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Im Zauber des Highlanders

Im Zauber des Highlanders

Titel: Im Zauber des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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sie die Zimmertür angelehnt gelassen, und der Sicherheitsriegel verhinderte, dass sie zuschnappte. Jetzt sprang Jessi auf, hastete zu der Tür, öffnete sie nur so weit, um den Riegel zurückschieben zu können, achtete darauf, von draußen nicht gesehen zu werden, machte die Tür zu und schloss sie ab. Sie hörte Stimmen auf dem Flur und näher kommende Schritte.
    Jessi blieb stehen. Sie hatte zwar nur kurz geschrien, aber sie wusste selbst, was für ein Organ sie hatte.
    Einen Moment später klopfte jemand an.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Ma'am?«, ertönte eine besorgte Männerstimme. »Wir haben ein Zimmer auf demselben Flur und einen Schrei gehört.«
    Ihr Herz hämmerte wie wild, während sie ein paar Mal tief durchatmete. »O ja«, brachte sie heraus. »Alles bestens. Es tut mir Leid, dass ich Sie gestört habe.« Sie zwang sich zu einem unsicheren Lachen. »Da war eine Spinne in der Dusche, und ich leide unter Arachnaphobie. Ich schätze, ich bin ein bisschen durchgedreht.« Sie bemühte sich um einen verlegenen Tonfall.
    Draußen war erst alles still, dann hörte sie ein leises Lachen. »Meine Freunde und ich würden Ihnen gern bei diesem Problem behilflich sein, Ma'am.«
    Männer! Sie konnten so herablassend sein, selbst wenn sie sich einbildeten, sich wie Kavaliere zu benehmen. Jessi hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie vor Spinnen gefürchtet. Und selbst wenn, wäre das bestimmt kein Grund, sich lustig zu machen. Leichen – die jagten ihr Angst ein. Die Menschen konnten nichts für ihre Ängste. Eine ihrer besten Freundinnen, Cheryl Carroll, hatte eine Blumenphobie, und das war ganz gewiss nicht zum Lachen.
    »Nein, nein«, beteuerte sie schnell, »es ist alles in Ordnung. Mein Mann hat sich darum gekümmert.« Sag etwas, hauchte sie in Richtung Spiegel.
    »Ja, es ist alles gut«, sagte Cian. »Nett von Ihnen, dass Sie nachgefragt haben.«
    Jessi funkelte ihn an. Es ist alles gut. Nett von Ihnen ..., wiederholte sie stumm und rümpfte die Nase. Als er eine andere Männerstimme hörte, schlich sich ein etwas distanzierterer Unterton in die Stimme ihres Möchtegern-Retters. »Vielleicht möchten Sie an der Rezeption Bescheid sagen. In den Zimmern dürfte eigentlich kein Ungeziefer sein. Meine Freundin hasst auch Spinnen.«
    »Das mache ich. Danke.« Versch w inde.
    Als sich die Schritte entfernten, sank sie gegen die Tür. Sie beging den Fehler, sich die Augen zu reiben, dabei fiel ihr Blick auf ihre Hände.
    Sie öffnete den Mund, holte Luft - das Vorspiel eines erneuten Schreis.
    »Tu's nicht, Mädchen«, zischte Cian. »Ein zweites Mal wird er dir nicht glauben.«
    Sie schürzte die Lippen und atmete in kleinen, heftigen Stößen aus. Ich werde nicht schreien. Ich werde nicht schreien.
    »Warum hast du sie getötet?«, fragte sie Minuten später, als sie ihrer Stimme wieder trauen konnte.
    »Sieh dir an, was sie in der Hand hat. Ich kann nicht erkennen, was es ist, aber sie hatte vor, dir etwas damit anzutun.«
    Jessi wappnete sich, ging widerstrebend zurück ins Zimmer und schaute auf die Tote hinunter. Ihre linke Hand umschloss einen Gegenstand. Jessi stieß mit dem Fuß dagegen. Eine Einwegspritze rollte über den blutbespritzten Teppich. Jessi schauderte.
    »Jessica, versuch, mich aus dem Spiegel zu rufen.«
    Keiner von beiden rechnete damit, dass es funktionierte. Und sie behielten recht.
    »Nimm die Decke vom Bett und leg sie über die Tote.«
    Sie folgte seiner Aufforderung.
    Die Decke half nicht viel. Statt einer Leiche im Zimmer hatte sie jetzt eine zugedeckte Leiche im Zimmer, die sie nicht sehen konnte - das war sogar noch unheimlicher. Jeder Mensch wusste, dass die echten Schurken nie richtig starben. Gerade wenn man glaubte, sicher vor ihnen zu sein, richteten sie sich wieder auf, sahen sich mit irren Augen um und fuchtelten mit den Armen in der Luft - wie in Night of the LivingDead.
    »Du wirst dir jetzt das Blut abwaschen, Jessica.«
    Sie rührte sich nicht vom Fleck. Auf keinen Fall würde sie sich jetzt unter die Dusche stellen und enden wie die Frau in Psycho.
    »Sie ist tot, Mädchen. Ich schwöre es. Sie war eine Normalsterbliche ohne besondere Fähigkeiten. Geh unter die Dusche.« Er schien keinen Widerspruch zu dulden. »Ich beschütze dich.«
    Nach einem forschenden Blick in seine Augen ging Jessi ins Bad.
     
    Kurz vor Tagesanbruch am Freitag, dem dreizehnten Oktober, starrte Jessi in den Spiegel, schnaubte aufgebracht und leierte zum hundertsten Mal den Spruch

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