Im Zauber der Gefuehle
da sie Gentrys Wendigkeit, seine Kraft und Gerissenheit kannte. Vielleicht hätte sie die Vorstellung ihres zukünftigen Mannes als hartgesottenem Verbrecher alarmieren sollen, doch ganz im Gegenteil empfand sie sie seltsamerweise als beruhigend. Mehr denn je war sie davon überzeugt, dass er sich nicht einfach so von Lord Radnor einschüchtern oder überlisten lassen würde. Höchstwahrscheinlich war er der beste Beschützer, den sie sich hätte suchen können.
Als sie Harriet ins Gästezimmer folgte, konnte sie ein Gähnen nicht unterdrücken. Das Gemach hatte hellblau tapezierte Wände, ein erlesenes Himmelbett mit graublauen Vorhängen und einen großen Hepplewhite-Kleiderschrank mit unzähligen kleinen Schubladen für Handschuhe, Strümpfe und andere Kleinigkeiten. ln einer der Schubladen fand sie ihren Kamm, mit dem sie zum Kamin ging, während das Dienstmädchen das Feuer entfachte. »Vielen Dank, das ist wunderbar«, sagte Lottie. »Das wäre alles, Harriet.«
»Sehr wohl, Miss. Der Klingelzug ist hier, falls Ihr noch irgendetwas brauchen solltet.«
Lottie ließ sich vor dem Kamin nieder und kämmte ihr feines, glattes Haar, bis die langen, blonden Strähnen von der Hitze der Flammen warm waren. Irgendwo im Haus schlug eine Uhr viermal. Ein Blick durchs Fenster auf den grauen Himmel und die Regentropfen, die gegen die Scheiben prasselten, ließ sie erschaudern. Nur für kurze
Zeit würde sie ihre Zukunftsängste zu vergessen suchen. Sie legte den Kamm beiseite und kroch auf das Bett, zog die Vorhänge zu und lehnte sich in die Kissen zurück.
Binnen weniger Minuten war sie eingeschlafen und schwamm durch einen Schleier angenehmer Bilder und Vorstellungsfetzen ... spazierte durch den Wald in Hampshire ... ließ an einem heißen Tag die Füße in einem kühlen Weiher baumeln ... hielt im Kusstor inne, während ihr der Duft sonnenwarmer Wiesenblumen in die Nase stieg. Sie schloss die Augen und reckte das Kinn empor, um die schwülen Sonnenstrahlen auszukosten, als ein Schmetterlingsflügel sie leicht an der Wange streichte. Von dem sanften Kitzeln hingerissen hielt sie ganz still. Die seidigen Flügelschläge wanderten über ihre Nasenspitze, die empfindliche Haut um ihre Lippen bis hin zu den zarten Mundwinkeln.
In blinder Suche hob sie das Gesicht den warmen Flügelschlägen entgegen und wurde von einem sanften Druck belohnt, der ihr die Lippen öffnete und ihren Lungen ein Stöhnen entlockte. Lord Sydney stand mit ihr unter dem Kusstor, und seine Arme drückten sie gegen das farbige Gitterwerk. Sanft suchte er ihre Lippen mit seinem Mund, und während er seinen Körper gegen den ihren presste, wand sie sich in dem stillen Verlangen, noch fester gehalten zu werden. Anscheinend wusste er genau, wonach sie sich sehnte, denn er schob ihr ein Knie zwischen den Rock, genau gegen den geheimen Ort in ihrer Mitte, der sich geschwollen anfühlte und voll heißer Sehnsucht war. Mit einem Keuchen griff sie in sein seidiges Haar, bis er ihr zuflüsterte, dass sie sich entspannen solle, er würde sich um sie kümmern, ihr helfen, die Erfüllung zu finden ...
»Oh.« Heftig blinzelnd erwachte sie aus dem sinnlichen Traum und musste feststellen, dass sie nicht allein war. Die Vorhänge des Bettes waren zur Seite gezogen, und Nick Gentrys langer, starker Körper war mit dem ihren verschlungen. Eine seiner großen Hände lag auf ihrer Hüfte, während sich sein Bein vertraulich zwischen ihre Schenkel geschoben hatte. Sein Atem strich gegen ihr Ohr und füllte die filigrane Muschel mit feuchter Hitze, dann wanderten seine Lippen langsam zurück zu den ihren, wobei sie überall kleine Flammen hinterließen. Er beendete ihr Protestieren, indem er sie küsste, seine Zunge in ihren Mund eindrang und sich sein Körper auf den ihren schob. Sie konnte die harte, seidige Hitze seiner erregten Männlichkeit durch die Schichten ihrer Kleidung spüren ... ein verhaltener Stoß ... noch einer und noch einer ... und dieses rhythmische Drängen fühlte sich so schrecklich gut an, dass sie sich nicht dazu durchringen konnte, ihm Widerstand zu leisten. Ihre körperliche Erregung hatte Besitz von ihrer Seele ergriffen, und jede Faser ihres Körpers sehnte sich danach, ihn fester, enger, viel enger an sich zu ziehen.
Stattdessen stieß Lottie ihn schließlich von sich, löste ihre Lippen mit einem Schluchzen von den seinen. »Nein.«
Er ließ sie los, und sie rollte sich auf den Bauch, das Kinn aut die Fäuste gestützt. Während sie
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