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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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nicht mehr existierten, war wohl nicht ohne Weiteres zu verkraften. Er hätte viel dafür gegeben, wenn er ihre Gedanken hätte lesen können und über ihre Gefühle in diesem Moment Bescheid wüsste, doch letztendlich war das zunächst egal, denn er wollte sie einfach haben, völlig unabhängig davon, was sie von ihm hielt.
    Nach dem ausgiebigen Essen zog sich Christien in sein Schlafgemach zurück. Irgendjemand, wahrscheinlich Alonzo, hatte seine Reisetasche, die hinter seinem Sattel befestigt war, heraufgebracht und seine Kleider in den Schrank eingeräumt. Der Koffer mit seinen Fechtwaffen, den er nie außer Reichweite ließ, lag auf seinem Nachttisch. Darin befanden sich zwei gleich aussehende Rapiere, die er seinem Freund Gavin Blackford abgekauft hatte, beziehungsweise sei-ner Frau, der sie einst gehörten. Die beiden Prunkstücke waren französische Handwerksarbeit mit Klingen aus feinstem Stahl und schmucken Ziselierungen auf der oberen Hälfte der Schneide. Das Heft der Degen war mit getriebenem Silber und schwarzen Ornamenten verziert, der Griff hatte zusätzlich eine Umwicklung aus Lederstreifen, damit man nicht abrutschte. Die beiden Waffen waren genauso schön wie tödlich.
    Das Zimmer war sehr geräumig, aber etwas dunkel, denn die hohen Schwingtüren, die auf die obere Veranda führten, waren aufgrund der Nachmittagshitze geschlossen worden. Die Wände waren bis zu Hälfte der Höhe mit Zypressenholz vertäfelt, und darüber verschönerten einige Wandgemälde im Stile Watteaus den weißen Verputz. Die Einrichtung wurde durch eine Kommode, auf der ein Krug mit Wasser und eine Waschschüssel bereitstanden, einen Armsessel, einen Schrank aus Rosenholz und ein dazu passendes Bett vervollständigt. Für Bequemlichkeit unter den Füssen sorgte ein Axminster Teppich, der in verschiedenen Creme- und Grüntönen gehalten war. An das Schlafzimmer grenzte ein Umkleideraum, zu dem man durch eine Verbindungstür kam. Dort standen eine Kommode mit Schubladen bereit, ein Stiefelknecht und eine verzinkte Badewanne mit Spritzschutz.
    Es war nicht das Schlafgemach des Hausherrn, was Christien auch gar nicht erwartet hatte. Er konnte kaum glauben, dass ihm in kürzester Zeit ein wohl noch besser ausgestattetes Zimmer zur Verfügung stehen würde. Aber vor allem machte er sich Gedanken darüber, ob wohl die zukünftige Hausherrin hier mit ihm schlafen würde oder ob sie ein eigenes Schlafgemach hätte.
    Das erneute Zusammentreffen mit Reine schien ihm rückblickend ganz gut verlaufen zu sein. Sie hatte relativ gelassen auf seinen Vorschlag reagiert, der angesichts der Umstände nicht allzu überraschend kam. Sie war auch nicht komplett außer sich oder hatte geschrien und ihn darum gebeten, verschont zu werden, oder ihm eine endgültige Absage erteilt.
    Gott sei Dank hatte er den schwersten Teil seines Besuches schon hinter sich gebracht, nämlich Reine und ihrem Vater den Vorschlag mit der Heirat zu unterbreiten. Über eine Woche lang hatte er sich davor gedrückt, da er nicht wusste, wie sie es wohl aufnehmen würden. Nun konnte er sich aber erst einmal entspannt zurücklehnen und abwarten, bis er eine Antwort bekommen würde.
    Christien hatte die letzte Nacht schlecht geschlafen. Das große Bett mit seiner tadellos weißen Tagesdecke und dem, im leichten Luftzug sich bewegenden, Mosquitonetz lud ihn zu einem Nickerchen ein. Er schlüpfte aus seinem Gehrock, lockerte seine Krawatte und knöpfte sein Hemd auf. Dann entledigte er sich seiner Schuhe und ließ sich auf das breite Bett fallen. Ausgestreckt, mit seinen Händen hinter dem Kopf verschränkt, starrte er ermattet zur Zimmerdecke.
    Die nachmittägliche Hitze lastete noch schwer auf ihm, und er schwitzte immer noch. Schließlich zog er mit Schwung sein Hemd über den Kopf, zerknäulte es und trocknete sich damit Brust und Arme ab, bevor er es über den nächsten Stuhl warf. Er ließ sich wieder zurück auf das Bett fallen und versuchte, mit dem Handrücken den Schweiß aus seinem Gesicht zu wischen.
    Der Baldachin des Bettes war aus gelbem Musselinstoff und die seitlichen Vorhänge, die jetzt zurückgezogen waren, aus goldenem Damast. Darunter schimmerte das lichte Gewebe des zartgelben Mosquitonetzes hervor. Die Matratze schien mit feinster Baumwolle gestopft zu sein, denn er lag äußerst weich und bequem. Eine leichte Brise wehte durch die halb geschlossenen Fenster und Jalousien und wirbelte die Vorhänge in regelmäßigen Abständen immer wieder auf, sodass

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