Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
lösten, sagte sie mit einem koketten Augenaufschlag: »Wir sollten uns vielleicht einen möglichst ungestörten Platz für unser Picknick suchen.«
Jack grinste Abby an. »Ist es bloße Lust, die bewirkt, dass ein Kuss der Atmosphäre etwas von ihrer Schwere nimmt? Oder ist es mehr als das?«
»Mehr.« Als Abby ihr Pferd angebunden hatte, raffte sie mit einer Hand den langen Rock ihres Reitkostüms und hakte sich mit der anderen bei Jack unter. »Leidenschaft ist positiv, weil sie die Essenz des Lebens ist. Sie erzeugt einen Funken Licht im Dunkel.«
Sie stiegen in die Niederung hinunter. Maxie, die ihnen die ganze Zeit treu gefolgt war, begann zu winseln. Als Jack sich zu ihr umdrehte, saß die Hündin auf ihren Hinterbeinen und sah so unglücklich aus wie ein treuer Diener, dem etwas Unmögliches abverlangt wurde.
»Sie hat gute Instinkte«, bemerkte Abby, als sie sich bückte, um dem Hund die Ohren zu kraulen. »Würde ich mich als echte Hellseherin erweisen, wenn ich voraussagte, dass dieses magere Tier schon bald ins Haus einzieht und durch Mrs. Watsons Hand richtig fett wird?«
Jack lachte. »Und du sagst, du könntest nicht in die Zukunft schauen.« Er strich der Hündin über den Rücken. »Geh die Pferde hüten, Mädchen.«
Prompt kehrte die Hündin um und humpelte zu der Stelle zurück, wo die Pferde angebunden waren, als hätte sie jedes Wort verstanden. Jacks Belustigung verflog jedoch, als sie durch das kleine Wäldchen auf den Brunnen zugingen. Nicht nur, weil die Atmosphäre immer bedrohlicher wurde, sondern auch, weil er sich mit jedem Schritt schlapper fühlte, als trüge er einen ganzen Berg auf seinem Rücken. Abbys grimmiger Miene nach zu urteilen, erging es ihr nicht anders.
Schließlich erreichten sie die Lichtung mit dem heiligen Brunnen. Die Quelle, die den Brunnen nährte, kam aus einem Spalt in einem großen Fels, der aus dem Berg hervorragte. Das Wasser sammelte sich in einem kleinen Teich darunter und floss von dort in einen Bach. Selbst in den trockensten Sommern war das Wasser immer sauber und reichlich vorhanden gewesen, und üppige Vegetation hatte die Ufer des Teiches und des Baches umgeben.
Heute war die Quelle zu einem feuchten Film auf der Felsoberfläche dahingeschwunden, der Teich nur noch ein schlammiger Tümpel, und die Ufer waren kahl und nicht einmal mehr mit einem bisschen Gras bewachsen.
In stiller Übereinkunft blieben Jack und Abby am Rand der kleinen Lichtung stehen. Abby atmete tief durch. »Es widerstrebt mir, noch näher heranzugehen.«
»Das geht mir auch so.« Das Gefühl von Gefahr und drohendem Unheil war mit jedem Schritt stärker geworden, und der Impuls zu fliehen war schon nahezu überwältigend. »Das hier ist schlimmer als die Angst vor der Schlacht, bei der das Risiko besteht, in tausend Stücke zerfetzt zu werden.«
»Es ist Angst um die Seele, Jack - die tief verwurzelte Überzeugung, dass wir für immer verdammt sein werden, wenn wir der Quelle des Bösen zu nahe kommen. Was natürlich Unsinn ist. Nur Gott kann entscheiden, was aus der Seele eines Menschen wird. Was wir spüren, ist bloß ein Abschreckungszauber, aber der stärkste, den ich je erlebt habe.«
»Da Angst die negativste aller Emotionen ist, ist Scranton vermutlich ein Genie darin, solche Zauber zu erzeugen.« Jack sagte sich, dass er schon tausend Mal hier gewesen war und es nichts zu fürchten gab. Aber sein Herz hämmerte wie bei einem Angriff erstklassiger französischer Kavallerie, als er von Abby wegtrat und die letzten zwanzig Schritte auf das zuging, was einmal ein heiliger Brunnen gewesen war.
»Jack, warte.« Eine Hand schob sich in seine, und Abby passte sich seinen Schritten an, mit kreidebleichem, aber sehr entschlossenem Gesicht.
Jacks Furcht ging auf ein überschaubares Maß zurück. »Zusammen können wir mit allem fertig werden, was Scranton für uns bereithält.« Das ist der Zauber der Ehe, dachte er. Zusammen war man stärker als allein.
Seite an Seite näherten sie sich der Quelle. Obwohl das Gefühl drohenden Unheils zunahm, gelang es Jack, den fast übermächtigen Drang zu beherrschen, sich umzudrehen und die Flucht zu ergreifen.
Als sie die Quelle erreichten, bestürmte die negative Energie sie mit schon nahezu körperlicher Kraft. Es war, wie sich in einer riesigen Trommel zu befinden und von allen Seiten attackiert zu werden. »Abby, ich glaube nicht, dass auch nur einer von zehn Soldaten den Mut aufbringen würde, diese Lichtung mit mir zu
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