Im Zauber des Highlanders
um sich abzukühlen - dieser Mann strahlte eindeutig zu viel Hitze aus; sie war zu erschöpft, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können.
Als sie schließlich wieder ins Zimmer kam, sagte sie zu dem Spiegel: »Verschwinde und lass mich schlafen. Wage es ja nicht, mich zu wecken, es sei denn, mein Leben ist in Gefahr. Und ich möchte nicht über das reden, was gerade geschehen ist. Nicht jetzt. Vielleicht nie.«
Cian lachte leise. »Wie du wünschst, Jessica.«
Ihr Magen knurrte lange und schmerzhaft.
Sie tastete nach dem Lichtschalter über dem Nachttisch, knipste die Lampe an, nahm den Telefonhörer ab und drückte auf den Knopf für den Zimmerservice. Als sie einen doppelten Cheeseburger, Pommes und eine große Cola bestellte, brummte Cian im Spiegel: »Nimm das alles mal vier. Und bestell noch etwas Süßes dazu.«
Mit einem Achselzucken kam sie seiner Bitte nach - vermutlich würde er das alles essen, wenn er wieder aus dem Spiegel konnte.
Bis vorhin, als der Spiegel ihn wieder vereinnahmt hatte, war Jessi gar nicht in den Sinn gekommen, sich zu fragen, wie er wieder in dem Ding gelandet war nach der Befreiung in der Nacht, in der er den gedungenen Mörder ausgeschaltet hatte. Zu ihrer Verteidigung konnte sie anführen, dass sie seither viele andere Sachen im Kopf gehabt hatte. Und jetzt kannte sie die Antwort. Augenscheinlich konnte er nicht selbst entscheiden, wann er wieder zurückging. Obwohl sie ihn mit dem Zauberspruch erlösen konnte, war es ihm nicht vergönnt, für längere Zeit in Freiheit zu bleiben.
Das war ein Problem. Wie wollte er sie eigentlich beschützen, wenn er hinter einem silbrigen Glas gefangen war?
Sie legte den Telefonhörer auf die Gabel und funkelte ihn böse an. Gott, der Mann war wunderschön. Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, stockte ihr der Atem. Und darüber vergaß sie all die wichtigen Dinge, über die sie hätte nachdenken müssen. Sie schüttelte den Kopf, um zur Vernunft zu kommen. Es war an der Zeit, Antworten zu finden. »Wie oft und für wie lange kannst du aus dem Spiegel befreit werden?«
Cian lehnte sich an etwas in dem Spiegel, das sie nicht sehen konnte, verschränkte die Arme vor der Brust und kreuzte die Beine an den Knöcheln.
Jessi kniff die Augen ein wenig zusammen. »Moment mal, wie hast du deine Kleider dahinein bekommen?«
»Ich hatte Jahrhunderte Zeit, den Spiegel zu erforschen. Auch wenn mir verborgen geblieben ist, aus welchen Elementen er besteht, habe ich einiges in Erfahrung gebracht. Er wurde hergestellt, um Menschen in Gefangenschaft zu halten, nicht aber leblose Objekte, und ich habe gelernt, Gegenstände, die in meinem Blickfeld liegen, zu mir zu holen.«
Jessi sah sich zwinkernd um. Der Kilt-weg. Die Stiefel - weg. Sogar die Scheide mit dem Dolch lag nicht mehr auf dem Schreibtisch. Offenbar hatte er das alles an sich genommen, als sie geschlafen hatte. Oh, sie hatte eine Million Fragen wegen des Artefaktes. Aber zuallererst musste sie an ihr eigenes Überleben denken. »Also?«, hakte sie nach. »Wie oft?«
Er zuckte mit den Schultern. »Versuch's jetzt noch mal.«
Jessi holte tief Luft. Es wäre ihr wirklich lieber, wenn er im Moment in dem Spiegel bliebe. Sie war nicht bereit, ihn in Fleisch und Blut vor sich zu haben - all dieses wohlgeformte, sexy, lüsterne männliche Fleisch und das kochende Blut. Dennoch musste sie ergründen, in welcher Situation sie sich tatsächlich befanden. Sie rezitierte den Singsang zu seiner Befreiung.
Nichts geschah.
Er neigte den Kopf. »Das dachte ich mir schon. Ich kann deine Frage nicht präzise beantworten. Ich kann dir nur erzählen, was sich in der Vergangenheit zugetragen hat. Gelegentlich, wenn Lucan etwas von mir wollte, hat er mir vorübergehend Freiheit gewährt. Vor etlichen Jahrhunderten hat er mich an vier aufeinander folgenden Tagen aus meinem Kerker gerufen, und die Zeitspannen, die mir der Spiegel gönnte, waren unterschiedlich. An einem Tag hatte ich nur wenige Stunden, am nächsten fünf oder sechs und am vierten einen ganzen Tag und eine Nacht Zeit. Es ist nicht vorhersehbar.«
»Also kannst du jeden Tag einmal da herauskommen, zumindest eine Zeit lang«, stellte sie klar.
»Ja.«
»Das bedeutet, du kannst dein Gefängnis wahrscheinlich bis morgen nicht verlassen.«
Ein Achselzucken. »Keine Ahnung. Du solltest es immer wieder versuchen.«
»Und wie willst du mich beschützen, wenn du nicht aus dem Spiegel kannst?«, erkundigte sie sich.
»Mädchen, wir müssen Lucan nur
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