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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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seinem Leben auch nur einen heuchlerischen Gedanken gehegt, und ich kann dir ebenfalls mit aller Entschiedenheit versichern, dass er kein Despot ist. Außerdem ...«
    »Sophia«, unterbrach Sir Ross sie sanft. »Du brauchst mich nicht zu verteidigen.«
    »Aber du bist keiner«, meinte sie beharrlich.
    Er drehte seine Hand, um die ihre zu ergreifen, und für einen kurzen Augenblick betrachteten die beiden ihre ineinander verschränkten Finger mit einer freudigen Hingabe, die unglaublich intim wirkte. Lottie verspürte ein eigentümliches Brennen in der Brust. Wie es sich wohl anfühlte, so sehr zu lieben? Die beiden schienen derart viel Freude aneinander zu haben.
    »Also gut«, meinte Gentry ungeduldig. »Lass uns zur Sache kommen, Cannon. Ich hege nicht das Verlangen, meinen ganzen Hochzeitstag bei euch zu verbringen.«
    Der ehemalige Polizeichef konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen. »Schön, dann werde ich versuchen, mich kurz zu fassen. Seitdem du dich der Bow-Street-Truppe angeschlossen hast, hielt Sir Grant mich über deine Leistungen auf dem Laufenden: deine Nachforschungen, die Zusammenarbeit mit den Wachtmeistern auf ihren Rundgängen, die Verfolgungsjagden, bei denen du immer wieder dein Leben aufs Spiel gesetzt hast. Doch erst der Brand im Haus von Barthas führte mir eindeutig vor Augen, wie sehr du dich in der Zwischenzeit verändert hast.«
    »Ich habe mich nicht verändert«, entgegnete Gentry argwöhnisch.
    »Du hast gelernt, das Leben anderer als genauso wichtig zu erachten wie dein eigenes«, fuhr Sir Ross ungerührt fort. »Du hast dich der Herausforderung gestellt, die ich dir vor drei Jahren antrug, und hast dabei in hohem Maße einen Beitrag zum öffentlichen Wohl geleistet. Und jetzt hast du sogar geheiratet und zwar interessanterweise genau die Art junge Frau, die du vielleicht geheiratet hättest, hätten deine Lebensumstände dich vor langer Zeit nicht um Titel und soziale Stellung gebracht.«
    Gentrys Augen verengten sich zu Schlitzen. »Der Titel kann mir gestohlen bleiben. Heute habe ich weiß Gott keine Verwendung mehr dafür.«
    Der ältere Mann spielte mit seinem Dessertlöffel, wobei er eine Miene zur Schau trug, die ihm den Anschein eines Schachspielers inmitten einer schwierigen Partie verlieh. »Es gibt da etwas bezüglich deines Titels, das du nie so ganz begriffen hast. Er gehört dir, ob du willst oder nicht. Ein Titel verschwindet nicht, bloß, weil man vorzieht, ihn zu ignorieren.«
    »Er tut es, wenn man sich dazu entschließt, ein anderer zu werden.«
    »Aber du bist kein anderer«, erwiderte Sir Ross. »Der echte Nick Gentry starb vor vierzehn Jahren. Du bist Lord Sydney.«
    »Niemand weiß das.«
    »Das«, erklärte Sir Ross ruhig, »wird sich bald ändern.«
    Gentry versteifte sich, während er die Bemerkung verarbeitete. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Nach langem Überlegen habe ich mich dazu entschlossen, den Prozess deiner Rehabilitierung in Adelskreisen an deiner statt in die Wege zu leiten. Neulich erklärte ich deine Situation bei Hof und dem Lordkanzler. Ich habe ihnen nicht nur versichert, dass du tatsächlich der lange verschollene Lord Sydney bist, sondern auch, dass du die finanziellen Mittel besitzt, um den Verpflichtungen des Titels nachzukommen. In etwa zwei Wochen wird der Hofschreiber dir eine Vorladung senden und dich ins House of Lords zitieren. Zu diesem Zeitpunkt werde ich dich öffentlich als Lord Sydney bekannt machen und zwar auf einem Ball, den wir dir zu Ehren geben werden.«
    Gentry sprang vom Tisch auf, wobei sein Stuhl polternd nach hinten zu Boden fiel. »Zum Teufel mit dir, Cannon!«
    Entgeistert über seine Feindseligkeit starrte Lottie ihn an. Gentry reagierte, als sei sein Leben in Gefahr, doch die Bedrohung, der er sich gegenübersah, war nicht wie gewohnt der physischen Art ... es war etwas nicht Greifbares, Heimtückisches ... das einzige Gefängnis, aus dem er nicht ausbrechen konnte. Lottie erahnte die Gedanken, die sich hinter seiner zornig gefurchten Stirn abspielten, und wusste, dass ihr hochintelligenter Mann die plötzliche Zwangslage in Windeseile analysierte und nach einem Ausweg suchte.
    »Ich werde alles abstreiten«, erklärte Gentry.
    Sir Ross betrachtete ihn nachdenklich. »Solltest du das tun, werde ich mit eidesstattlichen Aussagen von mir, Sir Grant, deiner Schwester und zur Not auch noch deiner Frau zu Felde ziehen, um zu beweisen, dass du des Öfteren privat zugegeben hast, Lord Sydney zu sein. Zusammen

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