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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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hatten. »Sie haben die Polizei eingeschaltet, obwohl wir Sie gewarnt hatten. Jetzt haben Sie denselben Fehler noch einmal gemacht.«
    Meine Knie gaben nach, und ich ließ mich aufs Bett fallen. Ich zitterte wie Espenlaub, und ich sah David an, während ich sprach.
    »Sie bekommen das Geld erst dann, wenn ich meine Tochter habe.« Die Worte kamen so langsam aus meinem Mund, als würde ich jedes einzelne vorab in Blei gießen, doch sie kamen klar und bestimmt und ohne ein Vibrieren in der Stimme.
    »Sie sind nicht in der Lage, Bedingungen zu stellen«, sagte die Stimme.
    »Sie irren sich gewaltig«, sagte ich eisig. »Es ist mir völlig gleichgültig, wer Sie sind. Es ist mir egal, weshalb Sie das alles tun. Ich will lediglich meine Tochter zurück, und ich will sie gesund zurück. Deshalb verspreche ich Ihnen, dass keine Polizei bei der Übergabe dabei sein wird.«
    Dann tat ich etwas, das mir noch fünf Minuten zuvor niemals in den Sinn gekommen wäre.
    Ich legte auf.
    Ich zitterte noch immer wie Espenlaub und starrte auf das Handy in meiner Hand. Ich konnte selbst nicht fassen, was ich da gerade getan hatte.
    »Clara«, sagte David und legte seine Hand beruhigend auf mein Knie. »Sie rufen wieder an.«
    »Und wenn nicht?«, sagte ich und sah das schlimmste Szenario von allen vor mir.
    »Sie wollen das Geld. Solange sie es nicht haben, bist du in einer starken Position. Bitte, glaub daran, trotz allem, was wir besprochen haben.«
    »Und was, wenn sie Josey etwas antun? Was, wenn sie stirbt? Was, wenn sie ihr einen Finger abschneiden oder ein Ohr?«
    Ich hatte versagt. Ich hätte sie wegbringen sollen, wie Groß
es mir geraten hatte, als ich die vier Fotos bekommen hatte. Ich war schuld, wenn ihr etwas geschah.
    »Clara«, sagte David. »Hör mir genau zu.«
    Mühsam die Tränen zurückhaltend, sah ich ihm ins Gesicht.
    »Sie werden wieder anrufen. Okay? Du hast das großartig gemacht.«
    »Ja«, sagte Hazel aus seinem Sessel. »Sie haben das toll gemacht. Und sie werden Ihre Tochter nicht verstümmeln. Wir sind doch nicht in Sizilien.«
    Es war ein fadenscheiniger Trost, doch ich war dankbar, dass er es versucht hatte.
    »Wenn sie vorhaben, dir Josey zurückzugeben, dann werden sie dir einen Vorschlag machen. Der einzige Grund, einem direkten Austausch nicht zuzustimmen, besteht darin, dass sie sie nicht zurückgeben wollen. Und dann wissen wir auch das.«
    »Dann wissen wir auch das«, hallte es in meinem Kopf nach.
    »Die Stimme sagt dir nichts?«, fragte David. »Ein Stimmenverzerrer, oder?«
    Ich nickte.
    »Programme für Stimmenverzerrer kann sich heute jeder kostenlos aus dem Internet herunterladen«, sagte Hazel.
    »Ich weiß«, sagte ich und riss mich zusammen.
    Ich wollte für Josey alles tun, was in meiner Macht stand. Ich konnte vieles weder ändern noch beeinflussen. Aber ich konnte zumindest bestimmen, wie ich auf die Situation reagierte.
    Auf eine Weise, die ich noch nicht verstand, hatte die Vergangenheit meiner Mutter etwas mit den Entführungen meiner Töchter zu tun, und es gab nur noch eine Person, die ich dazu befragen konnte.
    Ich stopfte die Katze in den Rucksack und ging zur Tür.
    »Bis nachher«, sagte ich. Ich hatte noch etwas zu erledigen - ohne David und ohne Hazel.

29
    Ich stieg aus meinem Range Rover, den Hazel während meines Krankenhaus-Intermezzos ins Hotel gefahren hatte, und blieb im Schein einer Straßenlaterne stehen. David und Hazel warteten im Hotel auf mich, Groß dachte, ich wäre noch in meinem Zimmer, Mankiewisc war nach Hamburg zurückgefahren.
    Böiger Wind war wieder aufgekommen und trieb dicke Schneeflocken in mein Gesicht. Blinzelnd betrachtete ich das Haus meiner Schwiegereltern, in das ich vor vielen Jahren so oft gegangen war. Von außen sah es aus wie früher, mit grauem, glattem Zementputz und einer Treppe zum Hauseingang aus gelben Steinfliesen. Vor dem Mauerfall hatten die Häuser in dieser Straße alle den gleichen hellgrauen Putz gehabt, doch schon als Kai beerdigt worden war, hatten ein paar in Gelb, Rosa und Hellblau hinter den Gartenzäunen hervorgegrüßt. Ich fragte mich, ob es inzwischen wohl mehr geworden waren, und schaute die Straße entlang. Schneehauben lagen auf Bäumen und Gartenzäunen, doch Dunkelheit und Schneetreiben verbargen die Nachbarhäuser hinter einer undurchdringlichen Wand. Am Ende der Straße krochen zwei Scheinwerfer langsam aus dem Dunkel hervor. Ein Auto fuhr die Straße hoch. Es war ein großer Wagen. Vielleicht ein

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