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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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ihm meine Hand.
    Er öffnete das Fotoalbum und entnahm ihm zwei Schwarzweißfotos.
    »Das ist Meinhard Laufer«, sagte er und zeigte auf einen jungen Mann, etwa Anfang zwanzig, der neben einem jungen Mädchen im Gras lag. Es winkte strahlend in die Kamera.
    »Rena?«, fragte ich, und Martin nickte.

    »Das hier, das ist er auch. Der Mann dahinter, das ist der junge Brummer. Der Alte wird längst tot sein. Aber vielleicht weiß der ja was über Laufer, wenn du ihn findest. Er heißt Friedrich Alexander Brummer.«
    Es war ein Gruppenbild von ein paar Jungs in Badehosen. Es musste in den vierziger Jahren aufgenommen sein. Rena und meine Mutter saßen hinter den Jungs auf einer Mauer.
    »Wo ist das aufgenommen worden?«, fragte ich.
    »In der alten Badeanstalt. Erinnerst du dich noch? »
    Ich nickte. Das Bad gab es heute noch.
    »Wie hat meine Mutter ihn gefunden?«, fragte ich mehr mich selbst als ihn.
    »Das musst du selbst herausfinden.«
    »Kann ich die Fotos von Laufer und Brummer haben?«
    Martin legte den Kopf zu Seite, als lauschte er. Dann nickte er und gab mir die Fotos.

30
    Es war kurz vor Mitternacht, als ich das Hotel durch den Haupteingang betrat. Groß saß mit David an der Hotelbar. Beide hatten einen Becher mit dampfendem Tee vor sich.
    Die Augen des Kommissars schauten rot vor Müdigkeit aus dem eckigen Gesicht, dem die Erschöpfung jede Farbe genommen hatte.
    »Können Sie nicht einmal kooperieren?«, fragte Groß gereizt. »Können Sie nicht zumindest so tun, als würden Sie mit uns zusammenarbeiten?«
    »Ich muss zurück nach Hamburg«, sagte ich. »Und zwar sofort.«
    Groß hatte einen langen Tag hinter sich. Doch ich hatte den längsten Tag meines Lebens hinter mir, und ich würde nicht zulassen, dass mich irgendjemand auf hielt.

    »Wollen Sie nicht wissen, was die Straßensperren ergeben haben?« Einmal mehr ignorierte nun auch Groß das, was ich gesagt hatte, und ich fragte mich, ob ignorante Gesprächsführung wohl zur Standardausbildung für Kriminalisten gehörte.
    »Nichts«, sagte ich. »Sie haben es nämlich immer noch nicht begriffen. Diese Entführer sind Ihnen einfach voraus. Weshalb können sie das?«
    »Sagen Sie es mir«, sagte Groß ohne jede Aufregung in der Stimme.
    »Weil die zu clever sind«, fuhr ich aufgebracht fort. »Das muss doch inzwischen sogar Ihnen klar sein. Außerdem haben Sie die Lokalpresse informiert.«
    »Das haben wir nicht.« Groß sprach leise, aber bestimmt. »Wahrscheinlich waren es irgendwelche publicitysüchtigen Hotelangestellten. Oder einer der Trauergäste. Wer weiß das schon so genau?« Er rührte mit einer so unbeteiligten Miene in seinem Tee, als wäre er solche Schuldzuweisungen gewöhnt. Ich sah auf seinen Kopf herab, auf dem die kurzen Haare wie Borsten standen.
    Ich schwieg, und schließlich sah er auf.
    »Wir haben eine Sondereinheit gebildet. Wir werden Sie rund um die Uhr bewachen. Zwei Leute stehen jetzt schon zu Hause vor Ihrer Tür, und ich bleibe bei Ihnen und schirme Sie vor der Presse ab. Ich verspreche es Ihnen.«
    »Nein«, sagte ich etwas zu laut und etwas zu hart. »Das ist nicht nötig.«
    Ich schnappte mir meinen Mantel, den ich auf der Lehne des Stuhls abgelegt hatte. »Hören Sie mir doch zumindest einmal zu und schalten Sie nicht immer auf stur«, sagte Groß und wies auf den Sessel ihm gegenüber. Widerwillig setzte ich mich.
    »Es gibt eine Sondereinheit, wie ich gerade sagte.«
    Ich nickte.
    »Normalerweise sind wir in Schleswig-Holstein nicht zuständig. Aber wir haben eine Ausnahmegenehmigung, und wir arbeiten
mit den Kollegen aus Bad Oldesloe und Lübeck zusammen.«
    »Das dachte ich mir«, sagte ich.
    »Die Kollegen haben sich das gesamte Gebiet um Horststätt vorgenommen. Sie kontrollieren jedes leer stehende Gebäude, jedes Haus, jede Scheune, selbst die Hochsitze der Jäger. Sie befragen jeden einzelnen Einwohner. Mankiewisc hat für morgen jeden vorgeladen, der auch nur entfernt mit Ihrer Mutter, Christine Metternich oder Bruchsahl bekannt war.«
    »Das ist ja dann schon mal das ganze Dorf«, sagte ich.
    »Eben. Das wird Mankiewiscs ganz privater Verhörmarathon. Und meiner auch, wenn Sie meine Anwesenheit ablehnen.«
    Ich ignorierte den letzten Satz. »Sie gehen also davon aus, dass wir es mit den alten Entführern zu tun haben?«
    Er musterte mich einen Augenblick nachdenklich. »Nein, Frau Steinfeld, ganz so einfach ist die Sache für uns nicht. Ihre Mutter hatte das Geld von Johannas Entführung. Sie deponierte

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