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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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seitwärts aus dem Sattel gleiten, zog und zerrte an der Leine, um das Packpferd wieder auf die Beine zu bringen. Das Tier versuchte aufzustehen, aber schon waren zwei, drei und mehr Wölfe über ihm. Sein Hals reckte sich, sein Körper verrenkte sich schmerzvoll, während sich die Zähne in dem blutigen Fleisch verbissen. Der entsetzte Stallbursche ließ die Leine los und floh. Das Wiehern des gestürzten Pferdes, einem röchelnden Schluchzen gleich, hallte ihm gespenstisch nach. Im Galopp wandte sich Kubichi im Sattel um. Hoch aufgerichtet spannte sie ihren Bogen. Der Pfeil schoss durch die Luft und erlöste das Pferd von seiner Qual. Die Wölfe jagten die Pferde vor sich her und sprangen an ihnen hoch; ihre Klauen verfingen sich in den Harnischen. Die Reiter schwangen ihre Waffen, durchbohrten jedes Tier, das sie erwischen konnten. Purpurnen Blüten gleich zog das Blut eine Spur bis zum Hang hinauf. Die Reiter sprangen zu Boden. Die Pferde wurden hinter die Felsen gezerrt. Wie bei einer Schlacht stellten sich die Krieger mit dem Rücken gegen die Granitmauer auf, während sich die zähnefletschenden, ausgehungerten Bestien in immer größerer Zahl auf sie stürzten.
    Â»Zündet ein Feuer an!«, brüllte Susanoo. »Beeilt euch!«
    In fliegender Hast häuften Diener Tannenzweige und Gestrüpp zusammen. Andere schleppten einen vom Sturm entwurzelten Baumstamm als Schutzwall heran. Das feuchte Holz brauchte lange, bis es brannte. Endlich züngelten die Flammen auf, Rauch wirbelte in bläulichen Schwaden. Die Männer ließen brennende Zweige kreisen, warfen sie im aufsprühenden Funkenregen auf die Raubtiere. Die Wölfe wichen zurück, schlichen mit gesträubtem Fell und knurrend durch den rot beleuchteten Schnee.
    Susanoo senkte keuchend sein Schwert. »Der Blutgeruch macht sie rasend. Sie werden uns die ganze Nacht keine Ruhe lassen.«
    Â»Sie haben es auf die Pferde abgesehen.« Trotz der Kälte wischte sich Hokiji den Schweiß von der Stirn. »Wir sollten eins von ihnen abschlachten und es ihnen vorwerfen.«
    Susanoos Antwort kam schnell und sarkastisch.
    Â»Wenn Ihr den Appetit der Wölfe noch mehr anregen wollt, macht Ihr gerade den richtigen Vorschlag. Sie werden zuerst dem Pferd und schließlich uns selbst die Knochen abnagen!«
    Hokiji wurde rot und verneigte sich.
    Kubichi trat zu ihnen aus dem Schatten. »Die Zeit drängt. Bald werden sie wieder angreifen.« Ihre Stimme klang erschöpft, aber nicht ängstlich. Sie gab den Dienern ein Zeichen. »Schürt die Flammen noch höher, damit das Feuer weithin sichtbar ist!«
    Â»Was hast du vor?«, fragte Susanoo Kubichi.
    Â»Ich will die heiligen Bären rufen.«
    Susanoos Augen glühten schwarz und glitzernd auf. Obwohl er wusste, welche Macht Kubichi auf die Bären ausübte, wehrte sich seine Vernunft noch immer gegen eine Verbindung, die so völlig außerhalb jeder menschlichen Beziehung stand.
    Sie ahnte seine Gedanken. Ihre Lippen deuteten ein Lächeln an. »Hast du schon vergessen, was ich dir damals erzählte? Ich wurde von einer Bärin zusammen mit ihren Jungen gesäugt …«
    Ihr Lächeln strahlte Stolz und ruhige Gewissheit aus. Er kannte diesen Ausdruck; er hatte ihn schon damals bei ihr gesehen, als er auf dem »Kunne-Iomante« - dem Heiligen Berg - den Eid leistete, der ihn für alle Zeiten an sie band. Bilder zogen vor seinem inneren Auge vorbei: Der rot flackernde Krater des Vulkans; die Bärenpriesterin Emekka, die mit den Händen die glühende Asche aufnahm. Er erinnerte sich an die Gerüste aus Weidenholz, in denen die Kinder des Nordsterns ihre Toten, in weißes Leinen gehüllt, den »Boten des Himmels« überließen. Er spürte, wie er erschauerte.
    Kubichi lächelte immer noch. Ihre Stimme klang sanft und beruhigend, wie das Wispern des Windes in hohen Gräsern. »Die Bären leben in Grotten und treten erst spät ihren Winterschlaf an. Sie werden mich hören und uns zu Hilfe kommen.« Zu der Dienerschaft gewandt, sprach sie: Ȇberwacht das Feuer und fürchtet euch nicht, was immer auch geschehen mag.«
    Sie warf ihre Kapuze zurück. Ihre Züge wirkten friedlich und ernst und in ihren weit geöffneten Augen spiegelte sich der Flammenschein. Sie holte tief Atem und legte die Hände auf ihr Herz. Dann öffnete sie die Lippen. Trotz seiner

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