Im Wirbel der Gefuehle
das tun, was du für richtig hältst. Lass Theodore seinen Willen, mit etwas Glück spielt das keine Rolle.«
Christien würde nun Theodore im Duell begegnen und im Hinterkopf dessen Drohung haben, Marguerite etwas anzutun. Er könnte nicht sein ganzes Können ausspielen, aus Angst, Theodore würde durchdrehen und der Kleinen Schaden zufügen. Wenn man dann noch seine Verletzung in Betracht zog, dann hatte er mit einem doppelten Handicap zu kämpfen.
Würde er es trotz dieser Probleme schaffen, die Begegnung glücklich zu überstehen, ohne dass Theodore als der absolute Gewinner dastünde? Oder musste er einfach akzeptieren, dass Vinots Tochter keine Gerechtigkeit widerfahren würde und er selbst der erhöhten Gefahr ausgesetzt wäre, durch Theodores Degen umzukommen?
Wenn Reine wählen musste zwischen der Unversehrtheit ihrer Tochter und der ihres Liebhabers, dann gab es für sie keinen Zweifel. Ohne zu zögern, würde sie von Christien das Opfer annehmen, sich für die Sicherheit ihrer Tochter einzusetzen.
Die Frage war nur, ob sie auch mit den Konsequenzen ihrer so eindeutigen Entscheidung leben könnte.
Dreiundzwanzigstes Kapitel
»Er hat deine Rapiere.«
Es war Gavin Blackford, der Christien darauf aufmerksam machte, während sie alle auf der großen Lichtung des alten Eichenhains standen, in Erwartung, dass Theodore und seine Sekundanten endlich bereit wären. Der englische Fechtmeister würde sie zweifelsfrei wiedererkennen, das wusste Christien. Die kunstvoll verzierten Duellwaffen gehörten einst Ariadne, Gavins Frau. Sie hatte die beiden Prachtexemplare in Paris erworben und dann mit nach New Orleans gebracht, wo Christien sie ihr schon vor langer Zeit abgekauft hatte. Es schien nicht sehr wahrscheinlich, dass es in Louisiana noch zwei Duelldegen der gleichen Sorte geben würde.
»Ich kann nicht gerade sagen, dass ich überrascht wäre«, erwiderte Christien.
»Das ist wohl alles kaum ein Zufall. Der Koffer mit den beiden Waffen kam in der Nacht des Attentats auf dich abhanden, deshalb ...«
»Deshalb soll ich nun mit meiner eigenen Klinge ins Jenseits befördert werden, da ich mich geweigert habe, aufgrund der Schussverletzung zu sterben.«
»Nur, wenn du seine Bedingungen akzeptierst. Es gäbe schließlich noch andere Möglichkeiten.«
Das war sicherlich richtig. Jeder ehemalige maitre d’armes, der zugegen war, hatte seinen Degen mitgebracht, sei es aus Gewohnheit, sei es aus gefühlter Notwendigkeit. Gavin und Caid mussten als Sekundanten natürlich dafür gewappnet sein, falls irgendetwas Regelwidriges während des Duells passierte, sodass sie tatkräftig intervenieren könnten. »Ich sehe keinen Grund dafür, abzulehnen, denn schließlich wären diese Rapiere auch meine erste Wahl gewesen, wenn ich noch in ihrem Besitz gewesen wäre. Außerdem hat es einen gewissen Reiz, wenn ausgerechnet mit ihnen der Gerechtigkeit genüge getan wird.«
»Das dachte er sich wohl auch, könnte ich mir vorstellen.«
»Dann passt es ja.«
»Es sei denn, er hat in irgendeiner Weise die Klingen manipuliert.«
Christien hob die rechte Augenbraue und blickte seinem Freund tief in seine leuchtend blauen Augen.
»Das wird deine Aufgabe sein, zu überprüfen, dass hier kein Betrug vorliegt.«
»Oh ja, natürlich, und ich werde mir alle Mühe geben, alles genauestens zu inspizieren, aber er ist ein hinterlistiger Teufel und will dich töten, koste es, was es wolle.«
»Soll er es nur versuchen.«
»Oh, ich würde natürlich alles auf dich setzen, du hast ja schließlich nur mit ganz kleinen Handicaps zu kämpfen, wie etwa eine klaffende Wunde und ein Kind, für dessen Leben du die Verantwortung trägst. Sag mir, soll ich das riskieren?«
Abgesehen von dem unüberhörbaren ironischen Unterton brachten Gavins Worte die Sache meist auf den Punkt. Christien wusste, dass er in der Regel nicht ganz daneben lag und hatte mit der Zeit gelernt, seine Bemerkungen ernst zu nehmen. »Falls du wissen willst, ob ich mich fit genug fühle, so ist die Antwort eindeutig Ja. Wenn du danach fragst, ob ich das Wohl-ergehen der Tochter von Madame Pingre ignorieren könnte, so muss ich dir leider erwidern, dass du das eigentlich besser wissen müsstest.«
»Nein, nein, da hast du mich falsch verstanden«, entgegnete der englische Fechtmeister mit der Andeutung eines Lächelns. »Ich frage mich nur, wie du die Unschuldigen schützen möchtest und gleichzeitig die Schuldigen bestrafen.«
»Das habe ich noch nicht entschieden«,
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