Im Zauber des Mondes
verschwinden«, entgegnete Connor. Er musterte sie fragend, als er sie unterhakte und auf die Seite führte.
»Beeil dich«, sagte sie und versuchte ihn hinter sich herzuziehen. Um die Tanzfläche herum standen die Menschen dicht gedrängt, und es war nicht einfach, schnell zwischen ihnen durchzukommen, noch weniger ohne Connors Mithilfe. Er schlenderte so gemütlich hinter ihr her, als habe er alle Zeit der Welt. Es war zum Verzweifeln.
»Auf einmal hast du es aber sehr eilig, hier wegzukommen.« Connors Stimme hatte einen nachdenklichen Unterton. »Was ist mit deinem Gentlemanfreund, den du so sehr liebst?«
»Das war gelogen«, sagte Caitlyn und zog an seinem Ärmel. »Ich erkläre dir alles später, aber bitte beeil dich jetzt!«
»Caitlyn!« Sie zuckte zusammen und warf einen ängstlichen Blick hinter sich. Connor blieb wie angewurzelt stehen, und sein Kopf schwang langsam in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war.
»Wo bist du gewesen? Ich habe nach dir gesucht! Es war sehr unhöflich von dir, unsere Gäste einfach allein zu lassen. Und wer ist bitte dieser Gentleman?« Sir Edwards eisige
Stimme ließ Caitlyn einen Schauer über den Rücken laufen. So, wie er auf sie zukam, die Augen so eisig wie seine Stimme, war es offensichtlich, daß er keine Ahnung hatte, daß es Connor war, der neben ihr stand. Seine Wut galt nur ihr. Als Connor ihn sah, zuckte sein Körper zusammen. Die Begegnung, die Caitlyn so sehr gefürchtet hatte, würde sich jetzt nicht mehr verhindern lassen.
»Bitte geh! Bitte! Du kannst später zu mir in die Lisle Street kommen!« flüsterte sie in panischer Angst, obwohl sie wußte, daß es keinen Sinn hatte. Noch während sie ihn anflehte, faßte er nach oben, um die Maske abzunehmen.
»Endlich beginne ich zu verstehen«, sagte Connor und ließ ihre Hand los, als er die Maske vom Gesicht zog. Sir Edward erstarrte, als habe er sich soeben in Stein verwandelt. Sein Gesicht wurde so weiß wie die Wand.
»D'Arcy«, krächzte er. Connor schob die Kapuze seines Dominos zurück und musterte ihn drohend.
Entsetzt beobachtete Caitlyn die beiden. Es war zu spät, um noch etwas retten zu können. Sie hatte ihre Chance vertan. Connors Augen glitzerten gefährlich, als sie auf Sir Edward ruhten. Er war größer und muskulöser als sein Gegner, und in einem fairen Kampf würde es ihm ein leichtes sein, Sir Edward zu schlagen. Aber Sir Edward, immer noch durchsichtig weiß, aber langsam seine Fassung zurückgewinnend, würde nicht fair kämpfen.
»Ich wünsche Euch einen guten Abend, Sir Edward«, sagte Connor mit derart eisiger Höflichkeit, daß Caitlyn das Blut in den Adern stockte. Dann wandten sich Connors glitzernde Augen ihr zu. »Sag mir, mein Liebling, wie hat dieses englische Stinktier dich dazu gebracht, seine Geliebte zu werden?« Seine Stimme hatte fast den Ton einer normalen Unterhaltung. Nur Caitlyn, die ihn so gut kannte, hörte die Wut heraus, die sich langsam in ihm aufbaute. Er hatte nicht mehr viel Zeit, um zu fliehen. Und sie wußte, daß er niemals ohne sie gehen würde. Nicht in diesem Leben.
»Er hat mich nicht gezwungen, ich bin freiwillig mit ihm gegangen. Ich - ich wußte, du würdest wütend sein, darum habe ich es dir nicht gesagt. Oh, bitte geh, und laß uns in Frieden, ja? Um meinetwillen?« Ihre Worte signalisierten Panik, und ihre Augen schickten ihm eine verzweifelte Warnung, aber er stand wie ein Felsen in der Brandung. Er musterte ihr Gesicht interessiert, ehe er sich wieder Sir Edward zuwandte. Die Leute spürten, daß sich eine Szene anbahnte. Zuschauer begannen sich um sie zu versammeln, aber keine der drei Hauptpersonen hatte einen Blick für sie übrig. Sie waren auf sich selbst konzentriert und auf das Drama, das sich zwischen ihnen abspielte.
»Tatsächlich, d'Arcy, sie hat mich Euch vorgezogen«, meinte Sir Edward. »Findet Ihr das so schwer zu glauben? Wie Ihr wißt, habe ich mehr zu bieten. Laßt sie wählen und seht, ob sie nicht zu mir kommt. Überzeugt Euch selbst, daß es ihr eigener, freier Wille ist.«
Sir Edward hatte sich schnell von dem Schock erholt. Caitlyn sah eine Chance, Connor mit heiler Haut davonkommen zu sehen. Wenn sie ihn überzeugen konnte, daß sie freiwillig mit Sir Edward gegangen war, würde er wütend verschwinden und sie den Konsquenzen ihrer Wahl überlassen. Sir Edward wäre über seinen Triumph hocherfreut - auch wenn sie später dafür bezahlen würde. Aber darauf kam es nicht an, wenn der Preis für ihre Freiheit
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