Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zauber des Highlanders

Im Zauber des Highlanders

Titel: Im Zauber des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
in Georgia besaß, hat er auch verkauft. Die Bullen haben keine Ahnung, wofür er plötzlich so viel Geld gebraucht hat.«
    Zu spät bemerkte Jessi, dass der Wagen vor ihr erneut stehen blieb. Sie trat auf die Bremse und kam nur fünf Zentimeter hinter der Stoßstange des vor ihr fahrenden Autos zum Stehen. Der Typ hinter ihr hupte wütend. Nicht nur einmal kurz, sondern lange, und zusätzlich gab er ihr durch Handzeichen zu verstehen, was er von ihr hielt.
    »Trottel«, schimpfte sie unter Tränen und zeigte ihm den Finger. »Was kann ich denn dafür, dass es nicht weitergeht? Krieg dich wieder ein.«
    Der Verkehr war jetzt die geringste ihrer Sorgen. Sie schloss die Augen.
    Die Polizei wusste nicht, wofür der Professor das Geld gebraucht hatte, aber sie wusste es.
    Wie es schien, war der Spiegel doch ein echtes Relikt, wenn auch - darauf würde sie jetzt jede Wette eingehen - heiße Ware vom Schwarzmarkt.
    Der Professor hatte sich tatsächlich auf eine böse Sache eingelassen.
    »Er wurde mit einer Drahtschlinge erwürgt«, sagte Mark. »Mit einer Garrotte. Kein Mensch tötet heute noch auf diese Weise. Wer macht denn so was?«
    Jessi legte die Hand auf den Hörer und starrte auf die zum Stillstand gekommene Autoschlange. »Was, um alles in der Welt, geht hier vor sich?«, flüsterte sie.
    Mark redete ohne Punkt und Komma weiter. Jessi vernahm sein nervendes Geplapper wie aus weiter Ferne.
    Der Professor und ich hatten heute Abend schon eine gemeinsame Zeit, hatte 'der blonde Mann gesagt. Und sie hatte dieser Bemerkung keine Beachtung geschenkt, weil sie zu sehr mit ihren eigenen Gedanken und Interessen beschäftigt gewesen war.
    Und jetzt war der Professor tot.
    Falsch, dachte sie. Die Kälte kroch ihr bis unter die Haut, als ihr einfiel, was Mark gerade gesagt hatte - Zeitpunkt des Todes war achtzehn Uhr fünfzehn am Montag. Demnach war der Professor bereits tot gewesen, als sie am Abend die Bücher, die er in der Klinik haben wollte, zusammengesucht hatte.
    Während sie in seinem Büro gewesen war, hatte er bereits nicht mehr gelebt.
    »Und jetzt hör dir das an«, erzählte Mark weiter. »Ellis, die Fakultätsleiterin, sagt mir, dass ich die Kurse und Vorlesungen des Professors für den Rest des Trimesters übernehmen soll. Ist das zu fassen? Als ob sie es sich nicht leisten könnten ...«
    »Oh, werd erwachsen, Mark«, fauchte Jessi und beendete das Gespräch.
     
    Als es Jessi schließlich gelang, den Expressway zu verlassen, kurvte sie durch Nebenstraßen, um so schnell wie möglich zum Campus zu kommen.
    Tausend wirre Gedanken schössen ihr durch den Kopf. Und mittendrin leuchtete einer ganz hell und klar.
    Sie musste sich den Spiegel noch einmal anschauen.
    Warum, wusste sie selbst nicht.
    Es war schlichtweg das Einzige, was sie tun konnte. Etwas anderes fiel ihr nicht ein. Sie brachte es nicht über sich, jetzt nach Hause zu fahren. In ihrem gegenwärtigen Gemütszustand würde ihr die Decke auf den Kopf fallen. In der Klinik hatte sie nichts verloren - dort gab es niemanden mehr, den sie besuchen könnte. Sie hatte ein paar gute Freunde, aber die arbeiteten so viel wie sie, also wäre es nicht angebracht, unangemeldet bei ihnen vorbeizuschauen. Und außerdem - was sollte sie sagen? Hey, Ginger, wie geht's dir? Ach, übrigens, entweder bin ich geistesgestört, oder mein Leben hat echte Indiana-Jones-Qualitäten angenommen - angefüllt mit mysteriösen Relikten, gemeinen Schurken und spektakulären audiovisuellen Spezial-Effekten.
    Ein Polzeiabsperrband war quer über die Tür von Professor Keenes Büro gespannt.
    Das hielt Jessi für einen Moment auf. Dann sah sie, dass es sich nur um die Absperrung der Campus-Polizei handelte und zog es weg. Die Anordnungen der Universität zu verletzen erschien ihr kein so schlimmes Vergehen zu sein, wie eine Vorschrift in der wirklichen Welt zu missachten.
    Sie drehte den Schlüssel im Schloss - diesmal achtete sie darauf, ob die Tür tatsächlich verschlossen war - und fragte sich, was sie eigentlich in dem Büro wollte.
    Konversation mit einem Spiegel treiben? Ihre Hände auf das Glas legen? Einen Geist heraufbeschwören? Den Spiegel wie ein Ouija-Brett behandeln?
    Wie es das Schicksal wollte, brauchte sie gar nichts zu tun.
    Sie öffnete die Tür, und ein Lichtkegel vom Flur traf direkt auf das silberne Glas.
    Sie erstarrte. Hielt sich an der Tür fest. Ihr stockte der Atem. Sie war nicht sicher, aber sie glaubte, dass auch ihr Herz einen langen Moment stehen

Weitere Kostenlose Bücher