Im Zauber des Mondes
angeblich dich liebt, doch nicht mehr als seine Hure. Genau, wie du meine warst. Warum also Zeit mit etwas verschwenden, was du unmöglich empfinden kannst? Körperlich zumindest kenne ich dich gut, von der Narbe an deinem Daumen bis zu dem niedlichen Leberfleck auf deinem hübschen kleinen Hintern.«
»Würdest du dich umdrehen?« sagte sie mit einem seltsamen Unterton. Seine Worte waren beleidigend und beunruhigend, aber vor allem erinnerten sie sie an die verräterischen Male auf ihrem Fleisch. Er durfte sie nicht zu sehen bekommen, sonst würde die Katastrophe sich nicht mehr vermeiden lassen.
»Nein.« Diese knappe Antwort grenzte an Brutalität. Caitlyn musterte ihn einen Moment, dann änderte sie ihre Meinung. Sie würde die Rolle der Hure spielen, die er ihr zugedacht hatte, vielleicht würde er dann gehen, denn dann würde er sie wohl kaum noch haben wollen.
»Nun gut. Wie du schon gesagt hast, ist es völlig sinnlos, in deiner Gegenwart schüchtern zu sein. Ich hatte ganz vergessen, wie gut wir uns gekannt haben. Schließlich ist es doch schon ziemlich lange her.«
»Ein Jahr«, entgegnete er tonlos. Sie kletterte aus der Wanne, sorgsam bemüht, ihn nicht ihre mißbrauchte Rückseite sehen zu lassen. So präsentierte sie ihm scheinbar provokativ ihre nackte Front, und in seine Augen trat ein gefährliches Glitzern, halb Wut, halb Begehren. Sie trocknete sich sorgfältig ab, dann griff sie, äußerlich ruhig und ohne augenfällige Hast, nach dem seidenen Morgenmantel, den Minna über eine Stuhllehne gelegt hatte. Kaum hatte sie ihn angezogen, fühlte sie sich schon ein ganzes Stück wohler. Die Bediensteten hatten sich schon für die Nacht zurückgezogen, und es war unwahrscheinlich, daß Sir Edward nach ihrem gestrigen höllischen Zusammentreffen heute schon wieder vorbeischauen würde. Eine bessere Gelegenheit würde sie nicht bekommen, um ihn davon zu überzeugen, daß sie keine passende Frau für ihn war.
Er musterte ihren Körper, dessen Konturen durch die dünne Seide, die an ihrer stellenweise noch feuchten Haut klebte, gut erkennbar waren. So erlaubte sie sich für einen Moment den Luxus, ihn anzusehen. Bei ihrem ersten Wiedersehen war sie zu erschrocken gewesen, um Details aufnehmen zu können. Jetzt bemerkte sie, daß er älter aussah, der Schmerz hatte Linien durch sein Gesicht gezogen, die in jenen Tagen auf Donoughmore nicht dagewesen waren. Hier und da entdeckte sie sogar ein weißes Haar in seiner schwarzen Mähne. Seine Kleidung war aus feiner schwarzer Wolle und sehr elegant, die hohen schwarzen Stiefel hatten Flecken von der Feuchtigkeit draußen. Das Leinenhemd war leicht verknittert, und sie fragte sich, ob er darunter wohl immer noch ihren Verlobungsring um den Hals trug. Bei dem Gedanken zog sich ihr Herz zusammen.
Er hob die Augen von der Betrachtung ihres Körpers und stellte fest, daß sie ihn ebenso hungrig musterte.
»Du hast dich nicht verändert«, murmelte er, und die Flammen, die in seinen Augen hochsprangen, hätten sie fast die Fassung gekostet.
»Du schon«, entgegnete sie und lachte, ein sorgsam moduliertes kleines Trillern. Eine der Frauen auf der letzten dieser Partys, zu denen die Gentlemen ihre Geliebten mitbringen statt ihrer Frauen, hatte so gelacht. Damals hatte sie es für gewagt gehalten, aber der Effekt auf die umstehenden Gentlemen war prompt und unmißverständlich gewesen. Als jetzt dieses Lachen aus ihrem Mund ertönte, kam die Wirkung auf Connor ebenso prompt und eindeutig. Er sah wütend und angewidert zugleich aus.
»Ich hatte vergessen, wie - wie attraktiv du bist, Connor«, hauchte sie. Sie schürte die Flammen absichtlich. Dann löste sie die goldene Nadel aus ihrem Haar. Als ihr die schwarze Pracht ums Gesicht und über Schultern und Rücken fiel, lächelte sie ihn bewußt provokativ an. Wie erwartet, spannte sich sein Gesicht, aber seine nächste Reaktion hatte sie nicht vorausgesehen. Mit zwei Schritten war er bei ihr und packte ihre Oberarme.
»Schluß damit«, sagte er, funkelte sie an, und seine Finger gruben sich strafend in ihr weiches Fleisch. »Ich werde nicht dulden, daß du dich in meiner Gegenwart wie eine Hure benimmst.«
»Ich benehme mich, wie ich will, in deiner Gegenwart oder anderswo!« fuhr sie ihn an, aus ihrer Pose aufgeschreckt. Er hob die Augenbrauen, dann runzelte er drohend die Stirn.
»Du tust, was ich sage, mein Mädchen. Und ich sage dir, hör auf damit, oder ich werde dir den Hintern versohlen.«
»Leg eine Hand
Weitere Kostenlose Bücher