Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
stand auch noch immer bei ihnen und schien sich sehr unwohl in seiner Haut zu fühlen, aber er zog sich nicht zurück. Seine Hilfe bot er allerdings auch nicht an. Die Abneigung gegen Magie schien bei ihm besonders tief zu sitzen.
»Unsere Hände sind vereint, der Kreis ist geschlossen, also lasst uns beginnen.« Obwohl Abby sich innerlich wappnete, schwankte sie unter dem Ansturm der vereinten Energien.
Nach ein paar tiefen Atemzügen schaffte sie es, sich zu konzentrieren. Ihre Trance war nicht so tief wie am Tag zuvor, doch sie genügte. Eine allgemeine Untersuchung bestätigte, dass nur der Knochenbruch im Vorderbein eine ernsthafte Verletzung darstellte, aber als sie versuchte, den Knochen zu verschweißen, brachte sie nicht genügend Kraft und Konzentration auf, um die Arbeit zu vollenden.
Diesmal verfügte der Patient über keine eigene Magie, auf die sie zurückgreifen konnte, doch sie schaffte es immerhin, eine Schablone herzustellen und den Heilungsprozess in Gang zu setzen. Obwohl Dancers Bein noch nicht ganz wiederhergestellt war, befand es sich vielleicht schon auf dem besten Weg dorthin, und das musste zunächst einmal genügen.
Abby benutzte den letzten Rest der Energien, um Dancers Körper von Entzündungen zu befreien. Wie Hertford gesagt hatte, griff schon eine Infektion um sich und würde das Pferd töten, wenn nichts dagegen unternommen wurde.
Müde öffnete Abby den Kreis. Sie schwankte und fühlte sich, als wären ihr Geist und Körper nicht mehr ganz miteinander verbunden. Schon das Sprechen war sehr mühevoll. »Mit der Schiene und Hertfords guter Pflege müsste Dancer wieder zur Jagd bereit sein, bevor sein Herr es ist.«
»Oh, vielen, vielen Dank, Miss Abby«, sagte Ella und strahlte, als wäre sie Dancers Besitzerin. Sie streichelte das dunkle Fell. »Ich komme später wieder und striegele ihn, wenn Mr. Hertford nichts dagegen hat. Aber Ihr, Miss Abby, müsst ins Haus zurückgehen und etwas Anständiges essen.« Und damit nahm das Mädchen Abbys Arm und führte sie aus den Stallungen heraus.
Es ist ganz schön weit mit mir gekommen, wenn ich von einer Fünfzehnjährigen Hilfe brauche, dachte Abby. Und da sie spürte, dass sie wieder einer Ohnmacht nahe war, beschloss sie, auf das Essen zu verzichten und gleich zu Bett zu gehen.
Als Abby wieder erwachte, befand sie sich in ihrem eigenen Bett. Judith schlief diesmal nicht neben ihr, aber als Abby sich zur Seite drehte, sah sie die Freundin lesend in einem Sessel neben ihrem Bett. »Ich fühle mich wie zerschlagen«, sagte Abby und merkte, dass ihr Mund wie ausgetrocknet war. »In den letzten beiden Tagen habe ich nichts anderes getan, als zu heilen und zu schlafen.«
Judith legte ihr Buch beiseite und schenkte Wasser in ein Glas. »Trink das, Abby, dann wirst du dich besser fühlen. Du brauchst jetzt gutes Essen und viel Flüssigkeit, und für mindestens vierzehn Tage darfst du nicht mehr heilen. Du bist nicht aus Eisen, Abigail Barton.«
Abby lehnte sich an das Kopfteil ihres Bettes und trank das Wasser in hastigen Zügen. »Glaub mir, das weiß ich, Judith. Ich fühle mich uralt und schwach.« Sie blickte zum Fenster, um den Stand der Sonne einzuschätzen. »Ist schon wieder ein Tag vorbei?«
»Ja. Du hast etwa zwanzig Stunden geschlafen. Die anderen Magier sind heimgegangen. Ich hielt es jedoch für besser zu bleiben, bis du wach und wieder auf den Beinen bist.« Sie schenkte Abby Wasser nach und reichte ihr dann ein Stück Brot mit einer Scheibe Käse und Chutney obendrauf.
Abby nahm einen großen Bissen von dem Brot und Käse und spülte mit dem Wasser nach. Nach einem weiteren Bissen fragte sie: »Wie geht es Lord Frayne?«
»Wohl besser als dir im Augenblick«, erwiderte Judith trocken. »Ashby ist noch immer hier und verbringt die meiste Zeit mit Frayne. Ich mag Ashby - er ist ein bemerkenswert vernünftiger Mensch für einen Herzog. Dieser steife neue Besucher Winslow wohnt im Old Club in der Stadt, aber auch er hält sich fast die ganze Zeit im Haus auf. Fraynes Kammerdiener ist übrigens ebenfalls hier eingezogen und hat den größten Teil der Pflege übernommen.«
Abby aß ihr Brot auf und sah sich hoffnungsvoll um, aber mehr zu essen gab es nicht. »Wir haben nicht mehr so viele schneidige junge Männer im Haus gehabt, seit Richard zur Armee gegangen ist. Kann es sein, dass du unter anderem auch als Anstandswauwau geblieben bist?«
»Der Gedanke ist mir schon gekommen«, gab Judith zu. »Da dein Vater nicht zu
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