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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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des French Quarter von New Orleans zu sehen bekam.
    Sie erschrak vor sich selbst, wie verdorben sie war, dass sie sich solche Gedanken erlaubte. Ihre Konzentration sollte sich voll und ganz auf ihre Aufgabe richten, und sie würde den letzten Rest an der ihr noch verbleibenden Disziplin aufbringen, um diese auch zu erfüllen.
    Nachdem sie die Schultermaße notiert hatte, schob sie seine dicken, schwarzen Haare im Nacken zur Seite, um ihn vom Halsansatz bis zur Gürtellinie abzumessen. Allerdings wagte sie es nicht, auch noch für die Länge des unteren Teils des zukünftigen Hemdes Maß zu nehmen, sondern riskierte nur einen flüchtigen Blick auf sein Gesäß, das sich kraftvoll unter seinen Hosen abzeichnete, und schätzte grob das wohl nötige Linnen ab.
    »Nun die Armlänge«, wies sie ihn mit leicht heiserer Stimme an.
    Folgsam hob er seinen Arm und winkelte ihn entsprechend ihren Vorgaben ab. Sorgfältig vermaß sie die einzelnen Abschnitte von seiner Schulter über den Ellenbogen bis zum Handgelenk.
    Sie konnte gar nicht umhin, seine Körpergröße mit der ihrigen zu vergleichen, denn wenn sie ganz nahe bei ihm stand, reichte sie mit ihrem Kopf direkt unter sein Kinn. Würde er sich ein wenig vorbeugen, könnte sein Arm geradezu perfekt ihre Schultern umfassen, und seine Hände fänden ihren Weg bequem zu ihrer Hüfte, dessen war sie sich sicher.
    Wie warm es doch am späteren Vormittag schon geworden war. Um die letzte Kühle der Nacht noch ein wenig zu bewahren, hätte man besser die Fensterläden schließen sollen. Darum würde sie sich so schnell als möglich kümmern, auf jeden Fall, sobald sie hier fertig war. Sie musste nur noch seine Handgelenke für den Ärmelabschluss vermessen und, nun ja, natürlich den Nacken.
    »Wenn Sie sich noch mal umdrehen würden und dann bitte den Kopf vorbeugen«, wies sie ihn an, als alle Ärmelmaße schließlich notiert waren.
    »Ich glaube kaum, dass das funktioniert« warf er, um Ernsthaftigkeit bemüht, ein, während sein Blick auf ihr ruhte. Geschmeidig wie eine Raubkatze ging er daraufhin in die Knie und beugte sich leicht vor. »Besser so?«
    Es war für sie ein unglaubliches Gefühl, plötzlich auf ihn herabsehen zu können, anstatt immer nur zu ihm aufzublicken. Auch war er auf einmal noch näher bei ihr, da er nach höfischer Art nur ein Knie gebeugt hatte und auf diese Weise direkt ihre Rockschöße berührte. Seine Augen sahen von der Nähe noch größer und dunkler aus. Ihre tiefschwarze Färbung verlor sich dabei in einem bläulichen Schimmer, sodass seine Pupillen intensiv strahlten. Seine dunklen Wimpern waren dicht und beneidenswert lang. Die ebenfalls schwarzen Augenbrauen konturierten seinen Gesichtsausdruck und ließen ihn so edel wie einen unbezwingbaren Krieger aus fernen Zeiten erscheinen. Dieser unglaubliche Mann kniete nun also vor ihr, so als ob er ihr zu Diensten sein wollte.
    Es verschlug ihr den Atem, und sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Sie wusste auch nicht mehr so recht, was sie eigentlich tun wollte. Glühende Hitze stieg langsam in ihr auf, und sie musste sich zwingen, nicht seine Hände zu nehmen und ihn an sich zu ziehen. Er konnte einfach nicht zu ihren Füßen knien, das durfte nicht sein.
    Irgendwo draußen auf dem Flur hörte man, wie eine Tür geöffnet wurde. Der dadurch verursachte Zug ließ die Vorhänge im Schlafzimmer durcheinanderwirbeln, und die zum Gang hin offene Tür knallte, wie von Geisterhand, mit großem Getöse zu. Sie schreckte auf, als ob sie angeschossen wurde.
    »Madame Pingre? Reine?«
    Es durchfuhr sie von Kopf bis Fuß ein Schauder, den sie aber so gut es ging zu unterdrücken suchte. Sie schluckte und befeuchtete die trockenen Lippen. »Ja«, antwortete sie und wandte sich von seinem Blick ab, der auf ihrem Mund ruhte. »Ihr Nacken, ich muss wissen, wie eng ich den Kragen machen soll.«
    »Auf jeden Fall.« Er blieb weiterhin in Erwartungshaltung vor ihr knien.
    Irgendwie schien in dieser Situation auf einmal Christien die Kontrolle übernommen zu haben, doch Reine war nicht gewillt, ihm einfach so das Kommando zu überlassen. Energisch legte sie das Maßband um seinen Hals und hielt mit einer Hand die beiden Enden fest vor seiner Brust.
    »Warten Sie«, intervenierte er, während sie mit der anderen Hand nach dem Bleistift griff, um alles zu notieren. »Ich könnte etwas mehr Luft zum Atmen gebrauchen.« Er steckte zwei Fingen hinter das eng anliegende Maßband, um sich auf diese Weise einen

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