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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sich die Luft in angenehmen Wellen über das Zimmer breitete.
    Es war so entspannend, dass er für einige Minuten seine Augen schloss. Die anderen Bewohner des Hauses machten sicherlich das Gleiche, was nach dem üppigen Mahl durchaus angebracht war. Eine spätnachmittägliche Siesta, wenn die flimmernde Hitze jegliches Leben ersterben lässt, war sicherlich ein angenehmer Brauch noch aus den frühen Zeiten der spanischen Herrschaft.
    Er wachte unsanft auf, als ein gellender Schrei in sein Ohr drang. Völlig aufgeschreckt, richtete er sich abrupt auf und kam mitten im Dunkeln auf der Bettkante zu sitzen, sodass seine Füße mit einem dumpfen Schlag auf den Boden schlugen. Sein Körper fühlte sich steif und verkrampft an, außerdem hatte er ziemliche Kopfschmerzen, ein untrügliches Indiz dafür, wie lange und tief er geschlafen hatte. Es musste mindestens schon Mitternacht sein. Die Bewohner des Hauses waren sicherlich am frühen Abend, wenn die Luft kühl und erträglich wurde, wieder aufgestanden und hatten sich ihren Abendbeschäftigungen hingegeben, bevor sie endgültig zu Bett gegangen waren, während er komplett durchgeschlafen haben musste.
    Das Schreien war erneut zu hören, laut und schrill schallte es durch den Korridor vor seinem Schlafzimmer. Blitzschnell öffnete er seinen Waffenkoffer mit den beiden Rapieren neben seinem Bett und ergriff eines der identischen Degen. Mit hastigen Schritten begab er sich zu seiner Zimmertür, riss sie weit auf und bewegte sich dann in dem dunklen Flur vorsichtig vorwärts.
    Sobald seine Augen sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er ein kleines, weißes Etwas ausmachen, dass sich hin und herbewegte. Plötzlich jedoch sprang es direkt auf ihn zu.
    Es war Marguerite, die sich unversehens an ihn drückte und mit aller Kraft seine Beine umschlang. In ihrer Verzweiflung zitterte sie am ganzen Körper, schluchzte und schrie abwechselnd, und zwar in einer Tonhöhe, die für Erwachsene kaum zu ertragen war.
    Am anderen Ende des Korridors flog eine Tür auf, und Licht strömte heraus. Der helle Schein einer Lampe näherte sich, und Christien drehte sich, die Waffe fest umschlossen haltend, um, während er mit der anderen Hand das Kind an sich drückte.
    Doch es war Reine, die ihm plötzlich gegenüberstand und eine Lampe hochhielt, damit sie was erkennen konnte. Das warme Licht überströmte sie und verlieh ihren Locken, die ihr in langen Wellen über die Schultern fielen, einen rot schimmernden Glanz, während auf ihrem Nachtgewand aus zartem Batiststoff geheimnisvolle Schattenspiele zu sehen waren. Sie stand einen Moment lang ungerührt, wie eine Statue vor ihm und starrte auf seine nackten Schultern, seinen muskulösen Körperbau sowie auf das zum Kämpfen bereite Schwert in seiner Faust.
    Direkt gegenüber sprang plötzlich eine weitere Tür auf, und man hörte ein Jammern aus dem Inneren der Kammer dringen. »Jesus Maria! Ich wusste es, ich wusste es! Jetzt ist er gekommen, jetzt ist er doch noch endlich gekommen! Der Todesengel ist da und holt mich. Hab’ ich es Euch nicht gesagt, ich wusste es. Ich habe es Euch gesagt, nicht wahr? Ich wusste es, ich wusste es ...«
    Das ängstliche und unzusammenhängende Klagen wurde lauter als Madame Cassard den Flur betrat. Ihre Augen waren vor Angst geweitet, während sie einen elfenbeinfarbenen Rosenkranz durch ihre Finger gleiten ließ. Sie starrte Christien an, der unter dem kargen Lichtkegel aus der Lampe von Reine kaum zu erkennen war, und verstummte schließlich langsam, bis man nur noch ein leises Wehklagen hören konnte.
    Am Ende des Ganges sah man schließlich auch Monsieur Cassard hochbesorgt aus seinem Zimmer treten. Aus den Augenwinkeln sah Christien schließlich noch einen Schatten im Flur auftauchen, der sich dann als Butler Alonzo entpuppte. Dieser kam langsam die Stufen aus dem Dachgeschoss herunter, wo sich wohl die Wohnungen der Bediensteten befanden.
    Das Kind an seiner Seite zitterte immer heftiger. Ihr Schluchzen ging noch einmal in ein angstvolles Schreien über, das erst erstarb, als sie ihr Gesicht in Christiens Schenkel vergrub. Sie hielt ihn in aller Verzweiflung fest umschlungen.
    Ohne auf die anderen zu achten, kniete er sich zu ihr hinunter und nahm sie vollständig in seine Arme, ohne jedoch dabei seinen Degen loszulassen. »Ich hab dich«, beruhigte er sie, während er die Kleine fest an seine Brust drückte und hin- und herwiegte. »Du bist bei mir jetzt ganz sicher. Pschscht, ma

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