Im Wirbel der Gefuehle
wegwarf und mit ausgestreckten Armen langsam auf sie zukam. Mit dieser Geste schien er in ihr Vorhaben einzuwilligen, doch in seinen schwarzen Augen blitzte der Schalk. Ihr Herz schlug höher und höher, sodass sie sich schon fragte, ob sie sich überhaupt wieder beruhigen würde, und falls ja, wohl nur, wenn er nicht noch näher käme oder sie gleich in seine Arme nähme.
Einen guten Schritt von ihr entfernt blieb er endlich stehen.
Sie holte tief Luft, um ihre Aufgewühltheit zu verbergen, denn in die Erleichterung über seine Zurückhaltung mischte sich auch ein gehöriger Schuss an Enttäuschung. Je schneller sie das jetzt hinter sich brachte, desto besser, und dann nur hinaus aus diesem Schlafzimmer, dachte sie für sich.
Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck, und er trat, die Arme senkend, wieder ein Schritt zurück. »Vergeben Sie mir, ich sollte Sie nicht ärgern, aber Sie erröten so leicht, sodass die Versuchung einfach zu groß ist.« Er schaute sich im Zimmer um, als ob er etwas suchen würde. »Ich werde mir zumindest mein Hemd wieder überziehen.«
»Es wäre aber besser ohne. Abgesehen davon habe ich es hier.« Sie deutete auf ihren Nähkorb. »Alonzo hat es mir heute früh gebracht, damit ich eine aufgerissene Naht ausbessere.«
»Ich dachte eigentlich, dass er das selbst machen würde«, entgegnete er leicht ärgerlich.
»Das könnte er gar nicht.«
Christien kniff die Lippen zusammen, und auf seinem bronzefarbenen Gesicht sah man den Hauch einer Röte aufsteigen. »Ich würde keine Anweisungen geben, dass Sie sich um meine Hemden kümmern müssten.«
»Das wird sowieso bald meine Aufgabe sein. Da kommt es auf ein paar Tage früher oder später auch nicht an, oder?« Sie hatte nicht daran gedacht, dass es ihm peinlich sein könnte. Das war äußerst aufschlussreich.
»Aufgabe«, wiederholte er.
»Sollte ich vielleicht lieber sagen, mein Vergnügen? So wild aufs Nähen bin ich auch wieder nicht.«
»Trotzdem wollen sie mir ein Hemd machen und die Arbeit auf sich nehmen, einen Saum nach dem anderen zusammenzunähen.«
»Das ist etwas anderes. Mir scheint, der Riss in ihrem alten Hemd rührt daher, dass dieses Hemd zu schmal an den Schultern war, und deshalb möchte ich für das neue genau Maß nehmen, damit es einwandfrei sitzt.« Sie streckte ihr Kinn vor und wartete entschlossen ab, dass er etwas entgegnen würde.
»Sie sind sehr praktisch veranlagt.«
»So bin ich eben«, antwortete sie, um der Diskussion ein Ende zu setzen, und holte umgehend das baumwollene Maßband aus ihrem Nähkorb hervor. »Wie ich schon sagte, das neue Hemd ist als Geschenk gedacht. Wenn Sie jetzt bitte Ihre Arme hochnehmen würden?«
Er starrte sie verwundert an und ließ seine tiefschwarzen Augen über ihr Gesicht wandern. Unwillkürlich errötete sie erneut, das wusste sie auch, denn glühende Hitze durchfuhr ihren ganzen Körper, während sie wartete, dass er ihr Folge leisten würde. Diesmal tat er aber so, als ob er es nicht bemerken würde.
Nach einem kurzen Augenblick beugte er schließlich seinen Kopf nach vorne und breitete seine Arme aus, leicht theatralisch, so als ob er sich ergeben würde.
Es fühlte sich für sie wie ein kleiner Sieg an. Reine holte noch mal tief Luft, um sich zu stärken, und trat dann ganz nah an ihn heran. Vorsichtig lehnte sie sich an ihn, um das Maßband um ihn herum zu führen. Dann steckte sie die Armlängen ab, die Schulterbreite und die seitlichen Längenmaße. Damit sie nichts durcheinanderbringen würde, beugte sie sich kurz zurück und holte ihren Bleistift aus dem Korb, um alles zu notieren.
Er beugte seinen Kopf vor und blickte auf ihre linke Hand, die das Maßband hielt. Plötzlich ergriff er ihr Handgelenk und bemerkte aufgeregt und eindringlich: »Euer Ehering, Ihr habt ihn abgenommen.«
»Es schien mir unter den gegebenen Umständen angemessen zu sein«, antwortete sie, wobei sie seinem Blick, der eine gewisse Befriedigung ausdrückte, ohne Weiteres standhielt. Das war natürlich eine typisch männliche Reaktion seinerseits, denn kein Mann blieb unberührt, wenn er das Zeichen des Besitzanspruches eines anderen Mannes über die Frau, die er begehrte, zu sehen bekam. Irritierend war es allemal.
»Ja, natürlich.« Er schloss unwillkürlich die Augen, um seine Emotionen zu verbergen, und strich nachdenklich über die nun blanke Stelle an ihrem Finger, bevor er seinen Griff lockerte und sie wieder losließ.
Sie war verwirrt und wusste nichts so
Weitere Kostenlose Bücher