Im Wirbel der Gefuehle
mit Verachtung erwähnt.
»Sicherlich haben Sie ein gutes Geschäft mit all den Rekruten gemacht, die auszogen, um kurz darauf mexikanischen Gewehrläufen gegenüberzustehen.«
Bei dieser Unterstellung, er würde von dem militärischen Konflikt profitieren, schluckte Christien einen Anflug von aufkommendem Ärger hinunter. Das wirklich als Beleidigung aufzufassen, würde aber seiner Sache nicht dienlich sein. »Zugegebenermaßen, die Geschäfte in der Fechtschule liefen die letzten fünf Jahre ganz gut. Ich denke jedoch, dass ich dem ein oder anderen zukünftigen Soldaten das Leben gerettet habe, indem ich ihn gelehrt habe, den Degen richtig einzusetzen und sich wirkungsvoll gegen seine Gegner zu verteidigen.«
Cassard schürzte seine Lippen. »Abgesehen davon, vielleicht sieht Scott zumindest Mexiko City als ein schwierigeres Unternehmen an.«
»Die Streitkräfte von Santa Ana werden die Stadt mit ihrem letzten Atemzug verteidigen. Wer sollte ihnen das auch übel nehmen?«, pflichtete Christien ihm bei.
»Man sagt, dass er nicht mehr lange durchhalten wird.«
»Es wird viel geredet.«
»Das ist wohl war«, grummelte der alte Mann vor sich hin. »Jetzt, wo die berittenen Eilboten mehrmals pro Woche Depeschen von den Häfen an der Grenze bringen, denkt jeder, der einen Penny für ein Nachrichtenblatt ausgibt, er sei selbst ein Militärstratege. Wenn man denen zuhört, könnte man schwören, sie hätten höchstpersönlich die westlichen Armee-Einheiten von New Mexiko nach Kalifornien beordert und die östlichen Divisionen nach Veracruz, um auf Mexiko City vorzurücken. Was die Blockade der Seestreitkräfte anbelangt ...«
»Die verfluchen sie, weil ihnen dadurch der Zugang zu Gütern aus diesem Teil der Welt verwehrt wird«, fügte Christien mit einem trockenen Lächeln hinzu. »Die meisten glauben an den Fall von Mexiko City vor dem Ende des Sommers oder hoffen zumindest darauf.«
»Gebe Gott, dass sie Recht haben«, sagte Cassard. »Allmählich habe ich genug von der ganzen Angelegenheit.«
Es schien ein guter Zeitpunkt zu sein, das Thema zu wechseln. Dementsprechend erkundigte sich Christien nun nach dem Zustand der Bewässerungsgräben der Plantage, dem Fortschritt bei den notwendigen Reparaturmaßnahmen am Hochwasserdamm, der Anzahl und dem Gesundheitszustand der Maultiere, den Ausbesserungsarbeiten an der nahe gelegenen Zuckerrohrmühle, und er wollte wissen, wie hoch die Unfall- und Sterberate auf der Plantage wäre. Während die beiden in ihre Unterhaltung über dieses und jenes vertieft waren, durchquerten sie die Ländereien von River’s Edge und besichtigten die Stallungen, die Scheunen und die anderen Wirtschaftsgebäude. Am Schluss kamen sie vor einer kleinen Kirche zu stehen, die, wie auch der dazugehörige Kirchturm, ganz aus Holz war. Die Glocke oben unterm Gebälk, läutete nicht nur zur Messe, sondern rief auch zum Feierabend die Arbeiter vom Feld und warnte die Bewohner bei drohender Gefahr, wie Feuer, Überschwemmung oder anderen Unbilden.
Christien begutachtete das Kleinod, welches mit seinem weißen Anstrich, dem schlichten Altar und dem farbigen Glasfenster, in seiner einfachen Art einen großen Eindruck auf ihn machte. Hier würden er und Reine heiraten. Natürlich nur, wenn sie auch wollte.
Die kleine Kirche hinter sich lassend, spazierten sie gemächlich den Pfad hinunter, der zu den weiß gestrichenen Baracken führte, die ordentlich in einer Reihe standen und in denen die Arbeiter von River’s Edge wohnten. Am Ende einer Behausung sah man einen sehr großen, breitschultrigen Mann, der mit einer Hacke eine Reihe des Gemüsebeets umgrub. Cassard hielt inne und stellte den Mann als Samson vor. Er war nach dem Aufseher der zweitwichtigste Verantwortliche auf dem Anwesen und hatte dafür Sorge zu tragen, dass die Arbeiter rechtzeitig auf die Felder gebracht wurden. Christien, der wusste, dass der Reichtum von River’s Edge in hohem Maße von diesem Mann abhing, wie auch von all den anderen Arbeitern, nahm sich einen Augenblick Zeit, mit ihm zu reden, um sich ein Bild von ihm machen zu können. Während er mit Cassard seinen Rundgang fortsetzte, drückte Christien seinem Gastgeber gegenüber seine Zufriedenheit über den Vorarbeiter und die Art der hier zu beobachtenden Wirtschaftsführung aus.
»Er ist ein guter Mann, dieser Samson, und er ist stolz auf seine Position.«
»Ich habe gesehen, dass er in einem Garten gearbeitet hat. Erlauben Sie für jede Barackenbehausung einen
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