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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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trinken. Du hast sie doch selbst erlebt. Sie war nicht mehr dieselbe, und ich glaube, sie hat sich mehr vor sich selbst geekelt als vor mir.«
    »Deshalb hast du dich nach Claudias Tod nicht um Katharina gekümmert?«, fragte ich. »Deshalb musste sie in ein Internat? Sie kann doch nichts dafür.«
    »Ich konnte nicht«, sagte er. »Ich wollte sie schützen. Sie war erst sieben. Ich wollte nicht, dass sie erfährt, wessen Tochter sie ist. Ich wollte vor allem nicht, dass mein Vater irgendeinen Einfluss auf sie hat. Ich wollte, dass sie anderswo aufwächst, eine
möglichst unbeschwerte Jugend hat, nachdem sie schon ihre Mutter verloren hatte. Ich habe mich lange mit den Therapeuten beraten. Es war keine leichte Entscheidung, sie in ein Internat zu geben. Doch wir hielten es für das Beste.«
    »Wieso wohnst du dann noch mit deinem Vater in einem Haus?«
    »Ich habe versucht, aus dem Geschäft herauszukommen. Ich hatte 1995 das Angebot, mich für anderthalb Millionen Mark in eine andere Firma einzukaufen. Claudia und ich hätten dadurch zusammen weggehen können. Ich brauchte lediglich einen Vorschuss auf mein Erbe. Doch mein Vater hat es verweigert.«
    »1995?«, fragte ich. »In dem Jahr, als ihr ausgezeichnet wurdet?«
    »Ja, in dem Herbst bekam ich das Angebot.«
    »Und dein Vater sagte Nein«, sagte ich und dachte daran, was ich David alles über Thomas Hart und Mankiewiscs Schlussfolgerungen erzählt hatte.
    »Er hatte die Diagnose Parkinson gerade bekommen. Wenn ich gegangen wäre, wäre die Firma früher oder später zusammengebrochen oder verkauft worden. Claudia wollte auch gar nicht mit mir kommen.«
    Ich hörte ihm zu, während mein Verstand zugleich daran ging, die Informationen in einen Zusammenhang zu bringen, der so offensichtlich auf der Hand lag, dass mir übel wurde. Ich griff zu der Whiskeyflasche. David fragte, ob ich ein Glas wollte, und ich nickte.
    Er stellte es auf den Tisch, und ich versuchte, mir einen Whiskey einzuschenken. Das Zittern begann in den Händen, erfasste die Arme, und ich verschüttete den Alkohol. Ich sprang auf und stürzte zur Küchenzeile, weil ich mich bewegen musste. Weil ich von ihm wegmusste.
    Ich durchwühlte fieberhaft die Schubläden nach einem Lappen, fand endlich einen, ging zurück zum Tisch und wischte den Whiskey auf.

    Er legte seine Hand auf meine.
    »Du denkst, ich hatte etwas mit Johannas Entführung zu tun?«, fragte er leise. Ich sah ihn von der Seite an.
    »Ich wünsche, dass es nicht so ist. Aber du hast ein Motiv.«
    »Zwei«, sagte er ruhig und mit einem Blick, der keine Gefühlsregung verriet. »Ich brauchte Geld und ich hasste meinen Vater. So jedenfalls sah es meine Frau. Sie glaubte bis zum Schluss, ich hätte etwas mit dieser vermasselten Entführung zu tun. Es ist einer der Gründe, weshalb sie sich umgebracht hat. Sie glaubte, ich trüge eine Mitschuld am Tod deiner Tochter, weil ich ihre Tochter entführen wollte und zu dämlich war, es richtig zu machen.«
    Ich ließ mich auf den Stuhl fallen. »Und? Hast du?«
    »Nein.«
    »Ist das die Wahrheit?«
    »Das musst du für dich selbst entscheiden«, sagte er emotionslos. »Dabei kann ich dir nicht helfen. Denn allen Beteuerungen zum Trotz glaubt jeder immer nur das, was er glauben möchte, und kein Schwur kann das auslöschen. Meine Frau glaubte es, und ich hatte keine Chance, es ihr auszureden.«
    »Weiß Katharina, wer ihr Vater ist?«
    »Seit einem Jahr«, sagte David. »Ihre Mutter verfügte, ihr an ihrem achtzehnten Geburtstag einen Brief zu überreichen. Ich hatte keine Ahnung davon, und der Anwalt wusste auch nicht, was in dem Brief stand. Doch seitdem weiß sie, dass ihr Großvater ihr Vater ist. Seitdem kann ich nicht mehr mit ihr reden.«
    »Das ist pervers«, sagte ich.
    »Claudia war krank und nicht mehr sie selbst«, wiederholte er. »Vielleicht hat sie geglaubt, ich würde noch einmal heiraten. Vielleicht wollte sie Katharina so schützen. Ich habe keine Ahnung, wozu das gut war. Doch sie hat es getan.« Er schwieg einen Moment. »Vielleicht wollte sie mir aber auch nur einen letzten Tiefschlag versetzen. Ich weiß es nicht. Aber wenn sie das vorhatte, so ist es ihr glänzend gelungen.«

    »Das arme Mädchen«, sagte ich. »Was für eine Katastrophe.«
    David nickte. »Ja«, sagte er traurig. »Für sie ist es ein Albtraum. Sie fühlt sich von uns allen belogen und verraten. Sie versteckt es hinter ihren Aggressionen.«
    »Was sagt dein Vater dazu?«
    »Sie hat es ihm nie gesagt. Als

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