Im Zeichen der Angst Roman
sind
eine Kriminelle«, sagte Mankiewisc. »Ob Sie Ihre Strafe nun abgesessen haben oder nicht. Das heißt, Sie haben ein kriminelles Potential.«
»Oh, ein Psychologe«, erwiderte ich kühl. »Und weil ich in Ihren Augen einmal getötet habe, kann ich es jederzeit wieder tun oder zumindest dafür sorgen, dass sich jemand anders das Leben nimmt?«
»Ja«, sagte Mankiewisc, »auch wenn es einigen meiner Kollegen nicht gefällt.« Sein Blick traf Groß. »Aber so ist es nun mal erfahrungsgemäß. Doch selbst ich muss zugeben, dass diese Frau sich selbst umgebracht hat. Nur damit Sie verstehen, dass wir trotz unserer Erfahrungen objektiv sind, werte Frau Reporterin: Leonhard Katzenbach hat Sie und die zwei Männer aus dem Haus gehen sehen. Und er hat nur zwei Minuten später jemanden hineingehen sehen. Christine Metternich hat diesem Jemand noch sehr lebendig die Tür geöffnet.«
»Einer Frau oder einem Mann?« Meine Frage entsprang reiner Reporterroutine. Ich hasste Ungenauigkeiten.
»Das hat er nicht erkannt. Er beobachtete das Haus, weil Frau Metternich es so wollte. Die Frau hatte Angst davor, Sie und Ihren Begleitschutz zu treffen. Als er Sie aus dem Haus kommen sah, ist er pinkeln gegangen und hat sich dann ein Bier aus dem Kühlschrank geholt. Er wollte gerade den Fernseher einschalten, als er das Licht in Frau Metternichs Haustür ein zweites Mal bemerkte. Er sah nur noch, wie jemand das Haus betrat und sich die Tür hinter diesem Jemand schloss.«
»Hazel Schweiger hat einen Geländewagen beobachtet, der uns von Hamburg aus folgte«, sagte ich.
»Jemand hat Sie verfolgt?«, fragte Groß. Die Betonung lag auf »Sie«.
Ich nickte. »Seit meiner Wohnung.«
»Sie werden beobachtet?«, fragte Mankiewisc. »Seit wann werden Sie überwacht, und weshalb wissen wir das nicht?« Er schaute kurz zu Groß. »Sie haben eine Drohung erhalten, oder?«
Der Mann kombinierte schnell, in dem Moment sogar zu schnell für mich.
Ich starrte ihn an.
»Nein«, sagte ich dann und wusste, dass ich verräterisch lange gezögert hatte.
»Ihre Mutter besaß in dem Dorf ein Haus. Deshalb waren Sie auch dort.« Mankiewiscs Faust krachte auf den Tisch vor ihm. Der Tisch erzitterte, die Kaffeetassen tanzten auf den Untertassen einen scheppernden Tango.
Groß beugte sich nach hinten. Er fummelte in der Innentasche seiner Jacke herum. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein zerknittertes Foto, das er vor mich auf den Tisch legte. Es war schwarzweiß und körnig. Trotzdem waren die Gestalten gut zu erkennen.
Meine Mutter und eine unbekannte Frau standen an dem Kassenschalter einer Bank. Die Frau trug einen Hut mit einer breiten Krempe. Von ihrem Gesicht war nur das Kinn zu sehen. Sie hatte meine Figur und meine Größe. Hinter ihnen stand ein schmächtiger, älterer Mann mit schütterem Haar.
»Woher haben Sie das?«, fragte ich, weil mir nichts Besseres einfiel.
Die beiden kamen mir langsam vor wie Houdini. Wenn man dachte, der Höhepunkt der Show ist vorbei, zog er immer noch einen weiteren atemberaubenden Trick aus dem Zauberkasten.
»Die Hamburger Bankfiliale Ihrer Mutter. Sie hat dort persönlich Geld abgehoben. Regelmäßig sogar.«
»Das ist ja wohl normal. Schließlich musste sie ja leben, essen, trinken.«
»Sicher«, sagte Groß. »Doch sie hob monatlich im Beisein dieser Frau immer genau 1500 Euro ab.«
»Ja, und?«, fragte ich und beantwortete meine Frage selbst: »Sie vermuten, dass meine Mutter diese Beträge dieser Person gegeben hat?«
Mankiewisc und Groß nickten synchron.
»Wir haben die Videobänder gesichtet. Diese Frau ist jedes Mal dabei, wenn sie diesen Betrag abhebt.«
»Kennen Sie sie?«
Ich schüttelte den Kopf. Das Kinn sagte mir nichts, und es würde auch keinem anderen etwas sagen. Ich erkannte nur den Hut wieder. Diese Frau trug denselben Hut wie die Frau, die ich vor dem Hotel gesehen hatte - und denselben Hut, den ich erst heute an meiner Nichte Rebecca gesehen hatte.
»Woher wissen Sie, dass sie in Horststätt ein Haus hatte?«
Auf Mankiewiscs Stirn pochte die Ader, und in seinem Blick wohnte nackte Wut.
»Von Leonhard Katzenbach, dem ehemaligen Gärtner Ihrer Mutter«, sagte Groß und warf Mankiewisc einen Blick zu, den unbeteiligte Beobachter als Warnung verstanden hätten. Ich verstand ihn jedenfalls so.
Mankiewisc runzelte die buschigen Brauen, und als er sprach, kochte die Wut in seiner Stimme. »Und weil wir hier in Hamburg die Bankfiliale Ihrer Mutter durch ein
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