ihre Beurteilungsgrundlage scheint sich ja gehörig verändert zu haben.« Sein Gegner schien offensichtlich zu glauben, mit dieser billigen, zweideutigen Erklärung davonkommen zu können. Was sollte sonst dahinterstecken? Das Recht eines gehörnten Ehemannes, seine Ehre zu verteidigen? Es wäre nicht das erste Mal gewesen,

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