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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hatte, von einem Lakaien unterbrochen, der die Speisen abräumte, während ein zweiter die Teller mit dem Dessert sowie winzige Gläser mit süßem Wein servierte.
    Sir Ross schlug ein neues Thema an und berichtete von kürzlich eingebrachten Abänderungsanträgen zum Armengesetz, die sowohl er wie auch Gentry unterstützten. Überraschenderweise legte Sophia ihre eigene Meinung zu dem Thema dar und die beiden Männer lauschten ihren Ausführungen mit großer Aufmerksamkeit. Lottie versuchte ihre Verblüffung zu verbergen, denn ihr war jahrelang beigebracht worden, dass eine anständige Dame ihre Ansichten im Beisein von Gentlemen für sich zu behalten habe. Ganz gewiss sollte sie sich nicht zu politischen Sachverhalten äußern, da nur Männer dazu qualifiziert waren, über derart heikle Themen zu debattieren. Und dennoch saß sie hier einem so vornehmen Herrn wie Sir Ross gegenüber, dem es nicht das Geringste auszumachen schien, dass seine Frau ihre Meinung kundtat. Genauso wenig schien Gentry die Freimütigkeit seiner Schwester zu missfallen.
    Vielleicht würde Gentry seiner Frau dieselben Freiheiten zubilligen. Mit diesem angenehmen Gedanken beschäftigt, widmete Lottie sich ihrer Ananascreme, die ausgezeichnet schmeckte. Als sie zum Boden der Schale vorgedrungen war, dachte sie sehnsüchtig, wie schön es wäre, noch eine Portion zu haben. Ihre guten Manieren und die Angst, verfressen zu wirken, machten eine derartige Bitte jedoch undenkbar.
    Als Gentry den wehmütigen Blick gewahrte, mit dem Lottie ihre leere Schale bedachte, stieß er ein leises Lachen aus und schob ihr seinen unangerührten Nachtisch zu. »Du bist noch mehr auf Naschereien versessen als die kleine Amelia«, flüsterte er ihr ins Ohr. Unter seinem warmen Atem stellten sich die Härchen an ihrem Nacken auf.
    »Auf dem Internat gab es keine Desserts«, verteidigte sie sich mit einem schuldbewussten Lächeln.
    Er griff nach seiner Serviette und tupfte ihr damit sanft die Mundwinkel ab. »Ich sehe schon, ich werde alle Hände voll damit zu tun haben, dich für all das zu entschädigen, was du entbehren musstest. Wahrscheinlich willst du von nun an zu jeder Mahlzeit etwas Süßes.«
    Lottie, die gerade dabei war, den Löffel an den Mund zu führen, hielt mitten in der Bewegung inne, blickte in seine warmen, blauen Augen und spürte, wie ihr ganz warm wurde. Es war einfach lächerlich, dass er nur mit diesem liebevollen Unterton in der Stimme zu sprechen brauchte, und sie schon dahinschmolz.
    Sir Ross musterte das Paar mit einem durchdringenden Blick. »Gentry, es gibt da eine Sache, die ich gerne mit dir besprechen würde. Zweifellos gibt es bessere Wege, um dir meine Gedanken bezüglich deiner Zukunft zu unterbreiten, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir keine einfallen wollen. Du bist ein ganz besonderer Fall.« Er setzte ein reumütiges Lächeln auf. »Selbstverständlich ist das eine schamlose Untertreibung, denn die Schicksalsschläge und Wendungen, die dein Leben genommen hat, lassen sich höchstens als bizarr bezeichnen.«
    Gentry lehnte sich mit lässiger Eleganz zurück und wirkte völlig gelassen, obgleich Lottie die Anspannung spürte, die sein Inneres beherrschte. »Ich habe dich nicht gebeten, dir Gedanken um meine Zukunft zu machen.«
    »Dennoch habe ich es getan. In den letzten drei Jahren, in denen ich deinen beruflichen Werdegang mitverfolgt ...«
    »Mitverfolgt?«, unterbrach Gentry ihn trocken. »Manipuliert, dich eingemischt oder an den Fäden gezogen würde es besser treffen.«
    Nach so vielen Jahren im Polizeidienst schien Sir Ross gegen derartige Haarspaltereien immun zu sein und zuckte nur mit den Schultern. »Ich tat nur, was ich für das Beste hielt. Vergiss nicht, dass ich, wenn ich es mit dir zu tun hatte, auch immer an Sophias Interessen denken musste. Sie ist der einzige Grund, weswegen ich dich vorm Galgen bewahrt habe, denn sie glaubte fest daran, dass Gutes in dir steckte. Obgleich ich es damals nicht sah, bin ich mittlerweile gewillt zuzugeben, dass sie Recht hatte. Du bist keineswegs der durchtriebene Schurke, für den ich dich immer gehalten habe.«
    Gentry quittierte die in ein Kompliment verpackte Beleidigung mit einem kühlen Lächeln. »Im Gegenzug möchte ich hiermit klarstellen, dass du nicht der heuchlerische Despot bist, für den ich dich immer gehalten habe.«
    »Nick«, schalt Sophia, wobei sie ihre schlanke Hand auf die viel größere von Sir Ross legte. »Mein Mann hat noch nie in

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